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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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beschwingt.
    »Symphonie Nummer vierzig in G-Moll«, bestätigte Loki. »Der Klarinette nach zu urteilen die zweite Fassung. Grauenvoll umgesetzt, dennoch das Makelloseste, das diese Gala zu bieten hat.«
    Veden lächelte. Zurück war die heitere Miene. »Sie sind also nicht nur ein Kenner der Malerei, sondern auch der klassischen Musik.«
    »Oh nein. Ich kenne nur die Standardwerke.«
    »Trotzdem verfügen Sie über ein hohes Maß an Wissen aus den verschiedensten Gebieten.«
    Loki hob eine Braue. »Ich verfüge über ein hervorragendes Gedächtnis, Sir Veden.«
    Das Grinsen zeigte jetzt Zähne. »Tatsächlich? Darf ich es testen? Welche Farbe hatte mein Jackett, als wir uns das letzte Mal sahen?«
    Während Loki die Hand ausstreckte, um abzustauben, senkte er den Blick und richtete ihn auf den Zeigefinger, der sachte auf die Zigarette stippte. Die graublauen Pupillen wurden starr. Die Asche rieselte langsam und in wirren Bahnen zu Boden, von kaum merklichen Luftzügen hin und hergeschüttelt, mal hinaufgetragen, mal zur Seite hin weggestoßen. Bis er wieder aufsah und den blauen Augen seines Gegenübers begegnete, waren keine drei Sekunden vergangen.
    Er erwiderte das Lächeln. »Sehr geistreich, Sir Veden. Sie trugen kein Jackett. Ich bezweifle nicht, dass Sie in anderen Aspekten Ihres Lebens genauso einfallsreich sind.«
    Nun neigte Veden den Kopf. »Diesbezüglich stehen Sie mir bestimmt in nichts nach.«
    Einen Moment lauschte Loki erneut der Musik, deren Heiterkeit genauso oberflächlich war wie Vedens Gebaren. Leise sagte er: »Wie finden Sie das Stück, Sir Veden? Dass hinter den feinen, lammfrommen Klängen die Abgründe des menschlichen Empfindens liegen, ist unüberhörbar, finden Sie nicht auch? Und dennoch erzittern sämtliche Zuhörer im Glauben, es läge an der Sanftheit der Symphonie. Ist es nicht immer die Verheißung der Dunkelheit, die uns fasziniert, wenn wir in Licht baden?«
    Veden blies Rauch aus. »Ich muss leider passen, denn die Dunkelheit hat mich noch nie fasziniert. Ich fühle mich vom Licht angezogen, alles andere erscheint mir menschenunwürdig. Wer eine zu lange Zeit in die Dunkelheit geblickt hat, wird dem Licht nicht mehr Herr werden. Ich bekomme eine Gänsehaut von der Sanftheit, Herr von Schallern, nicht von den schweren Klängen.«
    Wieder lächelte Loki über das ganze Gesicht. »Höchst interessant.«
    »Das kann ich so zurückgeben.«
    »Was also hat Sie nach München geführt?«
    »Das sagte ich Ihnen doch bereits: die Aussicht, Sie auf dieser Gala zu treffen.«
    Loki hob die Brauen. »Habe ich nicht erwähnt, dass ich derlei Festlichkeiten nicht schätze?«
    Der Direktor zog nachdenklich an der Zigarillo. »Daran kann ich mich nicht erinnern. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Ich war mir sicher, dass Sie von meiner Anwesenheit erfahren und mir die Ehre geben.« Er ließ die Kippe auf den Boden fallen und trat sie aus. Wie nebenbei sagte er: »Ich gehe davon aus, dass Sie sämtliche meiner Schritte im Auge haben. Das Buch, das ich mir letztens über das Internet bestellt habe, kann ich Ihnen ans Herz legen. Es ist ein sehr gutes Buch.«
    Erneut fanden sich ihre Blicke und versuchten, zueinander durchzudringen, auf der Suche nach irgendeiner Unebenheit, an der sie sich festklammern konnten. Selbst, wenn es eine solche Schwachstelle gegeben hätte, hätte sie nichts genützt; so weit drangen sie nicht zueinander.
    Veden machte jäh einen Schritt nach vorne, sodass er keinen halben Meter von Loki entfernt war, und sah auf den Kleineren hinunter. Jegliche Fröhlichkeit war aus seiner Miene verschwunden. Zum ersten Mal an diesem Abend stand die Kälte nicht nur in seinen Augen. Obwohl sich seine Körperhaltung nicht veränderte, erweckte er trotzdem einen bedrohlichen Anschein. Als er sprach, tat er das sehr leise und so ruhig, dass man glauben konnte, er plaudere ein belangloses Geheimnis aus.
    »Du stehst längst nicht mehr im Licht, Loki . Du stehst in meinem Schatten. Und wenn ich das möchte, wird dich dieser Schatten verschlingen. Du wirst nicht einmal Zeit haben, um zu blinzeln, geschweige denn, den Blick abwärts zu richten. Ich bin nicht wie dieser dämliche Vöge mit seiner alkoholabhängigen Frau, die du mit deinen stillosen Mätzchen vertreiben kannst. Ich bin auch nicht wie dein treuseliger Cousin, der keine Ahnung hat, in welche Fahrwasser er da hineingezogen worden ist. Ich bin Chest . Ich bin derjenige, der dich quält, bis du aus reiner Verzweiflung abkratzt,

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