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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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hing ebenfalls eine. Tim nahm sie.
    »Einer der Scharfschützen hat die Beherrschung verloren«, sagte Loki. »Es ist, wie es immer ist: Wenn einer anfängt, machen alle mit. Der Mensch ist ein so erbärmlich einfaches Tier.« Er seufzte und zog an der Zigarette. »Und da ist auch schon eines dieser Exemplare.«
    Tim hob den Blick und sah Lühnsmann auf sich zukommen.
    Das Gesicht des Kommissars war feuerrot vor Wut. »Ich will einen Bericht!«, rief er, bevor er noch bei ihnen war. »Und zwar einen, in dem genau steht, was da zwischen Ihnen und dem armen Buttscher abgelaufen ist! Ist das klar?«
    Loki sah vollkommen gelassen aus. Hätte er nicht blutverschmierte Knie, hätte man ihm nicht angesehen, was vor wenigen Minuten noch vor sich gegangen war. Seine Mundwinkel lächelten. »Sie haben doch alles mitbekommen, Herr Lühnsmann.«
    »Halten Sie mich nicht für dumm! Ich hab gesehen, dass er noch was zu Ihnen gesagt hat, als Sie ihm den Kopf auf den Mund gepresst haben!«
    Loki deutete auf Tim. »Wir müssen uns jetzt verabschieden. Meinem Kollegen geht es nicht besonders gut nach diesen unheilvollen Vorkommnissen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Herr Kommissar.« Er griff nach Tims Ellbogen und führte ihn über den Platz.
    »Ich will den Bericht morgen!«, blaffte Lühnsmann hinter ihnen her.
    Loki drehte sich noch einmal um. »Hören Sie sich in Yanniks Familie und Freundeskreis um«, sagte er. »Ich denke, Yannik war drogenabhängig.«
    Sie erreichten ihren Wagen, stiegen ein und fuhren los. Tim warf die Zigarettenkippe aus dem offenen Fenster. Als sie an der nächsten Kreuzung abbogen und die Blaulichter damit außer Sicht waren, streckte er den Kopf hinaus und übergab sich.

 
    14
    CHEST
     
    Weißdecke ... dunkler Himmel ... grelles Licht ... Finsternis ... Hinterhof ...
    Das Licht brannte sich in seine Pupillen, es war jetzt nicht mehr abzustreiten. Und jemand brüllte. Die Finsternis schien Löcher in das Licht zu setzen, als würde sich ein Schwarzes Loch durch die Wirklichkeit fressen. Oder bohrte sich das Licht durch die Dunkelheit? Und ständig dieses Gesicht! Überall dieses Gesicht ...
    Wer, zum Teufel, ist denn der Kerl da?
    Diese Stimme! Oh bei Gott, diese Stimme! Dieses Gesicht!
    »Pass auf!«, schrie jemand übernatürlich laut. »Pass auf! Er wird dich erwischen!« Ein Schluchzen folgte.
    In diesem Moment erkannte Chest, dass es seine eigene Stimme war, die so übernatürlich schrie. Dass er es war, der so laut schluchzte. Mit dieser Erkenntnis verflog der Dunst, der ihn von der Wirklichkeit trennte, und mit sich nahm er die Dunkelheit, das Gesicht und die Imagination. Was übrig blieb, war die Weißdecke, ein kratziger Hals und Hora, der sich auf Chests Brustkorb gekniet hatte und mit festem Griff seine Handgelenke umfangen hielt.
    Chest starrte an die Weißdecke hinauf. Als er Hora in die Augen sah, bemerkte er, dass ihm Tränen in den Augen standen.
    »Kann ich dich jetzt loslassen?«, fragte Hora trocken.
    Chest antwortete nicht. In seinem Inneren tobte ein Sturm.
    Hora lockerte den Griff um Chests Handgelenke langsam, nahm dann ein Bein herunter und schließlich auch das andere. Als er vor dem Sofa stand, blickte er noch einen Moment auf Chest hinunter, bevor er einen Joint auf seinen einstigen Klassenkameraden hinunterfallen ließ. Hora drehte sich um, ging zurück zu seinem Labor und setzte sich auf seinen Stuhl.
    Chest packte den Joint mit der Rechten, setzte sich auf und zündete ihn mit zittrigen Fingern an. Er inhalierte zweimal tief und starrte vor sich auf den Boden. Er hatte Mühe, das Toben in seinem Inneren unter Kontrolle zu halten.
    »Vielleicht war das zu früh«, sagte Hora. Und nach ein paar Momenten: »Du wusstest es wirklich nicht mehr?«
    In Chests Kopf setzte jetzt jede Kontrolle aus. Später sollte er keine konkrete Erinnerung an die nächsten fünf Minuten haben.
    Er warf den Stick von sich, sodass er auf dem Sofa landete und dieses in Brand steckte. Hora kam mit einem Satz auf die Beine, griff nach einer Wolldecke und warf sie über die Couch, um das Feuer zu ersticken.
    Mit dem Fuß trat Chest unterdessen das kleine Tischchen vor sich um, während er mit bloßen Fäusten – er war nicht einmal gegenwärtig genug, die Schlagringe überzustreifen – auf das wackelige Holzregal neben dem Sofa einschlug. Ihre wenigen Bücher, eine merkwürdige Porzellanfigur des vorigen Mieters und einige Utensilien Horas, Bestandteile seines Labors, gingen polternd zu Boden und

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