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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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in Scherben auf.
    Im nächsten Moment verschwand Chest in seinem Zimmer, drehte den Schlüssel im Schloss um, ging in die Knie und versuchte, das Gesicht, die Stimme und die Imagination zu vergessen.
     
     
    Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Hora hatte ein paar Mal versucht, mit ihm zu sprechen, doch Chest hatte nicht reagiert. Er hatte Hora nicht daran gehindert, in seinen Kopf einzudringen, denn es war ihm egal. Er war so sehr mit dem beschäftigt, was in der Imagination geschehen war, dass er alles andere nicht wahrnahm.
    Wieder war er daran erinnert worden, was Zeit anzurichten imstande war. Beinahe achtzig Jahre waren vergangen, seit dieses Erlebnis über ihn gekommen war, und jede Sekunde dieser vielen Jahre hatte ihn vergessen lassen.
    Chest war kein Freund des Grübelns. Er hatte gelernt, dass Gedanken nur da waren, um Situationen zu analysieren, aber das war auch schon alles. Er benutzte Gedanken, um Vorteile aus Verhältnissen zu ziehen, für mehr waren sie nicht gut. Phantasien oder Visionen waren nicht sein Metier. Darin war er nicht geschult.
    Und Chest wäre nicht Chest, wenn er sich jetzt diesem Blizzard in seinem Inneren ergeben würde. Er wusste, dass es nur eine einzige Möglichkeit gab, um aufbrausenden Gefühlen zu begegnen: ihnen ins Auge sehen und eisern stehen bleiben, wenn sie alles andere hinwegreißen.
    Gefühle und Gedanken – Hirngespinste.
    Illusionen.
    Deshalb setzte er sich aufrecht auf sein Bett und versorgte stoisch die Wunden, die sein Ausbruch vorhin an seinen Fäusten hinterlassen hatte. Anschließend drehte er sich einen Joint, rauchte ihn, starrte dabei vor sich auf den Boden und sortierte die Gedanken, um den besten Weg zu finden.
    Er musste weitermachen. Er musste herausfinden, wie es geendet hatte.
    Wenn er sich einer Sache sicher war, dann dieser: Die Welt war, wie sie war, weil er diese Vergangenheit hatte. Er stand in der Mitte, er war der Dreh- und Angelpunkt, die Achse, der Auslöser, der all das zum Rollen gebracht hatte. Er wusste das, Hora wusste das, und die Bastarde der GP wussten das auch.
    Chest ballte die Fäuste und blies Rauch aus.
    Manchmal erwachte er morgens und hatte das Gefühl, zum ersten Mal zu erwachen. Alle Erinnerungen waren nur blasse Schatten, der Hauch einer Ahnung, so verschwommen und durchsichtig wie die Nachwirkung eines wirren Traumes. Es war nicht verwunderlich, dass er gewisse Dinge einfach vergessen – oder ausgeschaltet – hatte.
    Hora schien sich zu erinnern. Hora.
    Chests Augen wanderten zur Zimmertür. Er konnte Musik aus dem Nebenraum hören.
    ›Warum erinnerst du dich an jede Sekunde, während ich alles vergesse?‹, fragte Chest.
    Die Antwort erfolgte sofort: ›Weil ich die Zeiten überblicke. Du folgst dem Strom des Lebens im Augenblick, denn mehr ist für dich nicht wichtig. Ich habe den Überblick, wenn du so willst. Ich sehe Zeiten gehen und kommen, sehe deren Verstrickungen, Möglichkeiten und Wendungen. Du siehst nichts davon. Du siehst nur das, was deine Erkenntnis dir ausspuckt.‹
    ›Du betrachtest die Illusionen?‹
    Hora lachte. ›Ich betrachte die Eventualitäten, Chest. Sie haben uns schon mehrfach das Leben gerettet.‹
    Chests Mund verzog sich zu einem verkümmerten Grinsen. ›Du irrst.‹
    ›Wir müssen uns unterhalten, mein Freund. Von Angesicht zu Angesicht.‹
    Chest antwortete nicht. Er starrte wieder vor sich auf den Boden und fing von Neuem an, die Gedanken zu sortieren.
    Er wusste schon sehr bald, dass ihm nicht viele Möglichkeiten blieben. Eigentlich blieb ihm nur eine Einzige.

 
    15
     
    Als der Wecker losschrillte, streckte Tim den Arm aus und betätigte den Schalter, auf dem ganz groß ›Snooze‹ stand. Auf diese Weise konnte er die fünf eingestellten Minuten länger schlafen, ehe das durchdringende Geräusch erneut erklang. Tim ließ den Arm aus dem Bett hängen und hielt die Augen geschlossen. Er tat so, als sei er daheim, als hätte dieses ganze Zombie-Theater nie stattgefunden.
    Seine Glieder fühlten sich steif an, ihm tat der Rücken weh. Wahrscheinlich das Resultat von Lokis Fahrkünsten, die ihn hin und her geworfen hatten wie in einem Fahrgeschäft auf der Kirmes.
    Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken. Automatisch fuhr seine Hand zu der Heckler & Koch auf dem Nachtkästchen, schloss sich um den Griff, und dann setzte er sich mit einer schnellen Bewegung auf und richtete die Waffe in Richtung des Geräuschs.
    Tim zielte auf Loki, der mit übergeschlagenen Beinen am

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