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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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ihn zum Verstummen. »Ganz ruhig, Johnny. Wir müssen gar nichts. Besagten Chest werden wir später besuchen.«
    »Warum?«, war alles, was Tim darauf erwidern konnte.
    Loki lächelte. »Wir konzentrieren uns jetzt vorerst auf die Familie Gerber. Hast du ausgetrunken? Können wir fahren?« Er stand auf und marschierte aus dem Zimmer.
    Tim packte die Tasse, trank den Kaffee mit einem Schluck aus und drückte die Zigarette in den Übertopf. Ihm war klar, dass er keine weiteren Erklärungen von Loki bekommen würde, dass ihm nur eines blieb: abzuwarten und mitzumachen. Also schlüpfte er in seine Turnschuhe und folgte seinem Cousin nach draußen.
    Unzählige Schüler liefen über den Campus und erfüllten die Luft mit Lachen, Rufen und dem dumpfen Geräusch, das ihre Sohlen auf den Pflastersteinen hervorriefen. Während Tim noch immer über den Schülersprecher nachdachte und sich nicht vorstellen konnte, dass dieser tatsächlich in der Lage war, mittels der Imagination Menschen zu Zombies zu machen, tauchte das Objekt seiner Gedanken neben ihnen auf. Tim hatte Mühe, ruhig zu bleiben, seinem Cousin hingegen fiel das gar nicht schwer. Loki schenkte dem Schülersprecher das Mundwinkel-Lächeln.
    »Morgen«, sagte Chester. »Gut geschlafen?« Die eigentliche Frage dahinter war eindeutig: Was ist gestern passiert, dass ihr so plötzlich los musstet ?
    Loki nickte ihm zu. »Sehr gut. Ich darf heute Abend wieder gegen neunzehn Uhr mit dir rechnen?«
    Chester zuckte die Schultern. »Wenn Sie möchten.«
    »Wunderbar. Dann also bis heute Abend.« Loki wandte sich ab und ging auf den Parkplatz zu. Er setzte sich hinter das Steuer, wartete, bis Tim eingestiegen war und fuhr vom Schulgelände.
    Tim verkniff sich seine Fragen. Er kämpfte noch immer mit den widerstreitenden Gefühlen. Außerdem saß ihm der Schreck noch in den Knochen, er hatte schlecht geschlafen. Mehr aus Trotz als aus Genuss zündete er sich eine Zigarette an, schwieg die ganze Fahrt über und sagte auch nichts, als Loki seinen MP3-Player an das Autoradio anschloss und die elektronische Musik durch den Wagen dröhnte. Und er war heilfroh, dass sein Cousin sich mit dem Musikhören begnügte und nicht dazu überging, alle paar Sekunden auf Pause zu schalten und einzelne Tonläufe zu kommentieren, wie er es sonst so gerne tat.
     
     
    Tim war noch nie bei den Gerbers gewesen, aber er wusste von der Karte Lokis, dass sie etwas außerhalb der Innenstadt lebten. Ihn wunderte es deshalb nicht, in ein fast ländlich erscheinendes Wohngebiet zu kommen, in dem sich Einfamilienhäuser aneinander reihten wie versteinerte eineiige Zwillinge. Am Ende einer dieser Straßen hielt Loki schließlich hinter einem Streifenwagen. Pit Lühnsmann und zwei Polizeibeamte standen am Straßenrand und sahen ihnen beim Aussteigen zu.
    »Sie sehen müde aus«, sagte Loki.
    »Sehr witzig.« Der Kommissar machte ein unwirsches Gesicht. »Ich hoffe, Sie haben den Bericht dabei. Ich will wissen, was Yannik Hansen zu Ihnen gesagt hat. Sie haben sich übrigens getäuscht: Er hatte nie etwas mit Drogen am Hut.«
    Tim erinnerte sich schlagartig an den Geruch, den er am Tag zuvor nicht hatte einordnen können: die Ausdünstung von Drogen! Yannik hatte nach Chemie gestunken.
    Lokis Blick war eisern auf das Haus der Gerbers gerichtet. »Wollen wir also?« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er voran, trat an die Haustür aus hellem Kunstholz und klingelte.
    Tim ließ sowohl den Kommissar als auch die Polizisten an sich vorbeigehen und gab sich als Nachhut zufrieden. Er konnte die miese Stimmung Lühnsmanns absolut nachvollziehen. Ihm war selbst nicht danach, zu so früher Stunde Lokis Spinnereien folgen zu müssen. Manchmal hasste er seinen Job wirklich. Und Loki auch.
    Ein Mann Mitte dreißig öffnete die Tür. Das Lächeln, das auf seinen Lippen lag, gefror augenblicklich und wandelte sich in Unglauben. Was auch immer er geglaubt hatte, wer ihn da besuchte, er hatte sich getäuscht. Blinzelnd betrachtete er den ungebetenen Besuch, bis sein Blick erneut Loki fand.
    »Guten Morgen, Herr Gerber. Dürfen wir eintreten, ehe ich Ihnen meine Kollegen vorstelle?«
    Der Mann verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere, ließ den Blick wieder schweifen. Mit einer Hand griff er sich an den Kragen seines grobmaschigen graublauen Pullovers, der einen Tick heller war als sein Haar, dann ließ er die Hand sinken und legte sie stattdessen auf die ausgewaschene Jeans, die an den Beinsäumen ausgefranst

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