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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Vermisstenanzeige verlassen. Natürlich haben nicht die Gerbers selbst den Flug gebucht und bezahlt, das hat die Großmutter in Holland getan. Letztes Jahr ist leider der liebe Neffe der Gerbers an Darmkrebs in einer Hamburger Klinik verstorben, in der man sich Hilfe von einem Spezialisten erhofft hat. Ein tragischer Schicksalsschlag, der der Familie Gerber allerdings zugute kam. Denn raten Sie, was mit seinem Pass geschehen ist.« Wieder grinste Loki. »Sehr richtig: Er ist als verloren gemeldet worden. Sie sehen den angestrichenen Namen auf der Passagierliste? Das ist der verstorbene Sohn von Frau Gerbers Schwester, die ebenfalls in Holland wohnt. Es ist der Name, unter dem Kevin ausgereist ist.«
    Erneut herrschte Schweigen. Tim lehnte sich im Stuhl zurück, in der Hand die Tasse haltend, und betrachtete das Ehepaar, während er über das Gesagte nachdachte. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war der Sekundenzeiger der schlichten weißen Uhr, die über der Couchgarnitur im Wohnbereich gleichgültig vor sich hintickte. Die Gerbers hingegen wirkten völlig losgelöst, als seien sie nicht mehr Bestandteil von Raum und Zeit. Sämtliche Muskelanspannung schien nachgelassen zu haben; in ehelichem Gleichklang ergaben sie sich dem Schicksal.
    »Geben Sie zu, dass es sich so verhalten hat?«, fragte Loki schließlich.
    Ohne sich zu bewegen, erwiderte Herr Gerber: »Ich will meinen Anwalt anrufen.«
    Loki nickte. »Die Beweislast ist ohnehin erdrückend. Ich würde sagen, Sie hatten das Pech, als Trittbrettfahrer auf den falschen Fall aufzuspringen, denn in diesem ermittle zufällig ich.«
    Lühnsmann legte die Zettel übereinander auf dem Tisch ab, strich sie glatt, richtete die Augen auf das Ehepaar und musterte sie. Sein Blick fand schließlich Loki. Die beiden sahen sich stumm an, dann stieß der Kommissar ein tiefes Seufzen aus und kam schwerfällig auf die Beine. Er bedeutete den Streifenpolizisten, aufzustehen.
    »Frau Gerber, Herr Gerber, ich verhafte Sie wegen arglistiger Täuschung, Behinderung der Staatsgewalt, wegen vorsätzlichem Betrugs ...« Er hielt inne. »Den Rest zähle ich jetzt nicht auf. Das Kaffeekränzchen ist damit beendet!«
     
     
    Während sich Lühnsmann zehn Minuten später auf den Beifahrersitz des Streifenwagens zwängte und die Beamten die Verhafteten auf die Rückbank des Wagens bugsierten, drehte Loki den Volvo in der Hofeinfahrt der Gerbers um.
    »Wie fandest du mich?«, fragte er.
    »Umwerfend. Aber du musst unbedingt am Spannungsbogen arbeiten.« Tim fing das Lächeln seines Cousins auf und erwiderte es. »Wie bist du innerhalb so kurzer Zeit an all diese Informationen gekommen?«, fragte er. »Sonst brauchst du für so einen Fall mindestens zwei Tage, allein schon, um auf die Rückmeldungen zu warten.«
    Loki lächelte zufrieden. »Die Gerbers sind Amateure, mein Lieber. Lass es mich salopp ausdrücken: Sie waren tatsächlich so kreuzdumm, sich über alle Einzelheiten per privater Nachricht über Facebook mit der Großmutter auszutauschen.«
    Tim grinste. Er reichte seinem Cousin eine Zigarette.

 
    16
    CHEST
     
    Chest saß auf seinem Bett, sortierte die Gedanken und hielt den Kopf leicht schief, sah ins Leere. Er saß aufrecht wie ein Gepard auf der Pirsch, der trotz – oder vielleicht aufgrund –  seines Wissens um seine Schnelligkeit jederzeit bereit war, loszustürmen.
    ›Ich muss weiter zurück‹, sagte er.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass selbst Gedanken-Worte, welche er mit Hora tauschte, emotional sein konnten. Chest musste an das denken, was ihm sein Mentor einst in einem seiner endlosen, unzähligen Vorträge gesagt hatte: Worte sind nur Geräusche. Ein Wort selbst ist nur ein Laut, den dein Mund ausspuckt. Dieses Geräusch soll deinem Gegenüber erklären, was du fühlst? Ein Geräusch? Haha! Niemals!
    ›Ich muss so weit zurück, wie es nur geht. Ich muss zuerst durch meine Kindheit‹, sagte er und horchte auf das, was ihm seine eigene Stimme verriet, nämlich nichts. Seine Stimme war tonlos. Nein, nicht tonlos – sie war tot. Selbst die Seelenlosen besaßen mehr Emotion in dem, was sie von sich gaben. So mochte sich die Stimme des Satans persönlich anhören.
    ›Wir müssen reden‹, antwortete Hora, ›von Angesicht zu Angesicht.‹
    Chest schüttelte kaum merklich den Kopf. Sein Blick wanderte zur Tür, die ihn von seinem Mentor trennte und ihm die Sicht auf Hora nahm. Er wusste, dass Hora direkt hinter der Tür stand, er konnte es fühlen.
    ›Du

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