Venus 03 - Krieg auf der Venus
furchtsam umblickte. Mein Flugzeug hatte er noch nicht entdeckt, denn seine Aufmerksamkeit wurde von einem Verfolger in Anspruch ge nommen – einem löwenähnlichen Raubtier, das ich kannte; ich hatte mit Tharbans schon unangenehme Erfahrungen gemacht und wußte, daß dieses Tier kurz vor dem Angriff stand. Ich setz te eben noch rechtzeitig zum Sturzflug an, zog meine Pistole und gab einen Strahlschuß auf das heranschnellende Monstrum ab, gerade als ich die Maschine wieder hochzog. Es war wohl mehr Glück Treffsicherheit, das mich mein Ziel finden ließ. Sanft setzte ich hinter dem Mann auf.
Ich weiß nicht, warum er keinen Fluchtversuch unternahm; si cherlich hatte ihn das Flugzeug zu Tode erschreckt. Jedenfalls rührte er sich nicht vom Fleck, als ich näher heranrollte und schließlich zu Boden sprang.
Vorsichtig trat ich auf ihn zu. Er war ein unscheinbarer Bur sche mit einem Lendentuch, das fast wie ein Rock wirkte. Um den Hals trug er mehrere farbenfrohe Ketten; dazu weiße Arm ringe, Broschen und Knöchelringe. Er hatte langes schwarzes Haar, das an den Schläfen zu Knoten gewunden war, in denen kleine farbige Federn steckten. Bewaffnet war er mit Schwert, Speer und Jagdmesser.
Vorsichtig wich er einige Schritte zurück. »Wer bist du?« fragte er auf amtorisch. »Ich will dich nicht töten, aber wenn du noch näher kommst, bleibt mir nichts anderes übrig. Was willst du?«
»Ich will dir nichts tun«, erwiderte ich. »Ich möchte nur mit dir sprechen.«
»Sage mir zuerst, warum du den Tharban umgebracht hast, der mich töten und fressen wollte.«
»Damit er dich nicht tötet und frißt.«
Er schüttelte den Kopf. »Seltsam. Du kennst mich nicht, warum willst du dann mein Leben retten?«
»Weil wir beide Männer sind.«
»Das klingt gut«, erwiderte er. »Wenn alle so dächten, würden wir sicher besser behandelt. Aber die meisten hätten auch dann sicher große Angst. Was ist das für ein Ding, in dem du ge flogen bist? Ich sehe, daß es kein Tier ist – warum stürzt es nicht zu Boden und tötet dich?«
Ich verspürte wenig Neigung, ihm die Probleme der Aeronautik zu erklären, und sagte ihm daher nur, daß das Flugzeug oben bliebe, weil ich es so wollte.
»Du mußt ein mächtiger Mann sein«, sagte er bewundernd, »Wie ist dein Name?«
»Carson – und wie heißt du?«
»Lula«, erwiderte er. »Aber sag mir – Carson ist ein selt samer Name für einen Mann. Klingt eher wie ein Frauenname.«
»Mehr als Lula?« fragte ich und unterdrückte ein Lächeln.
»O ja – Lula ist ein sehr männlicher Name, ein sehr hübscher Name, findest du nicht auch?«
»Gewiß«, sagte ich beruhigend. »Sag mir, wo wohnst du, Lula?«
Er deutete in die Richtung, aus der ich eben gekommen war. »Ich lebe in Houtomai im Kleinen Cañon.«
»Und wie weit ist es bis dahin?«
»Oh, zwei Kloobob.«
Das waren nur etwa vier Kilometer, und ich hatte das ganze Hügelgebiet doch schon vergeblich abgesucht!
»Vor einiger Zeit habe ich eine Gruppe weiblicher Krieger mit Schwertern und Speeren gesehen«, sagte ich. »Weißt du viel leicht, wo sie wohnen?«
»Oh, vielleicht in Houtomai, vielleicht auch in einem der anderen Dörfer der Gegend. Wir Samary haben viele Dörfer – wir sind sehr mächtig. Hatte eine der Frauen eine große Narbe auf der Wange?«
»Ich hatte eigentlich nicht die Zeit, das festzustellen.«
»Es hätte Bund sein können – Bund ist meine Gattin. Sie ist sehr stark und müßte eigentlich Häuptling sein.« Er sagte Jong, was eigentlich König bedeutet, aber die Bezeichnung Häuptling scheint mir hier besser zu passen.
»Bringst du mich nach Houtomai?« fragte ich.
»Gnade dir der Himmel – nein! Sie würden dich umbringen! Männer gefallen ihnen nicht sehr, und sie töten jeden Fremden, der sich in die Gegend verläuft. Sie würden auch uns umbringen, wenn sie dann nicht befürchten müßten, daß der Stamm ausstirbt. Manchmal werden sie so wütend, daß sie einen von uns töten, und ich bin erst gestern Bund entwischt und habe mich die Nacht über versteckt. Ich hoffe, daß sie sich inzwischen beruhigt hat und ich mich wieder sehen lassen kann.«
»Nehmen wir einmal an, die Frauen hätten ein fremdes Mäd chen gefangen«, fragte ich. »Was würden sie mit ihr machen?«
»Wahrscheinlich müßte die Gefangene als Sklavin arbeiten.«
»Und würde man sie gut behandeln?«
»Die Frauen behandeln niemanden gut – außer sich selbst.«
»Aber sie würden ihre Sklavin doch nicht
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