Venus 03 - Krieg auf der Venus
hier war. Sie mußte mich für tot halten, und wie ich Duare kannte, nahm sie sich aus Kummer vielleicht das Leben.
»Komm zur Seite – ich muß mit dir reden!« flüsterte ich Lula zu.
»Verschwinde – ich kenne dich nicht!«
»Und ob du mich kennst! Wenn du jetzt nicht sofort kommst, erzähle ich den anderen, was du den ganzen Nachmittag ge macht hast!«
»Schon gut«, sagte Lula furchtsam und erhob sich. Vorsichtig zogen wir uns in den Schatten zurück.
Ich deutete auf die Frauen. »Ist Bund mit am Feuer?«
»Ja, die Große, die uns den Rücken zugewendet hat.«
»Hat sie ihre Sklavin bei sich in der Höhle?«
»Ja, wahrscheinlich mit einer anderen Sklavin, die das Mäd chen bewachen soll.«
»Wo ist Bunds Höhle?«
»Oben am dritten Grat.«
»Bring mich hin«, sagte ich.
»Hältst du mich für verrückt?«
»Du darfst dich doch da oben aufhalten, oder nicht?«
»Aber ich würde niemals Bunds Höhle betreten, wenn sie es nicht befohlen hat.«
»Du brauchst sie mir nur zu zeigen.«
Zögernd kratzte er sich am Kopf. »Naja, dann werde ich dich wenigstens los. Aber vergiß nicht, was du mir versprochen hast.«
Ich folgte ihm über wacklige Leitern zur zweiten Reihe Höh len, aber als wir gerade in die dritte Etage steigen wollten, ka men uns zwei Frauen entgegen.
»Komm!« flüsterte Lula in panischem Entsetzen. Hastig führ te er mich auf dem schmalen Grat entlang, der vor den Höhlen verlief, und blieb am Ende zitternd stehen. »Das war knapp!« keuchte er. »Obwohl du jetzt schwarzes Haar hast, siehst du doch nicht wie einer von uns aus. Du bist viel zu groß, fast so groß wie die Frauen – und auch das Ding da würde dich verra ten. Wirf es lieber weg.«
Er deutete auf meine Pistole, die einzige Waffe, die ich außer einem guten Jagdmesser bei mir führte. Lulas Vorschlag war ebenso abwegig wie naiv. Ich hatte nicht die Absicht, mich von meinen Waffen zu trennen. Aber ich verschob die Pistole am Gürtel, so daß sie von meinem Lendentuch bedeckt wurde.
Während wir darauf warteten, daß die beiden Frauen nach unten stiegen, beobachtete ich die Szene unter uns. Die Frauen am Feuer waren breitschultrig und hatten kräftige Glieder und männliche Gesichter. Es fiel schwer, sie für Frauen zu halten. Plötzlich gerieten zwei in Streit, begannen sich zu beschimpfen und gingen dann aufeinander los. Auch ihr Kampfstil hatte nichts Weibliches an sich. Die Auseinandersetzung erinnerte mich vielmehr an einen Gladiatorenkampf.
Die Männer dagegen hielten sich verschreckt zurück. Im Ver gleich zu den Frauen wirkten sie klein und zerbrechlich.
Inzwischen war der Weg nach oben frei, und gleich darauf standen wir auf dem dritten Grat. Lula sagte mir, daß die dritte Öffnung links Bunds Höhle wäre.
»Wo sind die Höhlen der Männer?« fragte ich ihn, ehe er mir entwischen konnte.
»Ganz oben.«
»Und deine?«
»Die letzte Höhle links. Ich lege mich jetzt dort schlafen und hoffe, daß ich dich nie wiedersehe!« Er zitterte wie Espenlaub. Es war kaum verstellbar, daß sich seine Furcht auf eine Frau bezog. Dagegen mußte ich daran denken, wie mutig er dem Tharban gegenübergetreten war. Kopfschüttelnd wandte ich mich der Höhle zu.
3
Aus der dunklen Öffnung drang kein Laut.
»Hallo!« rief ich hinein. Nach einiger Zeit antwortete mir eine schläfrige weibliche Stimme: »Wer ist denn da? Was willst du?«
»Bund möchte ihre neue Sklavin sehen. Ich soll sie abholen.«
Jemand bewegte sich in der Höhle, und gleich darauf kroch eine zerzaust aussehende Frau heraus. Ich war sicher, daß sie mein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, und ver suchte meine Stimme möglichst unterwürfig klingen zu lassen.
»Was will Bund von ihr?« fragte die Frau.
»Wie soll ich das wissen?«
»Seltsam, Bund hat mir vorhin gesagt, daß ich sie unter kei nen Umständen aus der Höhle lassen soll. Aber da kommt sie ja selbst.«
Ich warf einen Blick nach unten. Der Kampf war beendet, und die Frauen kamen die Leitern herauf. Es wurde gefährlich. Da ich für Duare im Augenblick nichts tun konnte, trat ich hastig den Rückzug an.
»Dann hat es sich Bund wahrscheinlich anders überlegt«, sagte ich, kehrte zur Leiter zurück und begann schnell nach oben zu klettern. Zum Glück war die Sklavin noch zu schläfrig, um sich über meine seltsame Geschichte zu wundern.
Vorsichtig tastete ich mich in Lulas Höhle. »Hallo!« flüsterte ich.
»Du schon wieder?« stöhnte Lula.
»Ja, dein lieber alter
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