Venus und ihr Krieger
Kline. Während er an einer der gefüllten Teigtaschen kaute, winkte er das größere Mädchen heran.
»Valeria, setz dich zu mir. Deine Kinderfrau hat mir erzählt, dass du schon ein griechisches Gedicht aufsagen kannst. Ich bin sehr stolz auf dich, dass du so gut lernst. Auch dein Lehrer ist zufrieden mit dir.« Er reichte dem Mädchen eine Teigtasche.
»Gib dem Mädchen nicht so viel zu essen, sie wird sonst so kräftig wie eine Faustkämpferin«, rügte Romelia und betrachtete den schlanken Körper des Mädchens. Sie würde die Kinderfrau darauf hinweisen müssen, die Brust des Mädchens zu binden, damit sie nicht zu üppig wurde. Nichts war in der römischen Gesellschaft für ein Mädchen wichtiger als die Schönheit, wollte sie einmal eine gute Partie machen.
Valeria blickte ihren Vater an und lächelte. »Heute will der griechische Lehrer uns von den Blumenfeen erzählen. Der Unterricht findet im Garten statt. Vater, darf ich dir dann einen Kranz aus Blumen flechten?«
»Natürlich darfst du das, mein Liebling. Und du sollst dich auch mit Blumen schmücken, dann siehst du besonders hübsch aus.« Verschwitzt und mit roten Gesichtern betraten die beiden Knaben den Speisesaal. Sie trugen leichte, zimtfarbene Tuniken voller Schmutzflecke.
Valerius lachte. »Am frühen Morgen schon Streit, ihr beiden?« Betreten schauten die Knaben zu Boden.
Romelia hatte es sich bereits auf einer der Liegen bequem gemacht und nippte am Wein. Mit einer lässigen Handbewegung bedeutete sie der Kinderfrau, die Knaben zu waschen und umzukleiden.
»Severus, dein Ausfallschritt ist gut«, rief der Senator hinterher, als die beiden den Saal verlassen wollten. »Du musst nur den Oberkörper etwas mehr drehen.«
»Sie sollen nicht fechten, sondern lernen«, murrte Romelia. »Ihr griechischer Lehrer beklagte sich, dass sie kein Interesse an der Mathematik hätten.«
»Dann kümmere dich darum, dass sie wieder Interesse bekommen«, sagte er kauend. »Kindererziehung ist schließlich deine Sache. Es wird Zeit, dass ich Severus in eine Schule gebe. Man hat mir die Schule des Propius empfohlen. Sie ist sehr teuer, dafür aber nur für Patrizier zugelassen.«
Romelia schwieg. Sie mochte es nicht, wenn sich ihr Gatte in ihre Angelegenheiten einmischte. Ihre Aufgabe war, den riesigen Hausstand des Senators zu beaufsichtigen. Einhundertsiebzehn Sklaven waren allein im Haus beschäftigt, dazu noch einige Freigelassene, nicht mitgerechnet die griechischen Lehrer der Kinder.
Romelia stammte ebenfalls aus einem vornehmen und reichen Hause. Sie besaß Häuser in Rom, deren Mieteinnahmen ihr ein kleines Vermögen bescherten. Aber es war immer noch winzig im Vergleich zu den Einnahmen ihres Gatten aus dem Senatorenamt, die pro Jahr mehr als eine Million Sesterzen betrugen. Während er das Geld verdiente, verstand es Romelia, mit klugem und kühlem Geist das Vermögen zu verwalten, den riesigen Hausstand zu organisieren und den Wohlstand zu mehren. Sie war hoch gebildet, in den Wissenschaften wie in den Künsten gelehrt.
Als sie mit sechzehn Jahren die Frau des um das Doppelte älteren Valerius wurde, wusste sie bereits, was für ein luxuriöses Leben sie erwartete. Valerius Severus Atticus war bereits damals ein hoch angesehener, reicher und bekannter Mann in Rom. Romelias Schönheit hatte ihn gefangen genommen und er wusste, mit der klugen und umtriebigen Frau hatte er eine gute Wahl getroffen. Sie hielt das Haus mit eiserner Hand zusammen, wusste um eine sorgsame und seinem Stand angemessene Führung des Hausstandes und ließ keine Unregelmäßigkeiten zu. Der Verwalter Tibull, ein freigelassener Sklave mit guter mathematischer Bildung, half ihr dabei. Er war seinem Herrn seit Jahren ergeben und blieb auch nach seiner Freilassung in dessen Diensten.
Sie schenkte ihrem Mann zwei Söhne und zwei Töchter, die der Senator über alles liebte. Die Betreuung der Kinder überließ sie jedoch Kinderfrauen, griechischen Sklavinnen, die am besten mit Kindern umgehen konnten.
»Meine Sänfte steht bereit«, sagte der Senator mit einem Blick auf einen rot gekleideten Sklaven, der an der Tür des Speisesaales stehen blieb und sich schweigend verbeugte.
Romelia erhob sich ebenfalls und begleitete ihren Gatten bis zur Tür des Speisesaales. Den privaten Trakt des Hauses wollte sie nicht verlassen, die Empfangshalle wimmelte immer noch von den zahlreichen Klienten des Senators, die auf sein Erscheinen warteten.
Valerius beugte sich zu ihr herab und
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