Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
zu den Markthallen bog, prallte er zurück. Zwei Männer kamen ihm entgegen, die scheinbar gelangweilt über den Markt schlenderten. Doch statt der Auslagen blickten sie den Leuten ins Gesicht, beobachteten die Menschen rings herum und befragten einige der Händler. Krampfhaft überlegte Claudius, woher er diese Männer kannte. Er setzte zum ersten Mal seinen Fuß in diese Stadt und es war unmöglich, dass er hier jemanden kannte. Andererseits konnte es gut möglich sein, dass Reisende aus Rom in dieser Hafenstadt Geschäfte zu erledigen hatten. Doch wozu fragten sie dann die Händler aus?
    Claudius bedeckte seinen Kopf mit dem kapuzenähnlichen Schulterwurf seines Mantels und näherte sich den beiden unauffällig, indem er scheinbar interessiert die Auslagen der Bretterbuden betrachtete. Doch als er unmittelbar neben den beiden stand, durchfuhr es ihn siedend heiß. Es waren zwei Gladiatoren aus Pompeji! Er kannte sie vom Training her. Einige Male hatte die Ausbildung auf dem Kasernengelände in Capua stattgefunden und auch pompejanische Gladiatoren hatten teilgenommen. Gegen einen dieser beiden hatte Claudius einmal gekämpft. Er erkannte es an einer auffälligen Narbe, die er im Gesicht trug. Während er sich über ein paar Ballen Baumwollstoffe beugte und deren Qualität überprüfte, lauschte er, was die beiden die Händler fragten. Sie suchten einen Mann mit einer hoch gewachsenen, blonden Frau!
    Der Händler schüttelte bedauernd den Kopf und die beiden schlenderten langsam weiter. Alarmiert verließ Claudius den Markt und eilte zur Herberge zurück. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Pila sich in Gefahr befand. Irgendwann musste Romelia bemerkt haben, dass die Spur nach Brundisium in die Irre führte, und sie hatte Leute angeworben, die sie im ganzen Land suchten! Und natürlich war den Verfolgern auch klar, dass die Flüchtenden sich wahrscheinlich nicht auf der Via Appia befanden, sondern Seitenstraßen benutzten. Und diese Straße über Ariminum führte direkt zu den Alpenpässen ins Noricum!
    Als die Tür aufging, sah Pila nur einen fliegenden Schatten und hörte das Brüllen eines Bären. Dann funkelte das Schwert und mit einem grunzenden Laut sackte der unförmige Körper des Jungen zusammen. Alles ging furchtbar schnell.
    Claudius warf die Tür zu. Mit dem Schwert zerschnitt er Pilas Fesseln und riss sie in seine Arme. »Was hat dir dieses Schwein angetan? Woher kommt er?«
    »Oh, Claudius, es war entsetzlich. Ich habe geschlafen, ich weiß gar nicht, wie er hereingekommen ist.«
    Vorsichtig tupfte er das Blut von Pilas Wunden. »Tut es sehr weh?«, fragte er besorgt.
    Sie schüttelte den Kopf und blickte scheu auf den leblosen Körper am Boden. »Ist er tot?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Ich hoffe doch!« Claudius stieß ihn unsanft mit dem Fuß an.
    »Und nun? Der Wirt holt doch bestimmt den Präfekten.«
    »Wir müssen verschwinden, und zwar sofort!«
    »Wie stellst du dir das vor?«, fragte sie verzagt.
    »Ich gehe jetzt hinunter und frage den Wirt nach einem Lupanar. Der denkt, ich suche mein Vergnügen, während du hier schläfst. Ich komme unter das Fenster und du wirfst unser Gepäck hinunter. Zum Schluss seilst du dich an den Laken ab. Wir schleichen uns zum Stall, holen unsere Maultiere und verschwinden. Den Toten bemerken sie erst morgen, da sind wir bereits weit weg.«
    Von den Verfolgern auf dem Markt wollte Claudius ihr nichts erzählen. Die arme Pila war geschockt von diesem grässlichen Überfall.
    In größter Hast raffte Pila ihre Utensilien zusammen, verschnürte die Bündel und warf sie aus dem Fenster. Auf besonders dünne Kleidung verzichtete sie, die konnten sie bei ihrer weiteren Reise nach Norden sowieso nicht gebrauchen. Außerdem war es wichtiger, sich nicht mit so viel Gepäck zu belasten.
    Pila klemmte sich durch das kleine Fenster. Das Laken hatte sie am Bettpfosten befestigt und sie rutschte, ohne nach unten zu sehen, an der Hauswand entlang. Die offenen Peitschenstriemen schmerzten und bluteten, doch sie achtete nicht darauf.
    Claudius fing sie in seinen Armen auf. »Beeil dich, wir haben keine Zeit«, flüsterte er.
    »Wo sind unsere Maultiere?«, fragte Pila nach einem Blick auf zwei elegante, kräftige Pferde.
    Claudius grinste spitzbübisch. »Die ruhen sich noch aus. Ich habe sie eingetauscht. Und nun los, ich hoffe, du kannst reiten!«
    »Es geht«, murmelte Pila mit Unbehagen, doch sie hatte keine Zeit zu zaudern, sondern schwang sich auf das Pferd.

Weitere Kostenlose Bücher