Venus und ihr Krieger
ihr einige Armreifen von Romelia aufgebogen und über die Oberarme gestreift, um ihr Brandmal zu verstecken. Wenn in der Therme jemand entdecken würde, dass sie eine Sklavin war, wäre ihre Flucht beendet!
Nachdem Pila sich ausgekleidet hatte, schlang sie ein Tuch um die Hüften und legte ein Ende über die rechte Schulter. Das wirkte unauffällig, und sie konnte in die verschiedenen Bade-räume gehen, ohne dass jemand Notiz von ihr nahm. Lediglich im Sudatorium bemerkte sie erschrocken, dass das Schusterschwarz offensichtlich doch nicht ganz echt war und sich kleine dunkle Rinnsale von ihrem Haar auf die Schultern ergossen. Schnell schlang sie ein Tuch um den Kopf, um das Missgeschick zu verbergen. Die Badesklaven achteten jedoch nicht darauf, sondern massierten ihr kräftig das Öl in die Haut, das sie wieder ausschwitzte und dann im Warmbad abwusch. Sie fühlte sich wie neugeboren und plantschte ausgiebig im Warmwasserbecken des Balineums. Sie bemerkte nicht, dass ein Paar schwarze Augen sie heimlich betrachtete.
Eine Frau mittleren Alters verfolgte Pila zuerst mit den Augen, dann ging sie ihr unauffällig in die Abteilungen der Therme nach. Gleich zu Beginn war ihr aufgefallen, dass Pila für eine Römerin außergewöhnlich groß war und sehr helle Haut hatte. Zwar trug sie die moderne Frisur der Pompejanerin, auch guten, keinesfalls billigen Schmuck und bewegte sich selbstsicher. Doch als sie ihr Tuch abnahm, sah sie, dass Pila sich nicht, wie bei den Römerinnen üblich, das Körperhaar entfernt hatte. Deutlich leuchtete im Dreieck ihrer schlanken Schenkel goldblondes Haar.
Die Frau, die Pila scharf beobachtete, war Aemilia, die Frau des einflussreichen und bekannten Senators Gnaeus Pompelius. Sie war bereits mittleren Alters. Ihre Augen waren rabenschwarz wie ihr Haar, ihr Körper wohlgestaltet und alterlos, unberührt von der Zeit. Sie war sich ihrer Schönheit wohl bewusst, hielt sich jedoch züchtig zurück, um bei Pila keine Aufmerksamkeit zu erregen. Einige Male hielt sie sich ganz in Pilas Nähe auf und betrachtete sie unauffällig. Sie sah die hoch gewachsene Fremde zum ersten Mal in der Therme und hatte das untrügliche Gefühl, dass sie die Richtige für ihren Plan sei. Bevor sie ihren Sohn auf das Mädchen ansetzte, musste sie sich selbst ein Urteil über sie bilden, ein Urteil über ihre körperlichen Fähigkeiten. Was sie sah, befriedigte sie mehr, als ihr lieb war, und gleichzeitig wurde sie eifersüchtig bei dem Gedanken, dieses hellhäutige Weib ihrem tölpelhaften Sohn zu überlassen. Vielleicht sollte sie selbst erst einmal das Mädchen testen …
Pila verließ die Therme und begab sich auf indirektem Weg in die Herberge, da Claudius nicht auf sie warten sollte. Sie fühlte sich in dieser Stadt sicher, wer sollte sie hier vermuten? Claudius hatte sich ebenfalls auf die Therme gefreut und sollte das entspannende Bad genießen, so lange er wollte. Außerdem hatte er die Absicht, etwas von Romelias Schmuck zu versetzen.
Pila schlenderte an den Tuchhändlergeschäften vorbei und betrachtete die ausgelegte Ware. Gern hätte sie einige warme Stoffe gekauft, denn wenn sie die Alpen überqueren wollten, würde es kalt werden. Vielleicht lag in den höheren Regionen schon Schnee.
Von den Garküchen und aus den nahen Tavernen wehte der Geruch von gekochtem Fleisch und Fisch herüber. Eine heftige Übelkeit erfasste sie und alles drehte sich um sie herum.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte eine weibliche Stimme und eine Hand fasste Pila stützend unter dem Arm.
»Mir? Oh, danke, nein, ja. Mir wurde etwas übel. Verzeihung!«
»Aber ich bitte dich, es macht mir nichts aus. Mein Name ist Aemilia. Kann ich dir helfen? Wo wohnst du? Ich begleite dich nach Hause.«
»Danke, aber es geht schon wieder. Bitte, bemüht Euch nicht, matrona , es war wohl nur das heiße Bad, das ich in der Therme genommen habe.«
»Nein, nein, natürlich begleite ich dich, ich würde mir schlimmste Vorwürfe machen, wenn dir unterwegs etwas zustieße. Also, wohin geht es?«
»In die Herberge ›Zum grünen Seestern‹. Dort habe ich ein Zimmer gemietet.«
Aemilia begleitete sie zur Herberge und brachte sie auf das Zimmer. Claudius war noch nicht zurückgekehrt und Pila warf sich auf das Bett. Mit flinken Augen blickte Aemilia sich um und registrierte das Reisegepäck; die verstreut auf dem Boden liegenden Kleidungsstücke, Schmuck auf dem Tisch.
»Du bist auf der Durchreise?«, fragte Aemilia lauernd.
Pila war es zu
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