Venus und ihr Krieger
verschmierte und bildete wundersame Muster auf ihrer Haut. Claudius musste lachen. »Als Mann bist du wirklich reizvoll«, meinte er schmunzelnd.
Ihre Reise endete jäh an der Brücke über den Padus. Soldatenkolonnen passierten den Fluss und lagerten in der nördlichen Ebene.
»Bleib bei den Pferden! Ich versuche zu ergründen, was hier los ist. Diese Truppenbewegungen können nichts mit den Unruhen in Rom zu tun haben. Hier ist etwas anderes im Gange.«
Pila hielt Claudius zurück. »Sei vorsichtig, ich spüre Gefahr!«
»Keine Sorge, bis jetzt haben wir doch alle Probleme gemeistert«, meinte er leichthin. »Ganz Rom ist voll von Soldaten und die Nordgrenze wird stets gut bewacht.« Das Lügen fiel seiner Zunge leicht. Er wollte Pila nicht beunruhigen, doch er ahnte, dass diese Truppenbewegungen irgendetwas mit den Germanen zu tun haben mussten.
Möglichst lässig schlenderte er zur Brücke und beobachtete eine Weile, wie einige Hundertschaften die Brücke passierten. Sich nachdenklich am Kopf kratzend, näherte er sich dem Brückenposten.
»Ist ja ganz schön was los«, sagte er zu dem Wachsoldaten. »Eigentlich erwarte ich eine Ladung Eichenstämme aus dem Noricum. Wie sieht es denn aus, gelangen noch Händler über den Pass?«
»Guter Mann, du weißt wohl nicht, was sich da anbahnt? Es gelingt noch nicht einmal einer Maus, die Alpen zu überqueren. Die Germanen wälzen heran, es ist brenzlig!« Der Soldat grinste und wies auf die Truppen. »Aber das Problem haben wir schon bald im Griff!«
»Und meine Eichenstämme?« Claudius ließ nicht locker.
»Vergiss sie und nimm Zedernholz! Sollten einzelne Händler noch jenseits der Grenze unterwegs sein, dann mögen ihnen die Götter gnädig sein und sie einen schnellen Tod finden lassen, ehe sie den Barbaren in die Hände fallen.«
»So schlimm ist es?«
»Schlimmer! Sie haben sich an der Nordgrenze versammelt und wollen Rom stürmen!«
Claudius zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. »Das wagen die nicht.«
»Oh doch, sie haben bereits damit begonnen. Der Kampf ist in vollem Gange. Es reicht nicht, sie zurückzuschlagen. Sie kommen immer wieder aus ihren dunklen Wäldern. Sie müssen ein für alle Mal vernichtet werden. Schau, die Verstärkung ist schon im Anmarsch. Und wenn die Barbaren erst einmal geschlagen sind, kannst du dir deine Eichenstämme dort drüben selbst schlagen.«
Er lachte dröhnend und Claudius fiel in dieses Lachen ein. Er schlug dem Wachsoldaten freundschaftlich auf die Schulter und verschwand im Trubel.
Als er zu Pila zurückkehrte, bemühte er sich, seine Sorgen-falten auf der Stirn zu glätten. »Wir müssen unseren Plan ändern«, sagte er. »Hier gelangen wir nicht über die Alpen. Es gibt Krieg mit den Germanen.«
»Krieg? Mit welchen Stämmen?»
»Keine Ahnung. Ich bin froh, dass der Wachsoldat überhaupt geplaudert hat. Jedenfalls sind alle Pässe besetzt und werden bewacht.«
»Wären wir doch Adler hoch oben in den Lüften, dann könnte uns kein Heer etwas anhaben«, seufzte Pila. Sie blickte Claudius fragend an.
»Wir wenden uns westwärts und folgen der Via Aemilia nach Liguria. Dort sehen wir weiter. Wahrscheinlich müssen wir die Alpen westlich umgehen.«
Pila hockte sich kraftlos neben ihr Pferd. »Ich weiß nicht, ob ich das noch durchstehe«, hauchte sie.
»Was ist los mit dir, bist du krank?«
»Ich fühle mich völlig ausgelaugt und leer. Es ist, als ob im Inneren etwas an mir zehrt.«
Claudius nahm sie besorgt in die Arme. »Vielleicht solltest du dich einem Arzt anvertrauen.«
»Und er entdeckt mein Brandzeichen? Oh nein, es ist doch nur die Flucht, die an meinen Kräften zehrt und meine ganze Lebensenergie beansprucht. Wenn wir zur Ruhe gekommen sind, wird sich das schon geben.«
Erleichtert atmete Claudius auf. »Gut, aber du sagst es mir bitte, wenn es dir so schlecht geht, dass du nicht weiterreiten kannst.« Pila nickte und quälte sich zu einem Lächeln. »Ich verspreche es dir.«
Die Via Aemilia zog sich fast schnurgerade wie alle römischen Straßen durch die Ebene des Padus. In Placentia legten sie nach einer Woche der Reise westwärts eine Pause ein. Pila ging es immer schlechter und Claudius machte sich nun ernsthafte Sorgen um sie.
»Wir nehmen uns ein Zimmer in einer Herberge und du ruhst dich aus. Ich versetze den restlichen Schmuck und suche einen verschwiegenen Arzt, der dich behandelt.«
»Nein, bitte, keinen Arzt. Sparen wir uns das Geld lieber für unsere weitere Flucht. Ein Tag
Weitere Kostenlose Bücher