Venus und ihr Krieger
übel, um auf den eigenartigen Unterton zu reagieren. Doch blieb sie trotzdem vorsichtig.
»Nein, ich bin angekommen und will mich in der Stadt niederlassen. Ich muss erst noch ein Quartier für mich suchen. Bis dahin bleibe ich in der Herberge. Vielen Dank nochmals für Eure Begleitung.«
»Keine Ursache und gute Besserung! Ich werde jetzt gehen. Aber sicher sehen wir uns noch einmal in dieser Stadt. Ich würde mich jedenfalls freuen.«
Aemilia verließ die Herberge und eilte schnurstracks nach Hause. Dort hockte ein rotgesichtiger, fetter junger Mann im Peristyl und kaute gelangweilt an einer Schinkenscheibe, während er mit den Fingern eine Rosenblüte zerzupfte.
»Hör auf zu fressen, du Fettsack! Ich habe sie gefunden, die die Richtige für deine Bedürfnisse ist. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr und das ist ein guter Grund, sie dir gefügig zu machen.«
»So?« Der schwabbelige Junge gähnte und schien vor lauter Phlegma nicht einmal die Augenlider öffnen zu können.
»Sie ist blond, am ganzen Körper! Und sehr groß, mit milchweißer Haut und langen Beinen.«
»Und was stimmt nicht?«
»Sie hat ihr Kopfhaar schwarz gefärbt. Obwohl alle Frauen scharf darauf sind, blond zu sein! Irgendetwas verbirgt sie. Das bekomme ich noch heraus. Schau sie dir an. Sie wohnt im ›Grünen Seestern‹, zweite Tür links im Obergeschoss.«
»Ist sie allein?«
Aemilia nickte. »Nun sei ein Mann, mein Sohn! Du solltest deinen Gelüsten nachgeben, damit du nicht wieder krank wirst.«
»Ja, Mama.« Schwerfällig erhob er sich. Dann nahm er eine kleine Peitsche, an deren Enden kleine Eisenkügelchen angebracht waren. Er schob sie unter seine Tunika und schlenderte auf die Straße.
Pila war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Das Bad hatte sie sehr ermüdet und diese seltsame Übelkeit in ihrem Magen drückte sie zusätzlich. Sie fühlte sich ziemlich kaputt, und ihre Glieder wollten ihr nicht gehorchen. Seltsamerweise spürte sie den Albdruck derart körperlich, dass sie plötzlich erwachte. Entsetzt fühlte sie, dass ihre Hände und Füße gefesselt und ihr Mund mit einem straffen Tuch geknebelt war. In Panik bäumte sie sich auf und erblickte einen feisten jungen Mann, der sie mit irrem Blick anstarrte.
»Mama hat Recht«, brabbelte er. »Du bist blond!« Speichel rann zwischen seinen wulstigen Lippen hervor und Pila schüttelte sich vor Ekel und Entsetzen.
»Zappel nur, du Schöne, das mag ich, wenn du dich wehrst. Bald ist es vorbei mit deiner Schönheit.« Er kicherte und schwang seine kleine, gefährliche Peitsche in der Hand. Er holte aus und ließ sie durch die Luft sausen. Es knallte, ohne dass sie Pilas Körper berührte. Wieder lachte er, als er sah, wie Pila zusammenzuckte. Noch einige Male wiederholte er das perverse Spiel, bis ein Schlag traf. Pila wand sich unter dem heftigen Schmerz, der wie ein Messerstich ihre Haut aufplatzen ließ.
»Na, macht es dir auch Spaß?«, jauchzte er und griff sich zwischen die Beine. »Versuch nur zu schreien, dich hört niemand. Und wenn du mich verrätst, dann verrate ich auch dein Geheimnis. Warum du dir die Haare färbst, was du verbirgst. Ich weiß nämlich alles! Hi, hi, hi!« Wieder knallte die Peitsche und wieder riss sie ihr die Haut über der Hüfte auf.
Halb ohnmächtig vor Angst und Schmerz wand Pila sich in ihren Fesseln und im Geiste schrie sie nach Claudius. Er musste doch spüren, dass sie sich in schrecklicher Gefahr befand!
Claudius fühlte sich nach dem ausgiebigen Besuch der Therme wie ein neuer Mensch und er schlenderte zufrieden über das Forum von Ariminum. Er suchte einen Händler, bei dem er einige Schmuckstücke aus Romelias Bestand versetzen konnte. Sie benötigten dringend Bargeld, um sich notfalls die Passage über die Nordgrenze zu erkaufen. Söldner waren bestechlich, das wusste Claudius, und klingende Münze war unverfänglich. Ein wenig bedauerte er, während er dem Schmuckhändler einen Armreif, eine Kette und ein Paar Ohrringe vorlegte, dass Pila sich damit nicht schmücken konnte. Sie wirkte ungemein weiblich und anziehend, wenn sie Schmuck trug. Doch ihm war auch klar, dass im Norden andere Werte galten als in Rom. Festes Schuhwerk und warme Kleidung waren wichtiger als Gold und Edelsteine.
Er steckte die Sesterzen in seinen Beutel, den er am Körper trug. Der Schmuckhändler hatte nicht gefragt, woher er diese auserlesenen Stücke hatte, die einer Patrizierin würdig waren, und Claudius war froh darüber.
Als Claudius um die Ecke
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