Venus und ihr Krieger
Und was hast du davon? Etwas Schmerz, der vergeht. Nein! Du wirst bis an dein Lebensende das tun, was du mir angetan hast. Setz diese blonde Perücke auf, ich schicke dich in eines der billigsten Bordelle an der Via Appia.«
Romelia riss die Augen auf. »Das kannst du nicht! Ich bin eine Patrizierin!«
»So? Davon habe ich aber nichts bemerkt. Wer wie eine Verbrecherin nachts verkleidet zum Bacchustempel schleicht oder in ein Wirtshaus, wer ist das wohl? Eine ehrbare römische Ehefrau?« Er lachte schallend.
»Wer hat dir das erzählt?«, fragte sie entgeistert.
»Ich habe überall meine Spitzel«, erwiderte Valerius. »Und du schämst dich nicht mal, die ehrbare Athenais da hineinzuziehen.«
»Hat sie dir das gesagt?«, kreischte Romelia auf.
»Eher würde sie wahrscheinlich im Boden versinken. Doch ich kann Diodoros nicht mehr in die Augen sehen.«
»Ach der!« Romelia machte eine wegwerfende Handbewegung. »Der hat’s doch bloß mit den Knaben und kann nicht mal seine Frau schwängern. Jetzt lässt er das von einem Verwandten übernehmen.« Sie spitzte abfällig die Lippen.
»Das ist seine Sache und geht uns nichts an. Aber du gehst mich etwas an! Du hast mich lächerlich gemacht. Ganz Rom spricht von dieser Verfolgungsjagd und lacht. Stell dir vor, sie haben Wetten darauf abgeschlossen, ob der Gladiator gefasst wird oder nicht!«
Gelangweilt blickte Romelia zum Fenster heraus. »Es stand mir zu, Pila verfolgen zu lassen, sie war eine entlaufene Sklavin.«
»Nein, das war Sache des Präfekten, weil sie im Kerker saß!«
»Pah, diese taube Nuss von einem Präfekten, den kannst du als Löwenfutter verwenden! Nichts hat er zu Wege gebracht! Wenn ich nicht die Initiative ergriffen hätte …«
»… könnte ich mich jetzt noch auf die Straße wagen. Romelia, mir reicht es! Rom wankt und ich habe nichts Besseres zu tun, als mich mit meiner aufsässigen Frau zu streiten!«
»Dann geh doch wieder nach Rom und festige die Republik! Ich verstehe gar nicht, warum du überhaupt hierher geritten bist.«
»Um ein für alle Mal die Fronten zu klären.«
»Gut, dann lass dich doch scheiden!«
»Das wäre zu einfach. Für dich! Mein Herz schreit nach Rache!«
»Dein Herz? Dass ich nicht lache!« Romelia brach in hysterisches Gelächter aus. »Hast du eines?«
»Ich habe Pila geliebt«, sagte er leise und Romelia riss die Augen auf.
»Du hast – was???«
»Ich habe diese Sklavin geliebt, nicht wie eine Frau, sondern wie eine Göttin.«
»Du machst dich lächerlich, Valerius!«
»Das kannst du natürlich nicht verstehen, aber das habe ich auch gar nicht erwartet. Dieses Mädchen war vollkommen, so vollkommen, dass ich sie habe in Marmor meißeln lassen.«
»Deshalb wolltest du diese Statue!«, empörte sich Romelia. »Und ich glaubte, du wolltest nur eine Plastik zur Verschönerung unseres Hauses!« Sie griff sich theatralisch an den Kopf. »Und ich ließ sie auch noch täglich in die Werkstatt des Bildhauers gehen!«
»Du hast sowieso kein Verständnis für meinen ästhetischen Sinn. Jetzt ist sie fort!«
»Ja, sie ist fort! Leider! Ich hätte zu gern gesehen, wie die Löwen aus ihrem göttlichen Körper einen blutigen Klumpen machen. Aber du hast ja noch die Statue, tröste dich doch damit!«, höhnte Romelia.
Valerius zischte wie eine Schlange. »Du bist unverbesserlich, Weib. Und Unverbesserliche müssen durch eine harte Schule gehen? Wache!«
»Lasst mich los! Lasst mich los! Was fällt euch ein, ihr Idioten?«, schrie Romelia und wehrte sich verzweifelt gegen den starken Griff der Wachmänner.
»Sperrt sie ein und bewacht sie gut! Denn ich werde jetzt eine neue Bleibe für sie suchen, eine, die ihrem Wesen bedeutend angemessener ist als mein Haus?«
Die Herberge war nur klein und schmuddelig, selbst das Schild über dem Eingang, das einen Ziegenbock zeigte, war beschädigt. Irgendein unzufriedener Gast hatte einmal mit der Axt dagegengeschlagen.
Der Wirt hantierte an den Weinfässern und bediente die ersten Gäste, die sich zum Abend einfanden. Seine Frau brachte Fladenbrot und gegrillte Drosseln aus der Küche herbei.
Es waren keine reichen Gäste, sondern einfache Leute, arme Reisende und Soldaten, die die Herberge besuchten. Und sie waren neugierig, denn eine krakelige Schrift unter dem Ziegenbock verriet, dass eine blonde Schönheit gern die Gäste verwöhnen würde.
»Scher dich in den Gastraum, und zeige dich«, knurrte der Wirt die blonde Frau an, die mit grimmigem Gesicht unter der
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