Venus und ihr Krieger
Treppe stand.
»Lass mich in Ruhe!«, zischte sie. »Ich bin eine Patrizierin!«
Dröhnend lachte der Wirt. »Du vergisst, Romelia, das mein Zeichen auf deinem rechten Arm ist. Jetzt weiß ich, warum der feine Herr dich so billig verkauft hat – du bist aufsässig! Aber das gewöhne ich dir noch ab. Also entweder gehst du jetzt sofort in den Schankraum und bietest dich an oder ich hole die Peitsche und bläue es dir ein!«
»Ich geh ja schon«, murrte sie und zog ihre Perücke auf dem Kopf fest. Sie strich an den Tischen vorbei und warf den Männern auffordernde Blicke zu. Begehrliche Augen folgten ihren Bewegungen.
»Neue Kundschaft!«, rief der Wirt und er und seine Frau liefen aus der Herberge hinaus auf die Via Appia, um die ankommenden Reisenden abzufangen und hereinzulocken.
Doch der elegante Reiter mit der großen Eskorte und dem leichten Reisewagen dazwischen machte keine Anstalten, an der Herberge zu verweilen. Er blickte nicht einmal herüber.
Romelia, die sich hinter den Wirtsleuten an die Tür gedrängt hatte, stockte der Atem. Es war Valerius, der nach Pompeji ritt! Doch wer war die Dame, die in der Reisekutsche saß? Jetzt wandte sie den Kopf und Romelia erkannte die fein geschnittene Nase. Ihre Finger krallten sich in den Türstock und sie biss sich schmerzhaft auf die Lippen. Die neue Frau von Valerius war ihre ehemalige Nachbarin Flavia!
Achtzehntes Kapitel
SOMMER IN LUGUDUNUM
»Lasst mich zu ihr!« Wütend und verzweifelt stampfte Velox vor der Tür und prallte gegen die Hand einer der Frauen, die sich um Sigrun bemühten.
»Ein Mann hat hier nichts verloren!«, sagte sie energisch und ohne Respekt vor dem frisch ernannten Krieger des Königs.
»Ich bin doch ihr Gemahl und sie braucht meinen Beistand«, widersprach er zornig. Mit alten Frauen hatte er nicht die besten Erfahrungen gemacht und erachtete es als sicherer, in dem kleinen Raum anwesend zu sein, in dem Sigrun ihr Kind, sein Kind, zur Welt brachte.
Dabei hatte er es noch gar nicht erwartet, denn Sigrun hatte auf der Feier neben ihm gesessen, Met getrunken, gelacht und den lustigen Erzählungen und Prahlereien der anderen Krieger gelauscht. Er legte ihr die zartesten Fleischstücke vor, doch Sigrun hatte nur an einem Kanten von frisch gebackenem Brot geknabbert.
Die Männer sprachen dem Met und dem Gerstenbier kräftig zu und keiner bemerkte, dass Sigrun mehrmals kräftig tief durchatmete und sich erhob. Sie schwankte und stützte sich an der Wand ab, während sie versuchte, die Halle zu verlassen. Eine der Frauen bemerkte Sigruns blasses Gesicht und sprang behände herbei.
»Du hast die Wehen, nicht wahr, Sigrun?«
»Ich – ich glaube –, es ist eine Faust, die mich zerdrücken will«, stöhnte sie. »Ich brauche nur etwas frische Luft.«
Doch Sigrun fühlte sich so elend, dass sie trotz aller Willensanstrengung nicht wieder in die dunstgeschwängerte Königshalle zurückkehren konnte.
»Es ist besser, wir bringen dich ins Frauenhaus.«
»Ich habe Schmerzen«, stöhnte Sigrun verhalten und bemühte sich, Haltung zu bewahren.
Es verging einige Zeit, bevor Velox Sigruns Verschwinden bemerkte. »Wo ist meine Gemahlin?«, fragte er mit schwerer Zunge. Die anderen Zecher blickten sich suchend um und lachten.
»Wird wohl im Bett sein«, spotteten sie.
»Was? Es ist meine Feier! Wieso entfernt sie sich ohne meine Erlaubnis?« Velox sprang verärgert auf. Doch in seiner Kammer lag sie nicht. Eine Frau eilte mit einer Schüssel heißen Wassers an ihm vorbei.
»Eure Gemahlin befindet sich im Frauenhaus«, sagte sie im Laufen.
Velox lief hinter ihr her. »Warum? Was ist geschehen?«
»Noch ist nichts geschehen, aber bald wird etwas geschehen. Doch Ihr müsst Euch in Geduld üben.«
»Wieso geschieht es? Es ist zu früh, das Kind sollte zu Beltaine kommen!«
»Das Kind wählt selbst, wann es kommt«, sagte die Magd und knallte die Tür vor seiner Nase zu. Wütend trommelte Velox dagegen, doch die Frauen hatten kein Nachsehen mit ihm. Verärgert brummelnd kehrte er in die Halle zurück.
»Nun, wo hast du deine Gemahlin gefunden?«, grölten die trunkenen Krieger.
»Im Frauenhaus. Sie bekommt das Kind! Jetzt!« Seine Gesichtsfarbe wurde ziemlich fahl.
»Das ist doch ein Grund zum Trinken, Velox!«, riefen sie. »Her mit neuem Met! Wir trinken auf das erste Kind des neuen Kriegers!« Velox blieb gar nichts anderes übrig, als sein Trinkhorn zu füllen.
Die Nacht verging und Sigrun krümmte sich unter den regelmäßig
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