Venus und ihr Krieger
Finsternis. Aus dieser Finsternis ist ein Held zurückgekehrt. Seine edlen Motive auf der Suche nach dem Volk seiner Gemahlin und die bestandenen Gefahren auf dieser beschwerlichen Reise haben ihn reifen lassen. Es ist mein Wunsch, diesen Krieger in die Reihen meiner Gefolgsleute aufzunehmen.«
Er nahm sein Schwert und legte die flache Klinge auf Velox’ Schulter. »Schwöre auf deinen König!«, forderte Antequos ihn auf.
»Ich schwöre meinem König ewige Treue. Ich werde ihn mit meinem Leben verteidigen, ich werde mein Blut für ihn vergießen. Ich werde in Friedenszeiten sein Land bestellen, seine Herden hüten und seine Untertanen beschützen. Lug, der alles Göttliche in sich vereinigt, wird mir die Kraft verleihen, dass meine Lanze immer trifft, dass meine Hand unfehlbar ist, dass niemals die Kräfte des Chaos siegen werden.«
Antequos straffte sich. »Und ich, dein König, schwöre, dir als meinem Krieger und Gefolgsmann meine Sorge angedeihen zu lassen, dass du und deine Familie ausreichend genährt, gekleidet sein werdet und dass, im Falle deines Todes, deine Hinterbliebenen nicht in Schuld geraten werden. Hiermit stehst du meinen Kriegern gleich.«
Er nahm sein Schwert von Velox’ Schulter und Velox erhob sich. Nun reichte ihm der König ein kunstvoll gefertigtes Schwert von einem der berühmten gallischen Waffenschmiede, das Velox in Ehrfurcht entgegennahm. Die Versammelten jubelten und beglückwünschten den jungen Ritter zu dieser Ehre. Velox strahlte und blickte sich nach Sigrun um, die bescheiden in der Reihe der Frauen der Krieger stand und die festliche Zeremonie ergriffen verfolgte. Velox war am Ziel seiner Wünsche, das sah sie ihm an, und sie dankte den Göttern für den glücklichen Ausgang ihrer abenteuerlichen Flucht.
Der König hob noch einmal die Hand und gebot den Anwesenden zu schweigen.
»Wenn ich sage, ich werde für dich und deine Familie sorgen, dann bedeutet das nicht nur Kost, Kleidung und Unterkunft. Es gibt einen Platz im Tal des Rhodanus, der offensichtlich für euch eine besondere Bedeutung hat. In der Nähe der Festung des Lug am Bogen des Rhodanus wartet eine Herde prächtiger Rinder auf dich, wartet fruchtbares Land darauf, vom Pflug gebrochen zu werden, wartet ein Haus darauf, dass eine Frau das Feuer im Herd entzündet. Zu Beltaine werde ich dort das erste Feuer entzünden und der Druide wird deine Tiere und Ställe segnen! Ich werde die erste Ackerfurche ziehen und der Druide die magische Reinigung vornehmen.«
Sigruns Wangen erglühten. Endlich! Sie würden einen eigenen Hof besitzen, eine eigene Herde, eigenes Ackerland. Sie würden ein Heim für ihr Kind haben, einen Ort des Friedens, nach dem ihr Volk so hoffnungslos auf der Suche war. Jawohl, sie waren Auserwählte, dass ihr Volk in ihren Kindern und Kindeskindern weiterleben würde.
Sie schämte sich ihrer Tränen nicht, als Velox zu ihr trat und sie in die Arme nahm.
»Drück mich nicht so fest«, lachte sie unter Tränen. »Dein Kind boxt dir sonst kräftig in den Bauch!«
»Ich möchte es spüren, mein Kind. Ich lebe, Geliebte, ich lebe und ich werde in meinem Kind weiterleben!«
Nach dem festlichen Akt der Aufnahme des neuen Kriegers in seine Reihen ließ Antequos Speisen und Getränke auffahren. Der Winter hatte an den Vorräten gezehrt, doch der König knauserte nicht, um Velox’ Ernennung zum Krieger den angemessenen Rahmen zu geben. Und dazu gehörte ein Festessen mit Wein, Met und Gerstenbier.
Sigrun saß an seiner Seite und rutschte verlegen auf der harten Holzbank hin und her. Ziehende Rückenschmerzen machten sich bemerkbar. Sie hatte zu lange gestanden. Am liebsten hätte sie sich hingelegt, wagte aber nicht, die Feier zu verlassen.
Velox hob das Trinkhorn mit Met und reichte es Sigrun. »Trink den ersten Schluck«, bat er. »Es ist die Besiegelung unseres Glücks. Wir sind Mann und Frau, getraut durch einen weisen Mann. Ich bin Gefolgsmann eines Königs und damit als Krieger anerkannt. Durch den König sind wir auf Lebzeiten versorgt, und das Schönste ist, dass ich schon bald ein Kind haben werde.« Er blickte glücklich auf Sigrun, die ein wenig die Nase krauste. »Was hast du, Geliebte, gefallen dir meine Worte nicht?«
»Doch, mehr als mir lieb ist, denn dein Kind wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
»Ist es schon so weit?«, rief er und sprang auf.
»Nein, nein, setz dich wieder hin!« Verlegen blickte Sigrun um sich und eine heiße Röte überzog ihre Wangen. »Du
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