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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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erfährst es noch früh genug.«
    »Na, dann ist es gut.« Erleichtert plumpste Velox auf die Bank und trank das Horn in einem Zug leer. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich an das Zeug gewöhnen könnte.« Er lachte. »Und die Römer schwören auf ihren Wein.« Seine Augen verdunkelten sich wie damals, als Sigrun ihm das erste Mal begegnet war. »Was wird wohl aus all den anderen geworden sein?«, fragte er leise.
    Den anderen! Sigrun stockte der Atem. War es gut, zurückzuschauen? Das Land Rom lag irgendwo hinter den Nebeln des Horizontes und mit ihm seine Menschen und Schicksale. Gab es dieses Land überhaupt oder war es ein Traum, den die Dämonen der Nacht dem unruhig Schlafenden schickten, um ihn zu drücken und zu quälen? Dann blickte sie Velox an, den Claudius aus dem anderen Land. Er saß so wirklich neben ihr, so fest und warm und glücklich – auch wenn seine Augen in diesem Moment ernst blickten. Sie umschlang seinen Arm.
    »Lass uns nicht daran denken«, sagte sie leise. »Vor uns liegt die Zukunft, dorthin müssen wir gehen.«
    Ein einsamer Reiter jagte auf der Via Appia gen Süden. Er schonte weder sich noch sein Pferd. Vor ihm sprangen die Bauern und Händler, die Soldaten und anderen Reisenden erschrocken zur Seite. Es war Valerius, der Senator von Rom. Er trug eine leichte Kleidung wie die Soldaten und sein Umhang wehte im Wind. Keine Eskorte begleitete ihn und in seinem Gesicht stand ein grimmiger Ausdruck. Hastig wechselte er das Pferd an einer Herberge, gönnte sich einen Schluck Wasser und setzte seinen mörderischen Ritt fort.
    Bürgerkrieg! Wie ein Damoklesschwert hing dieses Wort drohend über ihm. Das römische Volk brodelte wie die Lava im Krater des Vesuvius Mons. Die Republik geriet aus den Angeln und da mussten ihm noch private Probleme dazwischenkommen! Er war unabkömmlich in Rom, aber allein die Politik vermochte nichts mehr zu bewirken. Hier musste das Militär den Volkszorn im Zaum halten. Es brauchte Persönlichkeiten, die die angeschlagene Republik wieder festigten, und keine von ihren Ehefrauen lächerlich gemachten Narren mit Eselsohren!
    Romelia! Ich werde dich töten!
    Wie ein Raubtier lief der Senator in Romelias Gemach hin und her, die Arme auf dem Rücken verschränkt. Den Kopf streckte er angriffslustig nach vorn, und sein Kinn reckte sich wie der Schnabel eines Raubvogels. Auf seinen Schläfen traten die Adern dick hervor.
    »Bist du denn von allen Göttern verlassen, mir eine derartige Schmach zu bereiten!«, brüllte er.
    Romelia hockte auf ihrem Bett und zuckte bei seinen heftigen Worten zusammen.
    »Schrei nicht so, mir tut der Kopf weh«, klagte sie und hob theatralisch die Hände.
    Valerius tigerte unbeirrt weiter durch die luftige Marmor-halle, sieben Schritte hin, sieben Schritte zurück.
    »Ich schreie, wie es mir passt! Ich habe schließlich einen Grund dazu!« Plötzlich änderte er die Richtung, war mit drei großen Schritten bei Romelia und riss ihr die blonde Perücke herunter. »Hure, elende Hure!« Für einen Augenblick schien er sich zu beruhigen und blickte auf die blonden Haare, die er spielerisch in den Händen hielt. »Weißt du, wie die Barbaren mit Ehebrecherinnen verfahren? Der gehörnte Ehemann schneidet ihr das Haar ab, ratzekurz. Manchmal schneidet er ihr sogar die Kopfhaut ab. Dann reißt er ihr die Kleider vom Leib und peitscht sie durch das Dorf. Und alle Dorfbewohner jagen sie ebenfalls und peitschen auf sie ein. Dann wird sie gepackt und ins Moor geworfen. Und damit ihr Geist nicht wieder hochkommt, wird sie mit angespitzten Holzpfählen in den Boden gerammt und mit Reisig bedeckt.«
    Romelia war blass geworden. Zitternd kauerte sie auf dem Laken und bewegte stumm die Lippen. »Barbarische Sitten«, stöhnte sie.
    Valerius lächelte. »Meinst du? Ich kann es irgendwie verstehen. Es wäre doch ein richtiger Spaß, diese Sitten auch bei uns einzuführen. Da hätte das gelangweilte Volk von Pompeji oder Rom eine nette Abwechslung, nicht wahr? Für mich wäre es eine Genugtuung, dich so enden zu sehen. Aber wir sind ja ein zivilisiertes Volk, wir haben Stil.«
    Romelia pustete hörbar die Luft aus. »Den Göttern sei Dank!«
    »Auf die Götter berufst du dich? Welche? Priapus? Bacchus? Was soll ich mit dir tun?«
    Romelia warf sich ihm zu Füßen. »Schlag mich, schlag mich, ich habe es verdient.«
    Angeekelt blickte Valerius auf Romelia herab. »Was habe ich davon? Eine kurze Genugtuung.

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