Venus und ihr Krieger
Drusillas Augen.
»Das wirst du nicht tun, so wahr ich Drusilla heiße. Ich bin zwar auch nur eine Sklavin, aber wenn ich dich vor einer Torheit bewahren kann, werde ich es tun! Und jetzt gewöhn dich an deinen neuen Namen und geh an die Arbeit, Pila!«
Einige Tage später befahl Romelia ihren beiden Sklavinnen, sie zum Badehaus zu begleiten. Drusilla packte Körbe mit Amphoren und Phiolen, in denen geheimnisvolle Mixturen waren. Schon einmal durfte Sigrun, die jetzt Pila gerufen wurde, Romelia im Bad bedienen. Doch es war das eigene Bad in der Villa des Senators gewesen. Drusilla hatte ihr vorher jeden Handgriff erklärt, und Pila hatte sich sehr geschickt angestellt.
Mit keinem Wort, keiner Geste gab Romelia zu erkennen, ob sie mit der neuen Sklavin zufrieden war. Sie beachtete sie gar nicht. Nur einmal wies sie Drusilla darauf hin, Pilas Haar sorgfältiger zu pflegen. Drusilla war nicht ganz klar, was Romelia mit Pila vorhatte. Doch da sie viel Wert auf Pilas gepflegte Erscheinung legte, glaubte Drusilla sicher zu sein, dass Pila als Gespielin für Valerius vorgesehen war.
Pila half Drusilla beim Packen der Körbe, danach mussten sie Romelia beim Ankleiden helfen. Pila spürte Romelias Blicke, vor allem wenn sie ihre Hautfarbe mit der von Pila verglich. Tatsächlich wurde Romelia fast von Neid zerfressen, dass eine barbarische Sklavin schöner war als sie. Doch sie ließ es sich keinesfalls anmerken. Der Tag lag nicht mehr fern, an dem sie sich mit Pilas Schönheit schmücken würde!
Zum ersten Mal, seit Pila in Rom lebte, durfte sie die Villa verlassen. Bislang hatte nur Drusilla ihre Herrin begleitet, wenn sie zu lustwandeln gedachte oder ihre Nachbarn und Bekannten besuchte.
»Und vergiss deine törichten Gedanken an Flucht«, mahnte Drusilla. »Es würde nur deinen Tod bedeuten.«
Trotzig reckte Pila das Kinn vor. »Eines Tages bin ich frei, das schwöre ich dir.«
Drusilla lachte. »Pass lieber auf, dass du nicht in den Müll trittst, der hier überall aus den Fenstern auf die Straße fliegt. Und verlieb dich nicht in einen der strammen Soldaten, die an allen Ecken stehen und nach hübschen Mädchen schauen.«
»Der würde meine Faust zu spüren kriegen«, entgegnete Pila wütend.
Drusilla packte sie an ihrem Gewand. »Pila, ich lege es dir ans Herz, mach dich nicht unglücklich und mich dazu! Romelia hat dich unter meine Aufsicht gestellt. Ich bin für dich verantwortlich. Mit meinem Leben.«
Pila schwieg. Dann senkte sie den Blick. »Mir fällt es sehr schwer, das Los einer Sklavin zu ertragen«, murmelte sie.
»Pah, bis jetzt hattest du doch noch gar nichts zu ertragen gehabt. Und das soll auch so bleiben. Jetzt spute dich, sonst ziehst du tatsächlich noch Romelias Zorn auf uns!«
Romelia wurde in ihrer prachtvollen Sänfte von vier kräftigen Sklaven getragen, die alle rote Gewänder trugen. Zwei weitere Sklaven trugen die Körbe mit den Badeutensilien. Drusilla und Pila liefen neben der Sänfte einher. Romelia hatte die Vorhänge zurückgeschlagen, was sie häufig tat, wenn sie nicht mit ihrem Gatten unterwegs war. Zwar schickte es sich nicht für eine Frau ihres Standes, doch Romelia liebte es, wenn die Passanten ihre kostbare Aufmachung bewunderten. Sie trug wertvollen Schmuck, eine Stola aus zartem, reich besticktem Leinen und darüber ein Tuch aus orientalischer Baumwolle.
Sie hatte auf eine umfangreiche Leibgarde verzichtet, da es nicht weit war von der Villa des Valerius bis zu den Thermen in der Nähe des Forums.
Auf den Straßen herrschte dichtes Gedränge, doch die meisten Passanten traten freiwillig beiseite, als sie die reich verzierte Sänfte der Senatorengattin bemerkten. Das lag allerdings darin begründet, dass die meisten Damen höheren Standes ihre Sklaven vorauslaufen zu lassen pflegten, damit sie den Weg notfalls mit Peitschenhieben frei machten.
In der Via Sacra, vor der Basilica Aemilia, stockte der kleine Zug. Eine Menschenmasse versperrte die Straße und schien jemandem zuzujubeln. Unwillig blickte Romelia auf. Sie wusste nicht, dass irgendeine Prozession stattfinden sollte, aber bei den vielen verschiedenen Tempeln und Göttern, die zu Rom gehörten wie die vielen Menschen aus den verschiedensten Kulturen, konnte das immer vorkommen.
»Geh voran, Pila, und mach den Weg frei«, befahl Romelia, als die Sänftenträger stockten.
Pila überholte die Sänfte. »Platz für die Frau des Senators!« rief sie, als sie unvermittelt das dunkelbraune, schweißbedeckte Fell
Weitere Kostenlose Bücher