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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Ehre. Rache war ein legales Mittel, eine Schmach zu sühnen. Auch wenn sie die Rache nicht so ausüben konnte, wie sie es in ihrer Heimat getan hätte. Dort wäre Romelia eines grausamen Todes gestorben, vielleicht versenkt im Moor, vielleicht erhängt an einer heiligen Eiche. Mit ihrem Leben hätte man die Götter und Dämonen gnädig stimmen können.
    Doch wozu hatte Pila diese geheimnisvollen Kräfte? Wenn sie die Seele eines Wolfes oder eines Bären in einen Menschen wandern lassen konnte, warum konnte sie nicht auch in Romelias Körper einen Geist senden? Einen Geist, der sie wahnsinnig machte oder ihr Schmerzen bereitete.
    Sie nahm die Gerte auf, die Romelia achtlos auf den Boden geworfen hatte. Diese Gerte hatte Romelia berührt, es war etwas aus ihrem Besitz. Vorsichtig hielt sie sie in der Hand. Dann erhob sie sich und hielt sie mit ausgestreckten Armen über den Kopf.
    »Romelia, du die erste Frau in diesem Haus: Ich verfluche dich! Das, was du am meisten begehrst, wird zu deinem Verhängnis. Was dir am liebsten ist, wird sich von dir wenden. Was du am meisten verlangst, wird dich am weitesten fliehen. Ein schwarzer Schatten wird sich auf deine Seele senken und wird dir folgen, wo immer du sein wirst. Er wird dich drücken als Alp in der Nacht und ängstigen als Unhold am Tag. Niemals wirst du deinen Frieden finden, immer sein in Unrast und Erregung. So ist der Fluch! So ist das Urteil! Ich breche über dich den Stab!«
    Mit einem leisen Knacken zerbrach die Gerte. Pila ließ sie fallen und verließ erhobenen Hauptes die Kammer.
    Drusilla hatte mit einer Gänsehaut Pilas Worten gelauscht. Plötzlich war ihr dieses Mädchen unheimlich. Es ging ein seltsamer Zauber von ihr aus, ein kalter Hauch, ein mystisches Licht. Waren das die starken germanischen Götter und Geister, die hier wirkten? Man hörte von Geisterseherinnen, Priesterinnen, die Waldgeister beschwörten. War Pila eine dieser unheimlichen weisen Frauen? War sie eine Zauberin wie die seltsamen Druiden der Kelten?
    Schnell räumte sie die zerbrochene Gerte weg und eilte hinter Pila her ins Bad der Sklaven.
    Pila saß in aller Ruhe vor dem Wasserbecken und reinigte ihre Wunden. Nichts erinnerte mehr an die seltsamen Vorkommnisse in ihrer Kammer.
    Vorsichtig näherte Drusilla sich ihr. »Lass mich dir helfen, dein Haar zu flechten«, sagte sie. Pila blickte auf und lächelte dankbar. »Geht es dir wieder gut, Pila?«
    »Es könnte mir nicht besser gehen. Vielleicht gehen die Blutflecken aus dem grünen Kleid heraus. Valerius wird nicht erbaut sein, wenn sein Geschenk so befleckt wurde.«
    Drusilla pustete laut die Luft aus. »Nerven hast du! Bist eben deinem Todesurteil entkommen und denkst an die Flecken im Kleid!«
    Romelia empfing Flavia in ihren privaten Gemächern. Da es kein offizieller Besuch war, wie zu einem der Geburtstage oder hohen römischen Feiertage, wurde der Aufwand gering gehalten. Romelias Gemächer waren aber prächtig genug, um damit auch intimeren Besuchern zu imponieren. Und das beabsichtigte sie bei Flavia auf jeden Fall.
    Flavia kam mit bauschenden Gewändern hereingerauscht. Sie ließ sich auf eine Kline sinken und lächelte Romelia an. Zu Romelias Glück trug sie heute nicht ihre blonde Perücke, sondern hatte ihr lockiges, kurz geschnittenes Haar mit einem filigranen silbernen Haarnetz überspannt. Romelia musste insgeheim zugeben, dass Flavia es verstand, sich effektvoll zu kleiden. Aber das neue Haarnetz war nicht der Grund für Flavias Besuch, obwohl sie sich natürlich öfters so drehte, dass Romelia das Funkeln und Glitzern der spinnwebengleichen Fäden bewundern konnte. Romelia bemerkte eine zarte rosa Hauttönung in ihrem Gesicht, als sei sie sehr erregt. Ihre Augen glitzerten vor verhaltener Anspannung.
    »Also, die Spiele, die dein Gatte Valerius ausrichten ließ, waren wirklich unvergleichlich, liebste Romelia. Noch in hundert Jahren wird man davon sprechen. In Rom gibt es kein anderes Thema zurzeit. Und was sagst du zu Claudius? Ist er nicht göttergleich? Er muss der Liebling des Kriegsgottes Mars sein. Wer sonst könnte ihm so ungeheure Kräfte verleihen. Stell dir vor, er liegt in den Kasematten am Circus, umsorgt von Lentulus. Und die Frauen stehen Schlange, um ihm Medizin zu kaufen, damit er schnell geheilt wird.«
    Romelias Augen wurden immer runder. »Man spricht von Claudius?«
    »Von wem denn sonst? Er ist der Held von Rom, der Gigant der Arena. Ach, ist dieser Mann wunderbar!« Flavia hatte anbetend die

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