Venus und ihr Krieger
Hände erhoben.
Romelia starrte sie an. Dann kräuselte sie abfällig die Lippen. »Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Schließlich ist er nur ein Gladiator, ein Todgeweihter.«
»Natürlich ist er das. Aber gerade das ist doch das Pikante an der ganzen Sache. Liebe und Tod liegen so nahe beieinander. Gerade, weil sie gar nicht wissen, wie lange sie noch zu leben haben, sind sie ganz besondere Liebhaber. Unersättlich, überwältigend, einfach göttlich!«
Romelias Mund blieb offen stehen, während Flavia sich in Ekstase redete. Es war ein dümmliches Erstaunen, doch gleich darauf fasste sie sich und lächelte säuerlich. »Was weißt du von seinen Liebeskünsten? Was erzählt man sich darüber?«
Flavia kicherte und wedelte mit einem zarten Dufttuch in der Luft herum. »Das kann ich dir nicht sagen, es wäre zu – intim.«
»So, so!« Romelia blickte sich scheinbar desinteressiert um. Dann klatschte sie laut in die Hände. Drusilla, Pila und ein weiterer Sklave eilten herbei.
»Bringt Wein – reichlich – und Obst und kandierte Früchte!«, befahl sie. Während die Sklaven davoneilten, um das Gewünschte zu bringen, lehnte Romelia sich wieder bequem zurück.
»Das Volk erzählt viel und was kann man den meretrices schon glauben?«
»Oh, ich weiß das nicht von einer meretrix , mit solchen Frauen verkehre ich nicht.« Wieder kicherte sie.
Romelia schluckte und presste die Kiefer zusammen. »Es hätte mich auch gewundert, wenn du so tief gefallen wärest«, entgegnete sie spitz.
Pila und Drusilla brachten Wasser und Wein. Romelia hob abwehrend die Hand, als Pila den Wein mit warmem Wasser mischen wollte. Sie hoffte, dass der unverdünnte Wein schnell Flavias Zunge lockern würde.
Flavia nahm einen Schluck und schmatzte zufrieden. Dann blickte sie Romelia aus halb gesenkten Lidern an. »Ich überzeuge mich am liebsten selbst von Dingen, über die so viel gesprochen wird.«
Mit einem Ruck richtete Romelia sich auf. »Du willst doch nicht etwa sagen, dass du …«
Flavia nickte und kicherte wieder. »Doch! Ich habe Claudius eingeladen.«
»Ich denke, es geht ihm nicht gut.«
»Und wie gut es ihm geht. Er musste sich ja heimlich aus der Kaserne fortstehlen, damit die vielen Bewunderinnen, die das Gelände belagern, es nicht mitbekommen. Ich habe ihm Wein zu trinken gegeben und eine Medizin aus wundersamen Pflanzen, die die Lebensgeister wecken. Und dann habe ich ihm ein magisches Amulett geschenkt, das er jetzt am Körper trägt.«
»Ach so. Doch was hat das mit seinen Liebesqualitäten zu tun?«
»Na, was wohl? Als sich mein Gatte zurückgezogen hatte, begleitete ich Claudius zu einem kleinen Spaziergang in den Park. Und da ließen wir uns hinter dem Rosenbeet ins Gras gleiten …«
»Und?« Romelias Augen weiteten sich.
»Und dann habe ich sie persönlich geprüft, seine Qualitäten.«
»Und?«
»Er übertrifft alle Gerüchte!«
Mit einem Schnaufer ließ Romelia sich wieder auf die Kline plumpsen. Das musste sie erst einmal verdauen. Die ach so anständige Flavia trieb es mit einem Gladiator hinter dem Rosenbusch. Was für eine Überraschung!
Ein wenig pikiert spitzte Romelia die Lippen.
»Es gehört sich nicht für eine Frau deines Standes …«
Flavia lachte laut auf. »In welcher Vergangenheit lebst du eigentlich, Romelia? Gladiatoren stehen in hoher Gunst bei Frauen unseres Standes. Es gilt als ungemein schick, sich von einem dieser Kämpfer verführen zu lassen. Ach, das ist so aufregend, es riecht förmlich nach Schweiß, Blut und Tod!«
Romelia rümpfte die Nase. »Stinken die so?«
»Nein, im übertragenen Sinne natürlich. Aber stell dir vor, die Hände, die so gnadenlos töten, streicheln deinen Körper, überall …«
Romelia unterdrückte ein Zittern. »Trotzdem, es sind Gladiatoren.«
»Weißt du nichts von der Frau des Alexander Perselius? Sie hat sich von einem Gladiator entführen lassen!«
»Entführen lassen?« fragte Romelia fassungslos.
»Das ist doch jetzt in Mode. Stell dir vor, du brennst mit so einem rauen Kerl durch, Tag und Nacht an seiner Seite. Oh, wie romantisch! Und immer die Gefahr, gefasst zu werden. Dem Gladiator droht der Tod, der Frau die Ächtung.«
»Ja, was hat sie dann davon?« Noch immer begriff Romelia nicht, was daran so aufregend sein sollte.
»Ach, es ist der Nervenkitzel, das Abenteuer. Und immer in seiner Gewalt!« Sie schüttelte sich in wonnevollem Entsetzen. »Ich glaube, von Claudius würde ich mich auch entführen
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