Venus und ihr Krieger
lassen.«
»Aber dann lebst du ja in Armut, in Elend. Ich kenne keinen Gladiator, der reich genug wäre, dir ein solches Leben bieten zu können wie an der Seite von Barbillus.«
»Oh, da würde ich vorsorgen. Natürlich würde ich meinen Schmuck und mein Geld auf die Flucht mitnehmen. Na ja, wenn du der Sache überdrüssig wirst, kannst du immer noch zurückkehren und sagen, der Gladiator hat dich des Geldes wegen geraubt.«
»Und das klappt?«
»Bei Alexander hat es geklappt. Er hat seine Frau zwar tüchtig gezüchtigt, aber letztlich hat er sie, der Familienehre wegen, wieder aufgenommen.«
»Das ist ja ‘n Ding!« Romelia staunte nun tatsächlich. Und das alles aus dem Munde der keuschen Flavia! Was für eine falsche Schlange!
Pila und Drusilla hatten sich an den Eingang des Gemachs zurückgezogen und warteten auf weitere Befehle. Scheinbar teilnahmslos standen sie da, doch Pila vernahm jedes Wort, das die beiden Frauen miteinander sprachen. Claudius lebte und es schien ihm offensichtlich so gut zu gehen, dass er schon wieder Damen besuchte und sie auch noch beglückte. Pila wusste, dass die sexuelle Freizügigkeit der Männer in Rom selbstverständlich war und dass sie aus den wenigen Augenblicken, die sie miteinander verbracht hatten, keineswegs eine Verpflichtung seinerseits ableiten durfte. Außerdem war sie nur eine Sklavin, während ihm offensichtlich Frauen höchsten Ranges geneigt waren. Auch war Pila keineswegs darauf aus, Claudius noch einmal zu begegnen.
Flavia und Romelia plauderten noch eine Weile miteinander, dann verabschiedete Flavia sich. Sie fühlte sich erleichtert, mit jemandem ihr süßes Geheimnis zu teilen und Romelia damit auch ein bisschen neidisch gemacht zu haben. Zwei scharfe Falten, die sich von Romelias Nasenflügeln zu den Wangen zogen, zeigten Flavia, dass es der Gattin des Senators zwar nicht an Geld und Luxus, dafür aber an sexueller Erfüllung fehlte, die die Haut rosig, das Blut kochen und das Herz weit werden ließ. In Romelia jagten die Gedanken einander wie junge Pferde auf der Weide. Claudius! Er war ein gut aussehender Mann, stark, mutig, hart. Seine Muskeln mussten sich wie Eisen anfühlen. Sie schloss die Augen. Sie sah Claudius in seiner glänzenden Paradeuniform, wie er stolz im Streitwagen stand und zu den Rängen heraufgrüßte. Wenn er mit dieser glänzenden Rüstung auf ihrem nackten Leib liegen würde … Sie schauderte. Es musste ein unbeschreibliches Gefühl sein! Und sie würde unter seinen Schurz fassen und sein Schwert ergreifen … Ob es auch so hart wie Stahl war?
Sie riss die Augen wieder auf. »Pila, Drusilla, räumt das Geschirr ab! Celius, du läufst zum Circus Flaminius und verlangst Lentulus zu sprechen. Ich erwarte ihn morgen Früh, nachdem der Senator das Haus verlassen hat.« Celius, der Sklave, verneigte sich und verschwand.
Was hatte Romelia vor? Ihre Worte beunruhigten Pila zutiefst.
Am nächsten Tag meldete Lentulus seinen Besuch an. Valerius hatte bereits das Haus verlassen, um sich auf dem Forum vom römischen Volk feiern zu lassen.
Romelia machte wenig Umstände. Sie ließ Lentulus in das Peristyl bitten. Pila presste sich hinter eine der Säulen des Ganges. Noch niemals zuvor hatte sie bewusst gelauscht. Doch diesmal warnte sie ihre innere Stimme. Was hatte Romelia mit so einem grobschlächtigen Kerl wie Lentulus im Sinn? Hatte es etwas damit zu tun, wovon Flavia am Vortag so bereitwillig erzählt hatte? Dann konnte es nur um Claudius gehen!
Für Pila schien es undenkbar, dass Romelia mit Claudius ein amouröses Abenteuer im Sinn hatte. Waren auch die römischen Männer sehr frei in ihren sexuellen Beziehungen, galt dies keinesfalls für verheiratete Frauen, zumal wenn sie von hohem Stande waren. Also konnte Romelia nur eine Schurkerei vorhaben. Und diese richtete sich gegen Claudius!
Pila überlegte krampfhaft, ob Romelia irgendetwas von den feinen Fäden wusste, die sich zwischen Pila und Claudius gesponnen hatten. Aber niemand hatte sie gemeinsam gesehen, keinem hatte Pila ein Sterbenswörtchen erzählt. Und dass Claudius sich mit einer unbedeutenden Begegnung mit einer Sklavin gebrüstet hätte, war noch weniger denkbar. Oder ahnte Romelia etwas nach den eigenartigen Vorfällen in der Arena? Aber dazu müsste sie mit der Gedankenwelt der Germanen vertraut sein und das war sie nicht. Was also führte sie im Schilde?
Doch zu Pilas Leidwesen schlenderte Romelia an Lentulus’ Seite durch den Garten, immer rund um den
Weitere Kostenlose Bücher