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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Convivium eingeladen wurden, entschied allein Valerius. Pila beschloss, vorsichtig zu sein.
    Sie war sich bewusst, was sie mit ihrer Beschwörung der dunklen Mächte angerichtet hatte. Nicht nur, dass sie den weisen Seherinnen ins Handwerk gepfuscht hatte, sie hatte auch noch Partei ergriffen, Partei für einen Römer, gegen ihre eigenen Landsleute! Das konnte nicht gut gehen und die Götter würden grausame Rache an ihr üben. Und doch verspürte Pila eine gewisse Genugtuung. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie richtig gehandelt hatte. Was hatten die Schicksalsnornen mit ihr vor? Und welche Rolle spielte Claudius dabei?
    »Hast du nichts zu tun?«, zischelte Drusilla. »Du musst die Gäste bedienen!«
    Pila erwachte aus ihren Gedanken. Sie ordnete den Faltenwurf ihres meerblauen Gewandes, nahm ein Tablett mit Obst, mischte sich unter die Gäste und richtete es ein, in Claudius’ Nähe zu gelangen. Als Lentulus sich von Claudius trennte, um sich an einer Tafel zu bedienen, nahm sie all ihren Mut zusammen und beruhigte ihr rasendes Herz. Den Blick gesenkt, reichte sie ihm das Tablett.
    »Pila!« Ein freudiges Lächeln flog über sein Gesicht. »Sei gegrüßt, Herr!« flüsterte sie.
    »Warum so förmlich, schöne Pila? Ich glaubte, dass uns ein zartes Band verbindet«, sagte er lächelnd. »Ein Band aus goldblondem Haar.«
    »Mehr als dir bewusst ist«, antwortete sie.
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Ist dir der Sinn auch dunkel, du verdankst ihm das Licht.«
    Claudius lachte ein wenig verlegen. »Pila, es ist ein rauschendes Fest und du orakelst daher. Freu dich an der Musik, am Tanz. Du lebst in einem sehr schönen Haus.« Mit einer ausholenden Handbewegung umfasste er das Atrium.
    »Ich bin lediglich eine Sklavin«, sagte sie. »Doch ich will meinem Herrn nicht undankbar sein.«
    Claudius trat dichter an sie heran. »Ich wünschte, du wärest frei wie ein Vogel. Dann wäre es nicht so schwer, dich wieder zu sehen.«
    »Wäre ich frei wie ein Vogel, würde ich davonfliegen«, sagte sie leise.
    Er blickte ihr tief in die Augen und wieder beschlich Pila dieses Gefühl, in einen tiefen blauen See zu sinken.
    »Das wäre sehr schade. Denn auch dort ist die Freiheit nicht vollkommen. Ein Adler oder ein Falke könnte dich greifen.«
    Sie lächelte. »Mein Auge ist flink, mein Flügelschlag schnell. Und dem Pfeil des Jägers wüsste ich zu weichen.« Claudius blickte sich schnell um. »Es sind so viele Menschen hier. Kann ich dich allein treffen?«
    Pila kam nicht dazu, ihm zu antworten. Valerius begrüßte seine Gäste nun offiziell und bat sie an die reich gedeckte Tafel in den Speisesaal.
    »Verzeih, Herr, aber ich muss die Gäste bedienen.« Pila zog sich zurück und hastete in die Küche. Dort ließ sie sich auf einen Schemel fallen und presste die Hand auf ihr wild klopfendes Herz. Warum geriet sie nur so aus der Fassung, wenn sie in seiner Nähe war?
    »Was ist los mit dir, ist dir nicht gut?« Drusilla schubste sie unsanft.
    »Es ist nichts, ich habe nur Angst, etwas falsch zu machen.«
    Drusilla blickte sie prüfend an. »Was gibt es denn falsch zu machen? Du sollst die Gäste bedienen. Der Rest ergibt sich schon von ganz allein.«
    »Kann ich nicht hier in der Küche bei der Vorbereitung der Speisen helfen?«
    »Nein, der Herr hat darauf bestanden, dass du auf dem Fest anwesend bist.«
    »Nur einen Augenblick bitte, Drusilla!«
    »Na, schön. Aber sitz nicht herum, sondern arbeite!«
    Pila sprang auf und hantierte an den Schalen und Schüsseln, füllte sie mit gegartem Fleisch und Fisch und dekorierte sie mit Lorbeerlaub und Oliven. Es herrschte ein Durcheinander in der Küche, das nur Aurus zu überblicken schien.
    Im Speisesaal hatte das große Schmausen begonnen. Ununterbrochen kamen die Sklaven mit gefüllten Schüsseln aus der Küche und räumten die leeren Platten wieder ab. Das Voressen bestand aus Meerigeln, Austern, Muscheln, gefüllten Drosseln, alles üppig mit Salat angerichtet. Zum Hauptmahl wurden Fasane, gefüllte Enten, Hasen, gesottenes Reh und Wildschwein, gebackenes Saueuter, Kalbslende und Purpurschnecken im Teigmantel serviert. Picentinisches Brot, Oliven, gewürztes Öl und verschiedene Teigwaren ergänzten die Speisenfolge.
    Neben den üppigen Speisen glänzte die Tafel durch das wertvolle Silbergeschirr und die bunten Kristallbecher, die schweren Leuchter und die kleinen Kunstwerken gleichen Schüsseln und Tabletts.
    Anfangs führten die Gäste geistvolle Konversation.

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