Venus und ihr Krieger
wollte er wissen. »Du sollst es morgen tragen.«
»Verzeiht, Herr, aber es wird gewaschen, weil Blut darauf war.«
»Davon?« Er zeigte auf die roten Streifen an Pilas Armen. Pila senkte den Blick zur Bestätigung.
»Dass mein ästhetischer Sinn immer so gestört werden muss«, klagte Valerius und betrachtete kopfschüttelnd die Folgen der Züchtigungen. »Streiche eine Salbe darauf aus Bleiglätte und Zink, das mindert die Röte und heilt. Und ich werde dir ein neues Gewand nähen lassen, ein meerblaues. Das passt viel besser zu deinen Augen. Und sehr kurz muss es sein, damit ich deine schönen Beine besser sehe.«
Er erhob sich und rief seinen Leibsklaven. Er sollte sich um den Schneider kümmern, der sofort ein neues Gewand für Pila anzufertigen hatte. Valerius kramte in seinem Geldbeutel.
»Vielleicht passt diese silberne Spange besser dazu als die goldene«, sagte er und reichte sie Pila. Sie warf sich wieder zu Boden, doch Valerius winkte ab. »Erzähl allen Leuten, wie großzügig ich bin. Das ist mir lieber als deine Fußfälle.« Ohne sich weiter um Pila zu kümmern, verließ er den Raum. Der Sklave führte Pila hinaus, damit der Schneider Maß nehmen konnte.
Valerius eilte mit ausholenden Schritten in Romelias Gemächer, wohin sie sich sofort nach Valerius’ Erscheinen zurückgezogen hatte. Ohne anzuklopfen, riss er die Tür auf. Romelia runzelte die Stirn. Selbst ihr Gatte durfte nicht unaufgefordert ihre Gemächer betreten.
An seiner Miene erkannte sie, dass er sehr erzürnt war. Schlagartig änderte sie ihren Gesichtsausdruck und sie lächelte liebenswürdig.
»So stürmisch, Valerius?«
»Schweig, du falsche Natter!«, erwiderte er wütend. »Ich bin empört über die Sache mit Pila.«
»Weshalb regst du dich über eine Sklavin auf?« Romelia zuckte mit den Schultern.
»Ich rege mich nicht über eine Sklavin auf, sondern über dich!«
»Ach! Ich kann mit der Sklavin machen, was ich will! Sie hat die Hand gegen mich erhoben! Ich lasse sie ans Kreuz schlagen!«
»Nichts wirst du!«, herrschte er sie an. »Erlaube mal, Valerius, wo kommen wir denn hin, wenn sich die Sklaven gegen ihren Herrn erheben?« Valerius setzte sich auf einen Schemel und atmete tief durch. »Dass Pila die Hand gegen dich erhoben hat, ist die eine Geschichte und es steht mir frei, sie zu strafen. Aber darum geht es gar nicht.«
»Nicht?« Romelia spitzte die Lippen. »Worum dann?«
»Um deinen Ungehorsam mir gegenüber. Ich hatte dir untersagt, Pilas Haar abzuschneiden. War das nicht deutlich genug? Du wagst es also, dich meinem Wort zu widersetzen. Leider kann ich dich nicht wegen Aufmüpfigkeit den Löwen zum Fraß vorwerfen, auch wenn ich es gern getan hätte.«
Romelia schnappte hörbar nach Luft. »Schweig!«, unterband Valerius eine Entgegnung. »Ich bin erzürnt darüber, dass du mich nicht ernst nimmst, meine Anweisungen hintergehst, ja, mich betrügen willst, indem du dein Tun auf eine Zeit verlegt hast, während der du mich auf dem Forum oder in der Curia wähntest. Ganz Rom liegt mir zu Füßen, nur meine eigene Gattin macht aus mir einen Narren!«
»Glaub mir, es war nicht meine Absicht, dich in irgendeiner Weise herabzuwürdigen. Ich wusste gar nicht, dass dir diese Sklavin so viel bedeutet.«
»Sie bedeutet mir gar nichts. Sie bietet einen vergnüglichen Anblick und schmeichelt meinem ästhetischen Sinn wie eine Alabasterlampe oder eine Marmorstatue. Mehr nicht. Du hast mich immer noch nicht verstanden, liebste Romelia.« Valerius dämpfte die Stimme. »Ich weiß, dass du Pila benutzt und zwar zu einem Machtkampf mit mir. Ich warne dich, treib es nicht zu weit! Pila behält ihr Haar und sie wird morgen auf dem Convivium anwesend sein. Das ist mein letztes Wort! Und jetzt scher dich hinaus und kümmere dich um die Vorbereitung des Festes, wie es deine Pflicht ist!«
Er wandte sich um und verließ das Gemach. In Romelias Gesicht zeigte sich keine Regung. Lange blickte sie auf die Tür, durch die Valerius verschwunden war. Dann zuckten ihre Mundwinkel und ein verächtliches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Sechstes Kapitel
DAS GELAGE
Der krönende Abschluss der Spiele, die Valerius finanziert hatte und denen er als Schirmherr vorstand, sollte ein großes Fest in seiner Villa sein. Ganz Rom sprach von diesen Spielen, die bisher beispiellos in Glanz und Aufwand waren. Valerius war sehr zufrieden mit sich und der Resonanz im Volk. Die Zeiten waren unruhig geworden, das Volk übersättigt und
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