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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Klavierspiel erstarb.
    Einen Schritt trat sie zurück, ehe sich die Tür öffnete, und tat gut daran.
    Philip Perak streckte eine Sekunde lang die Hand nach ihr aus, als ob er sie zu sich zerren wollte, um ihr eine kleine Gewalt anzutun.
    Doch dann gewann er die Beherrschung zurück.
    »Debussy«, sagte er. »Six Epigraphes Antiques. Ich habe sie lange nicht gespielt und war gerade dabei, sie mir wieder zu erschließen.«
    »Sie mit Ihrer Klimperei«, sagte Katja Anley.
    Sie wartete keine Einladung ab. Schritt an ihm vorbei in die Wohnung. Herrin der Lage.
    »Sie können mir etwas zu trinken anbieten«, sagte sie.
    »Ich habe keinen Champagner im Haus«, sagte Perak. Katja Anley nahm auf einer der lederbezogenen Kunststoffschalen Platz, die sie göttlich und die Perak unbequem fand.
    »Vielleicht einen Cognac. Den haben Sie doch sicher da.«
    Perak ging in die Küche. Dort hatte er den Hine zurückgelassen.
    Die Flasche war leer.
    Er kehrte mit einem Weißwein aus Südafrika zurück und entkorkte ihn.
    »Ein Sauvignon Blanc von Laibach«, sagte er und füllte die Gläser.
    Er warf Perlen vor die Säue. Das ahnte er. Die Dame war nicht nüchtern zur Tür hereingekommen.
    Die Anley nahm einen Schluck und kaute den Wein. Hatte ihr Ex, der Immobilienmogul, das nicht so gemacht? Dass sie das Bedürfnis hatte, dieses egozentrische Bündel Mensch zu beeindrucken, störte sie.
    »Stehen Sie doch nicht herum«, sagte sie.
    »Sie wissen, dass Sie sich in meiner Wohnung befinden?«, fragte Perak.
    »Seien Sie doch nicht so steif«, sagte die Anley. Ihr Glas war schon leer.
    Es schien doch, als müsse sie sich weiter Mut antrinken.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Philip Perak.
    »Gefalle ich Ihnen nicht?« Katja Anleys Stimme drohte, verlorenzugehen. Sie versuchte, es mit Lautstärke zu kompensieren.
    »Spielen Sie mir was vor«, sagte sie, »Ihren Debussy von mir aus.«
    »Lssen Sie uns erst trinken, Katja.«
    Perak kam ganz in die Stimmung, ihr großzügig nachzuschenken.
    Er hatte gelernt. Gelernt, nicht als Erster der Betrunkene zu sein.
    Die Anley trank, als könnte sonst der Faden Leben reißen.
    »Vielleicht wollen Sie ein Bad nehmen, Katja. Gewhirlt und von unten beleuchtet. Wir könnten mit den weißen Kieselsteinen werfen. Ich werde Ihnen ein Bad bereiten.«
    Katja Anley machte eine ablehnende Handbewegung. Wein schwappte aus dem wieder vollen Glas.
    »Erst spielen«, sagte Katja Anley. Langsame drei Silben, die sie sprach.
    Philip Perak sah die Anley an und lächelte.
    Da war sie wieder, die Lust zu quälen.
    Er fühlte sie in sich aufsteigen und stärker werden.
    Nun war sie betrunken genug. Er würde es wagen.
    Gernhardt ging allein in die Wohnung der Gorska.
    Das Weihwasser war gänzlich weggetrocknet. Das Kruzifix lag auf dem Bett, wo es hingefallen war, als Kummer den Kleidersack geöffnet hatte.
    Der Sack lag leer unter dem Kreuz. Die Kleider waren Beweisstücke geworden. Gernhardt hatte noch keine Antwort auf die Frage, welche Beweise das waren.
    Er ging in die Küche, um ein Glas mit Leitungswasser zu füllen.
    Sein Mund war trocken, seit er die Wohnung betreten hatte.
    Die Sonne schien durch die nackte Scheibe des Küchenfensters.
    Pit sah den Staub tanzen.
    Unter der Spüle lagen noch immer die Tüten von Aldi und Lidl.
    Gewürze auf einem kleinen Regal.
    Eine eigenwillig geformte Teebüchse aus Messingblech.
    Ein Konfitürenglas mit verklebten Kandisstückchen.
    Pit trank und guckte die Gewürze an.
    Die Klarsichtbeutel waren beschriftet.
    Pontifikal. Dreikönig. Feinkörnig.
    Pit öffnete den Ziplockverschluss eines der Klarsichtbeutel. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, dass das eine Weihrauchmischung war und die Teebüchse keine Teebüchse.
    Was hatte die Gorska hier veranstaltet? Eine heilige Messe?
    Er hatte auf einmal das Gefühl, dass diese Wohnung ganz anders durchsucht werden müsste. Nicht nur der bloße Augenschein.
    Kummer und er hatten es sich zu leicht gemacht.
    Pit Gernhardt fing mit der Küche an.
    Schwarze Nacht, als sie aufwachte. Sie fror. Katja Anley fuhr hoch und drohte vom Tisch aus schwarzer Mooreiche zu fallen, ehe sie verstand, dass sie sich darauf befand.
    Ihre Wahrnehmung setzte erst allmählich wieder ein.
    Er hatte sie auf der Terrasse ausgesetzt. Die Flügeltüren, die ins Innere führten, waren geschlossen. Dunkelheit und Stille hinter den hohen Glasscheiben der Türen.
    Die Anley guckte auf ihre Longines mit den sechsundvierzig Diamanten, die das Zifferblatt

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