Verarschung
ganz bestimmt nicht meine Absicht, Flunk.»
«Ob Vorsatz im Spiel war, ist nach den Statuten unmaßgeblich, Chef. Maßgeblich ist allein meine Wahrnehmung Ihres Verhaltens.»
Aus der Gesäßtasche seiner nordischen Polizei-Cordsamt-Unterhose zog Flunk eine Ausgabe des Polizei-Dienstrechts PDR 2.102 § 4(a) heraus.
Der Arbeitsplatz muss ein Ort größter Würde und größten Respekts für alle sein. Späße sind gestattet, solange das Gelächter keine Person (lebend oder nur vorgestellt), Gruppe oder andere Lebensform beleidigt. Der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er der Gesundheit, dem Wohlergehen und der erotischen Befriedigung jeder und jedes Angestellten zuträglich ist. Jede diesbezügliche Unterlassung ist nach PDR 4.42 § (6) strafbar.
«Es tut mir leid, Wachtmeister. Der Fehler liegt einzig und allein bei mir.» Bubbles schlug sich in freimütiger Anerkennung seines Fehlverhaltens an die Brust. «Es ist allerdings so, dass Wachtmeister Snorkkle nicht dazu in der Lage war, die Niemand-Akte ausfindig zu machen. Daher wäre ich Ihnen überaus dankbar, wenn Sie die Suche koordinieren würden.»
«Ehrlich, Chef?»
«Ganz ehrlich, Wachtmeister.»
«Da wäre ich sehr froh, Chef.» Der Hauptkommissar und der Wachtmeister umarmten sich linkisch.
Eine Stunde später kehrte Flunk in das Büro des Hauptkommissars zurück. «Wir sind immer noch auf der Suche, Chef.»
«Danke, dass Sie mich auf den neuesten Stand gebracht haben, Flunk.»
Am nächsten Tag kurz vor der Mittagspause kam ein strahlender Flunk in Bubbles’ Büro. «Die Akte, Chef.»
«Ausgezeichnet, Flunk. Gute Arbeit.»
Minuten später steckte Wachtmeister Snorkkle den Kopf herein. «Wissen Sie, warum der Holzkopf imstande war, die Akte zu finden? Weil er es war, der sie falsch eingeordnet hat. Er hat sie unter ‹R› für Ronni abgelegt. Dieser verdammte zurückgebliebene Finne.»
«Passen Sie auf, was Sie sagen, Wachtmeister.»
Bubbles trank sein Pepto-Bismol-Fläschchen leer und schluckte vier Ibuprofen. Seine Eltern hatten gewollt, dass er Arzt wurde. Sie waren entsetzt gewesen, als er zur Polizei gegangen war. A Schande , hatte sein Vater lamentiert. Dabei war er immer so gut in Mathematik, a richtiges Genie , sagte seine Mutter. Vielleicht war es noch nicht zu spät, um in das Pharmaunternehmen seiner Familie einzusteigen.
Die Niemand-Akte bestätigte Bubbles’ Erinnerungen an den Fall. Beinahe drei Jahre zuvor hatte Niemand mit bloßen Händen drei Polizisten umgebracht und verstümmelt. Darauf wurde eine landesweite Fahndung eingeleitet. Sie endete nicht mit Niemands Festnahme, sondern mit seiner Entdeckung in einem Fabrikgebäude. Er war mit einer Hochleistungs-Nagelpistole an den Boden getackert worden. Man hatte ihm die Augen ausgestochen, die Arme abgehackt und ihm sämtliche inneren Organe aus dem Körper geholt. Die Zunge war ihm abgeschnitten und in den Anus gestopft worden, während seine Hoden im Mund steckten. Die Polizei hatte Niemand so schnell es ging ins nächste Krankenhaus gebracht, doch alle Wiederbelebungsversuche scheiterten. Der oder die Mörder waren niemals gefunden worden. Die Polizei ging davon aus, dass es sich nicht um einen Mord aus Habgier handelte.
Bubbles ging es allerdings nicht darum, den alten Fall zu lösen. Er machte sich Sorgen über den Rentier-Ripper, und jetzt musste er die unglückselige Möglichkeit ins Auge fassen, dass Niemand entweder von den Toten auferstanden oder geklont worden war. Die erste Vermutung schloss er kurzerhand ganz aus, und die zweite hielt er ebenfalls für unwahrscheinlich.
Als er die Niemand-Akte bis zum Ende durchblätterte, entdeckte Bubbles zu seiner Überraschung Dokumente, die mit «Kosmische Geheimhaltungsstufe» klassifiziert waren. Diese Dokumente waren der Akte erst kürzlich beigefügt worden und stammten von der Säpo, der schwedischen Geheimpolizei. Eine Aktennotiz des Behördenleiters, die selbst mit Geheim bezeichnet war, gab die Bereitschaft der Säpo zur Weitergabe dieser höchst sensiblen Akte an die Polizei zu verstehen, nachdem das Material nun schon seit mehreren Monaten auf Wikileaks gepostet war.
Wikileaks , schrieb Bubbles in sein Notizbuch. Muss ich überprüfen.
Die Informationen bestätigten, dass Niemand der Sohn Dmitri Kalashnikovs war, des nutzlosen KGB-Spions, dessen Überlaufen nach Schweden zur Errichtung eines ultrageheimen rassistischen Multimilliarden-Kronen-Schattenregimes im
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