Verarschung
etwas wert gewesen war, gelöscht zu werden.
Natürlich konnte einem der Idiot nur leidtun, der glaubte, dass es ausreichte, den Blog selbst und seine Spuren aus den Suchmaschinen zu löschen. Irgendwo da draußen im Cyberspace schwirrte er noch herum. Irgendein Loser in Island, irgendein Arschloch in Estland, ein Freak in Finnland hatte den Blog ganz sicher gelesen, ihn heruntergeladen und an einen Freund geschickt. Man musste ihn nur finden.
Sie brauchte sieben Minuten. Länger, als ich dachte . Ein Genetik-Student an der Linné-Universität hatte eine Webseite, die dem Zeitgenössischen Schwedischen Dadaismus gewidmet war. Unter der Überschrift «Wörterschmiede im Web» hatte der Student geschrieben:
Hier ist eine kleine Sammlung neuerer Gedichte, schräge Einzeiler, die so klingen, als hätte ein Haiku ein Techtelmechtel mit Dada gehabt. Ich habe sie in dem Blog eines Schriftstellers gefunden, der unter dem Pseudonym Angst Wiser schreibt. Ihr werdet sie lieben! Viel Spaß beim Lesen!
Das Pseudonym erregte sofort Salamanders Aufmerksamkeit. Angst Wiser? Twig Arssen, also bitte. Nicht schon wieder Anagramme.
Es waren vier kryptische Einzeiler unter einem kryptischen Titel:
VIER DADAISTISCHE GEDICHTE
(EINEM AHNUNGSLOSEN TROTTEL GEWIDMET)
HEISERE STIRN DA
BADE-MOTIV RUM
LECKS STEIF WEG
NETT FARBLICHE IDEE
Salamander schüttelte verächtlich den Kopf. Dada-Poesie? Glaub ich nie im Leben . Warum konnten die Leute, die mit Geheimcodes herumspielten, ihr nicht einmal eine echte Herausforderung bieten?
Sie schickte eine SMS an Bubbles und Blomberg.
«Ein psychopathischer Auftragskiller weniger, um den wir uns kümmern müssen.» Wachtmeister Snorkkle überbrachte Bubbles die Neuigkeiten. «Heute Morgen haben wir einen anonymen Hinweis bekommen, doch mal in einem verlassenen Lagerhaus nördlich der Stadt nachzusehen. Und raten Sie mal, wen wir da gefunden haben?»
«Wen?»
«Na los, raten Sie schon.»
«Wachtmeister, ich bin gerade gar nicht in der Stimmung.»
Irgendwie ist er furchtbar empfindlich geworden, seit er sich mit Lizzy eingelassen hat.
«Reinhard Niemand, Chef. Er ist auf den Boden genagelt worden. In der Form eines Beistelltisches.»
«Was Neues für den UKEA-Frühlingskatalog. Irgendwelche Verdächtigen?»
«Die üblichen. Chamelea Salamander. Dagher Ukea. Andere fallen mir nicht ein.»
«Beweise?»
«Wir haben den neuesten Roman von Henning Mankell bei der Leiche gefunden. Keine Fingerabdrücke.»
«Ein Mörder mit literarischen Vorlieben.»
Snorkkle räusperte sich. «Bei allem Respekt, Chef, aber ich würde Henning Mankell nicht gerade als Literatur bezeichnen.»
«Er hat das Manuskript in einem Rentier mit großem Vorbau und weißen Brustflecken versteckt, das in der Nähe der berühmten alten Fichte in Dalarna lebt.»
«Du machst doch Witze», sagte Blomberg.
«Schön wär’s.»
Salamander zeigte Blomberg und Bubbles die einfachen Anagramme.
HEISERE STIRN DA = Sieh das Rentier
BADE-MOTIV RUM = Mit dem Vorbau
LECKS STEIF WEG = Weiss gefleckt
NETT FARBLICHE IDEE = Bei der alten Fichte
«Und für wen war die Nachricht?»
«Ich würde sagen, für Jerker Ekkrot. Er hat die Blogs geschrieben, kurz bevor Ekkrot ermordet wurde.»
«Vielleicht ist das der Grund für Ekkrots Ermordung. Um ihn daran zu hindern, das Manuskript zu finden.»
«Möglich», sagte Bubbles. «Obwohl mir immer noch nicht klar ist, warum Chamelea all die Leute umbringt, wenn sie doch nur einen Beweis dafür haben will, dass sie mit Hitler verwandt ist. Ich verstehe, aus welchen Gründen Ukea Twig tot sehen wollte. Und wenn Ekkrot die Anweisung hatte, alles zu veröffentlichen, sollte Twig etwas zustoßen, dann verstehe ich auch, warum er auf Ukeas Todesliste stand. Aber Chamelea? Damit hat sie Ukea doch einen Gefallen getan. Warum hat sie Twig nicht einfach alles veröffentlichen lassen?»
Salamander zuckte die Schultern. «Schwesterchen ist einfach total durchgeknallt.»
«Aber ist sie so durchgeknallt, dass sie ohne Grund töten würde?»
«Wartet doch mal einen Moment», warf Blomberg ein. «Wie genau versteckt man eigentlich ein Manuskript in einem Rentier ? Bin ich hier der Einzige, der das ein wenig merkwürdig findet?»
Salamander schlug ein Lehrbuch für Topologie auf. Sie mochte die ganze Haarspalterei nicht. Mathe ergab Sinn, Menschen nicht.
«Sonderbar», sagte Bubbles. «Aber nicht
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