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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Arffssen
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beispiellos. In den frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben die Letten Atomgeheimnisse in einem Elch versteckt.»
    «Du willst damit sagen, irgend so ein Typ hat den Elch narkotisiert, einen Schnitt gemacht, die Atomgeheimnisse in seinen Bauch gepflanzt und ihn wieder zugenäht?»
    «In der baltischen Spionagegeschichte wimmelt es von solchen Begebenheiten.»
    «Und was ist dann schiefgelaufen? Ihr meint also, dass Niemand den Blog entschlüsselt hat? Ich bezweifle, dass Niemand das Wort Rentier überhaupt buchstabierten konnte, selbst wenn man ihm alle Konsonanten gezeigt hätte.»
    «Nicht Niemand. Wahrscheinlich Ukea. Der hat dann Niemand angeheuert.»
    «Ich dachte, wir hätten gerade festgestellt, dass Ukea Niemand umgebracht hat.»
    «Vielleicht gefiel es ihm nicht, dass Niemand die Angewohnheit hatte, seine Finger am Tatort zu hinterlassen. Vielleicht ist er in Panik geraten aus Angst, dass die Spur zu ihm zurück führen würde.»
    «Warum wurden die Rentiere eigentlich erwürgt? Warum hat man sie nicht einfach erschossen und aufgeschlitzt?»
    «Niemand wollte uns offenbar auf eine falsche Fährte locken. Er wollte, dass wir glauben, wir hätten es mit einem Rentier-Ripper zu tun. Damit hat er ja auch vollen Erfolg gehabt, muss ich zugeben.»
    «Und wie passt Chamelea in die Sache hinein?»
    «Sie muss den Blog ebenfalls gefunden haben. Entweder das, oder sie hat plötzlich die Logik hinter Niemands Morden begriffen.»
    «Und was machen wir jetzt? Sollen wir jedes Rentier aufschlitzen, das zufällig bei einem alten Baum lebt?»
    «Nicht bei irgendeinem Baum. Die Dalarna-Fichte ist der älteste Baum der Welt.»
    «Darum geht es doch nicht. Die ganze Sache ist doch lächerlich. Es muss Tausende Rentiere mit großem Vorbau und weißen Flecken auf der Brust geben, die in der Nähe dieser Fichte leben.»
    «Vielleicht. Ich frag mal bei Svenssen im Rentier-Institut nach.»
    «Vergiss Svenssen. Die Sache ist absolut sinnlos. Hat Twig erwartet, dass Ekkrot alle Rentiere abschlachtet, die auf seine Beschreibung passen, bis er endlich das richtige findet?»
    «Kommt mir ziemlich ineffizient vor.»
    «Kommt mir völlig idiotisch vor. Irgendwas stimmt hier nicht.»
     
    Das Mädchen lächelte den Türsteher des Kharma Klubs an, einer Disco, die in der Hip-Hop-Szene der Valhallavägen-Straße sehr beliebt war. Sie hatte ihr Haar erst neulich wieder blond gefärbt, ihre natürliche Haarfarbe. Das Schwarz war echt schwierig rauszukriegen gewesen. Sie trug einen signalroten Minirock. Selbst auf Stilettos war sie kaum 1 Meter 50 groß. Sie tanzte zu DJSving und balancierte dabei eine Flasche Aquavit auf dem Kopf.
    Ein besoffener Anwalt aus Östermalm tanzte sich an sie heran. «Will die kleine Nutte vielleicht meinen mulkku lutschen?»
    Das Mädchen langte zu dem Typen herüber, riss ihm das Ohr ab und schrie in die übriggebliebene Öffnung: «Ich glaube, heute lieber nicht.» Das Ohr warf sie auf den Boden.
    Das führte zu einer gewissen Unruhe.
    Ein hartes Biker-Girl aus Kungälv kam näher. «Du hast Eier. Komm, wir tanzen.»
    Was sie auch taten.
    «Geiles Tattoo», sagte das Biker-Mädchen. «Ist das ein Sibirischer Stör?»
    «Ein Baltischer.»
    «Cool. Wo hast du diese irre Drehbewegung mit der AquavitFlasche auf dem Kopf gelernt?»
    «Jahrelanges Training als Auftragskillerin.»
    «Ha! Kommst du mit zu mir?»
    «Vielleicht ein andermal.»
    Eigentlich hätte sie lieber zur Musik der neuen House-Bands aus Linköping getanzt, aber beim Hip-Hop konnte sie gut nachdenken. Es hatte ihr nichts ausgemacht, Ekkrot und Arssen zu köpfen. Die kranken Arschlöcher hatten es verdient. Aber ein zufällig dahergelaufenes Rentier umzubringen war etwas ganz anderes. Das machte überhaupt keinen Spaß. Und vor allem ergab es keinen Sinn. Wer versteckte ein Manuskript in einem unschuldigen Säugetier? Irgendetwas musste sie übersehen haben. Ukea hatte offenbar keine Ahnung. Und wen gab es da noch? Twigs Vater, Nix Arssen, wusste so gut wie nichts. Warum hätte er sonst diesen fetten Journalisten angeheuert, der immer nur Kaffee trank und Brataal aß? Blieb noch Odder Arssen, Twigs hundertjähriger Großvater, der immer noch in Ukeas Heim für Arbeitsplatzversehrte und geisteskranke Straftäter unter den Angestellten eingelocht war. Sie hatte Odder während ihrer eigenen Zeit in dem Heim kennengelernt und den alten Mann gemocht, der sie aus Respekt vor ihrer vermuteten Herkunft immer mit einem steif in die Höhe gereckten

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