Verbannt
ob die Bäume sie verraten.“ Ich grinste und ging zur Tür.
Wie beim letzten Mal, als wir in den Wald gegangen waren, führte Clint den Weg an. Unser erster Marsch ins Herz des Waldes schien schon eine Ewigkeit zurückzuliegen, dabei waren nur wenige Tage seitdem vergangen. Es ist seltsam, wie die Zeit verrinnt.
Es war kalt, aber der Wald war wunderschön. Er sah aus, wie in seinen besten weißen Anzug gehüllt. Flocken schwebten graziös um uns herum, als wir uns vorwärtskämpften. Es war noch nicht völlig dunkel, und die Wolken hoben sich noch grau vom Himmel ab. Der schwindende Tag zog einen Hauch von Mauve wie einen abgelegten Schal hinter sich her.
Ich betrachtete Clints Rücken. Er ging aufrecht und entschlossen; alle Anzeichen für Schmerzen und seine Verletzung waren verschwunden. Wir waren nicht weit gegangen, als er abrupt stehen blieb. Ich wäre beinahe in ihn hineingelaufen.
„Hier rüber.“ Er zeigte nach rechts und hakte mich unter, um mir über den unebenen Boden zu helfen. „Die Bäume sind nicht so alt wie die uralten Sumpfeichen auf der Lichtung, aber ich glaube, wir müssen nicht ganz dahin laufen, um Hilfe zu bekommen.“
In dem Augenblick, in dem wir den Weg verließen, hörte ich das Flüstern.
Willkommen, Geliebte!
Die Auserwählte ist zurückgekehrt!
„Nein, wir müssen nicht weitergehen, um Hilfe zu bekommen“, versicherte ich Clint und streckte eine Hand aus, um sie über die Stämme gleiten zu lassen und die Wärme ihres Willkommens in mich aufzunehmen.
Eine enorme Kiefer ragte vor uns auf. Die mit langen Nadeln bestückten Äste, die erst ein ganzes Stück über meinem Kopf ansetzten, waren in glitzerndes Weiß gehüllt. Der scharfe Duft des Kiefernharzes umfing mich und rief Erinnerungen an Weihnachten in mir hervor.
„Hallo, meine Große“, begrüßte ich sie. Ich zog meine Handschuhe aus und drückte die Hände gegen die klebrige Rinde.
Ich höre dich, Eponas Geliebte.
Die Stimme in meinem Kopf war volltönend und männlich.
„Kannst du mir helfen?“, fragte ich.
Du musst nur fragen, Auserwählte.
Ich nickte Clint zu. „Er wird uns helfen.“
„Daran habe ich nie gezweifelt.“ Clint schob mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meiner Frisur gelöst hatte.
Oh, Göttin! Er sah so stark und attraktiv aus.
Ich riss meinen Blick von ihm los und konzentrierte mich wieder auf den Baum. „Ist noch jemand wie ich in diesem Wald?“
Es gibt niemanden wie dich, Geliebte der Göttin.
Ich seufzte frustriert auf. Wie, zum Teufel, sollte ich mich mit einem Baum über Rhiannon unterhalten? Dann schoss mir etwas durch den Kopf, das die Göttin gesagt hatte, bevor sie mich von der Lichtung in Chicago zurückgeholt hatte. Sie sagte: Genug von dieser Perversion.
„Okay, nicht wie ich, sondern jemand, der mein Aussehen hat, aber Eponas Willen pervertiert und sich mit dem Bösen verbündet. Hast du so jemanden gesehen?“
Nicht seit einigen Sonnenaufgängen.
„Also ist sie im Moment nicht hier?“, fragte ich schnell.
Ist sie nicht.
„Danke, mein Großer.“ Ich wandte mich an Clint. „Sie ist noch nicht hier.“
Das Böse kommt, Auserwählte.
„Was?“ Mir lief ein Schauer über den Rücken, der nichts mit dem Wetter zu tun hatte. „Du meinst sie?“
Ich spüre noch etwas – ein Übel, das hier schon einmal durchgekommen ist. Es kehrt wieder zurück.
„Jetzt?“ Ich quietschte fast. „Ist es jetzt hier?“
Nein, noch nicht, aber bald. Nicht mehr viele Sonnenaufgänge. Es kommt.
„Wirst du mir sagen, wenn es da ist?“
Du musst nur fragen, Geliebte der Epona.
„Ich danke dir.“ Ich nahm Clints Arm. „Lass uns zurückgehen. Mir ist kalt.“
Wir stolperten auf den Weg zurück und machten uns zügig auf zur Hütte.
„Nuada?“, fragte Clint.
„Natürlich. Der Baum sagt, er ist auf dem Weg hierher. Er ist noch nicht da, aber im Anmarsch.“ Ich versuchte, Clints Arm loszulassen, aber er nahm meine Hand, sodass ich weiter neben ihm ging. „Es macht mich wahnsinnig, mir vorzustellen, dass er so böse ist, dass die Bäume ihn spüren können, obwohl er noch gar nicht hier ist.“ Ich schüttelte mich. „Und Rhiannon hat ihn wiederauferstehen lassen.“ Ich schaute Clint an. „Was ist nur mit ihr los?“
Er zuckte die Achseln.
„Wirklich“, beharrte ich. „Ich verstehe das einfach nicht. Du hast gesagt, dass sie mir physisch so ähnlich ist und dass unsere Auren sogar gleich sind. Und doch ist sie innerlich verfault. Ich frage
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