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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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die von bunten Blumenteppichen umgeben waren, sprenkelten die Fläche außerhalb der Tempeltore.
    Die waren auch nicht da gewesen.
    Der finale Schock waren aber die langen, sich windenden Stränge von blühendem Efeu, die voll duftender dunkelroter und hellgelber Blüten von den Balustraden des Tempels hinunterflössen.
    Nichts davon hatte es gegeben, als der Tempel mir gehört hatte. Mein Tempel war ein wundervoller Ort, ja, aber kein Palast, der einzig der Anbetung der Schönheit gewidmet war. Es war ein Kriegertempel. Als solcher hatte er in ständiger Bereitschaft für einen Krieg zu sein. Dieser Tempel hier sah aus, als hätte er sich für eine Party aufgehübscht.
    Die eine, die vor Rhiannon meine Auserwählte war, war sehr alt geworden.
    Die Stimme der Göttin war immer noch in meinem Kopf, aber ihre Gegenwart schien greifbarer als je zuvor zu sein. Eine Bewegung im Himmel hinter mir sorgte dafür, dass ich meine Aufmerksamkeit von der Szene unter mir abwandte. Ich hielt den Atem an, als ich den glitzernden Umriss meiner Göttin sah. Eponas Körper flackerte kurz und wurde dann sichtbar. Sie war überwältigend. Eine dicke Mähne blonder Haare, die Farbe von reifem Weizen, wirbelte um ihren Kopf und bedeckte einen Teil ihres Gesichts. Sie trug ein Leinenhemd, das den gleichen Perlmuttschimmer hatte wie die Mauern ihres Tempels unter uns. Es umfloss sie wie hauchzarte Seide und schmiegte sich sinnlich an ihre anmutigen Rundungen.
    Ich betrachtete sie sprachlos, als sie sich mir zuwandte.
    „Oh! Göttin ...“ Meine Stimme erstarb, und ich spürte, wie ich meinen Kopf unwillkürlich in wortloser Demut neigte. So etwas wie sie hatte ich noch nie gesehen. Ihre Schönheit schien in uralten Zeiten geboren zu sein. Sie war, was Künstler seit Jahrhunderten darzustellen versuchten. Ihr so nah zu sein machte mich sprachlos.
    Mit einem Lächeln, das Liebe und Verständnis ausstrahlte, bewegte sie eine Hand vor ihrem Gesicht. Das helle Licht, das sie umgab, verblasste, und ich musste nicht länger in einen glitzernden Nebel schauen, der ihre Form hatte.
    Die eine, die vor Rhiannon meine Auserwählte war, war sehr alt geworden.
    Mir fiel auf, dass sie wiederholte, was sie eben schon gesagt hatte.
    Sie hatte eine Tochter, aber wie es manchmal so passiert, war das Kind ohne Affinität zu mir aufgewachsen.
    Ich merkte, dass ich wieder atmen und denken konnte. Und jetzt, da sie nicht mehr so deutlich erkennbar war, konnte ich mich auch auf das konzentrieren, was sie sagte.
    Nach ihrem Tod wählte ich Rhiannon als meine nächste Inkarnation, aber sie war noch ein Kind, das zwischen den Älteren tollte. Also kümmerten sich meine unbedeutenderen Priesterinnen um meinen Tempel, bis meine junge Auserwählte alt genug war.
    Ich hörte keinen Vorwurf in ihrer Stimme, nur das liebevolle Amüsement eines Elternteils gegenüber seinem fehlgeleiteten Kind.
    Sie erlaubten den Blumen, sich auszubreiten, und ließen den Tempel zu etwas werden, das ich nicht geplant hatte. Ich wusste, dass meine Auserwählte alles wieder in Ordnung bringen würde, wenn sie alt genug war. Was ich nicht wusste, war, dass die Priesterinnen, die sie aufzogen, zu nachsichtig mit ihr gewesen waren und so einen Schaden angerichtet hatten, der nicht so einfach wieder zu beheben war.
    Die Göttin winkte mit einer Hand, und die Szene unter uns veränderte sich. Wir schwebten nun über einer zauberhaften Lichtung in dem Wald, der den Tempel umgab.
    Lass uns ihrer Aufstiegszeremonie beiwohnen.
    „Das ist die Lichtung mit den beiden alten Bäumen“, sagte ich.
    Ja, Geliebte. Es ist eine heilige Lichtung. Heute Nacht werden wir Zeugen der Feier von Beltane, dem Zeitraum nach Rhiannons erstem Monat als Frau.
    Am Rand der Lichtung waren riesige Lagerfeuer entzündet worden. Um jedes Feuer tanzten und tranken junge Männer und Frauen – keiner von ihnen trug viel Kleidung (das war typisch für eine von Rhiannon angeführte Zeremonie), und alle schienen eine Menge Spaß zu haben. Musik erfüllte die Luft, und ich spürte, wie mein Herz in namenloser Erwartung zu klopfen begann.
    Neben mir perlte das Lachen der Göttin wie ein klarer Gebirgsbach.
    Du spürst den Ruf von Beltane sogar jetzt, nicht wahr, Geliebte?
    „Ich fühle etwas.“ Ich zögerte, dann fügte ich hinzu: „Etwas Gutes.
    Eponas Lachen erfüllte mich mit unsagbarer Freude. Fröhlich schaute ich mich auf der Lichtung um. Neben dem kleinen Bach nahe bei den beiden Bäumen war ein Zelt errichtet worden. Es

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