Verbannt
Vernunnos, Tiergott und Jäger, lebt jetzt in ihm. Er muss sich mit meiner Auserwählten paaren, um die Furchtbarkeit Partholons sicherzustellen. Meine Geliebte, du hast den Ruf des Rituals gespürt, als wir die Lichtung betreten haben. Rhiannons Aufstiegszeremonie hätte mit Lust und Vergnügen erfüllt sein sollen, nicht mit Entsetzen und Schmerzen, aber es gibt keine Möglichkeit, es aufzuhalten. Die Stimme der Göttin klang hohl. Nicht einmal meiner Auserwählten ist es gestattet, Beltane und die Fruchtbarkeit Partholons zu gefährden.
Die Vergewaltigung wurde fortgesetzt, und unter den widerhallenden Schreien Rhiannons stiegen unsere Seelenkörper durch das Zeltdach auf.
Schweigend schwebten wir hoch über dem Wald. Ich fragte mich, was ich in ihrem Alter getan hätte. Ja, ich war dickköpfig und stur gewesen, aber ich war nicht als verhätschelte, verwöhnte Göttin aufgewachsen, der ihre Dienerinnen und Sklaven jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatten.
Ich wusste, dass ich den Zaubertrank genommen hätte.
Achte auf die Konsequenzen, Geliebte.
Als die Göttin sprach, wedelte sie mit einer Hand vor uns, und der Himmel schimmerte und kräuselte sich, als hätte sie einen Stein auf die glatte Oberfläche eines Sees geworfen. Als er wieder klar wurde, erschienen bewegte Bilder direkt vor uns.
„Das ist ja wie eine Kinoleinwand“‘, staunte ich.
Sieh genau hin, befahl meine Göttin.
Ich schaute zu, als Szene nach Szene über den nächtlichen Himmel flimmerte. Rhiannon wurde älter, und ihr Aussehen veränderte sich im Laufe der Filmschnipsel, aber das war auch alles, was erwachsen wurde. Alle Bilder drehten sich nur um Sex. Sex mit vielen verschiedeen Männern an vielen verschiedenen Orten und in vielen verschiedenen Positionen. Die einzige Konstante war, dass Rhiannon in jeder Szene eisig die Kontrolle behielt. Manchmal hielt sie sogar mitten im Akt inne und befahl dem Mann, ihr aus den Augen zu gehen. Manchmal benutzte sie eine Peitsche, sogar wenn es offensichtlich war, dass ihr Partner keinen Spaß an ihrem sadistischen Spiel hatte. Ich beobachtete, wie sie sich mit unzähligen Männern paarte, auch wenn man sah, dass sie offensichtlich wenig Vergnügen an dem Akt hatte.
Sie erlaubt sich kein Vergnügen. Der Liebesakt ist für Rhiannon etwas Dunkles, und so ist schließlich auch die Liebe selbst für sie etwas Dunkles geworden.
Etwas Dunkles – das war eine aufschlussreiche Beschreibung. Die Zeit verrann vor unseren Augen, und Rhiannons Sexgeschichten wurden immer bizarrer. Sie schienen das zu reflektieren, was mit ihrer Persönlichkeit passierte, während sie sich mehr und mehr ihrer inneren Zerbrochenheit hingab.
„Ich bin überrascht, dass sie nicht schwanger geworden ist“, sagte ich.
Meine Auserwählte kann nur schwanger werden, wenn sie sich mit dem Hohen Schamanen paart, den ich für sie auserwählt habe.
Das zumindest war eine Erleichterung. Ich mochte mir kaum vorstellen, was für eine schreckliche Mutter Rhiannon sein würde.
Die Bilder veränderten sich noch einmal, und ich spürte einen Blitz durch meinen Körper jagen, als ein junger Zentaur in Sicht kam. ClanFintan ging auf Rhiannon zu und verbeugte sich vor ihr. Sie waren alleine im Thronsaal von Eponas Tempel. Ich liebte es, das jugendliche Bild meines Mannes zu sehen. Er war noch nicht so groß und muskulös wie als Erwachsener, aber er hatte die feinen Gesichtszüge, die den Grundstock für sein späteres Aussehen legten. Seine Schultern waren breit, und die Brust war stark. Sein Kinn zeigte schon die strenge, starke Ausprägung. Seine Augen waren dieselben, dunkel und mandelförmig, aber aus ihnen strahlte eine naive Freude statt des Wissens eines Erwachsenen, das ich heute darin fand. Er sah aus wie eine unschuldige Miniversion des erwachsenen ClanFintan.
„Schön, Sie kennenzulernen, Lady Rhiannon.“
Seine Stimme klang so jung, man konnte den tiefen, samtenen Bariton, den sie später einmal annehmen würde, noch nicht einmal erahnen.
„Ich bin unterrichtet worden, dass dir vorhergesagt wurde, einmal ein Hoher Schamane zu werden.“
Rhiannon schnurrte förmlich, und mir standen die Haare wachsam zu Berge. Auf den jungen ClanFintan hatte ihre Stimme jedoch keinen solchen Effekt.
„Ja, Herrin, so ist es prophezeit worden.“ Er klang stolz und erwartungsvoll.
Ich erinnere mich, wie wachsam und zurückhaltend er bei unserer ersten Begegnung gewesen war, und ich wollte in die Leinwand springen und meine Arme um
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