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des Tages aufgetaucht waren. Gegen zehn war er wieder zu Hause und las bis ein oder zwei Uhr nachts. Systematisch ackerte er Henriks Dokumentensammlung durch.
Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass die Arbeit an Henriks Autobiografie wie am Schnürchen lief. Er hatte bereits einen Abriss der Familienchronik von fast 120 Seiten fertig - er umfasste den Zeitraum von Jean Baptiste Bernadottes Ankunft in Schweden bis hinein in die zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Danach musste er langsamer vorangehen und seine Worte sorgfältiger abwägen. In der Bibliothek in Hedestad hatte er Bücher bestellt, die den schwedischen Nazismus jener Zeit behandelten, unter anderem Helene Lööws Doktorarbeit Hakenkreuz und Wasa-Garbe . Er hatte einen weiteren vierzigseitigen Entwurf über Henrik und seine Brüder geschrieben, in dem Henrik im Mittelpunkt stand und die Erzählung zusammenhielt. Bevor er wusste, wie das Unternehmen damals aussah und arbeitete, musste er noch eine ganze Reihe von Dingen recherchieren. Außerdem entdeckte er, dass die Familie Vanger tief ins Wirtschaftsimperium des Großindustriellen Ivar Kreuger verstrickt war - noch eine Nebenhandlung der Familiengeschichte, die es galt, sich in Erinnerung zu rufen. Insgesamt rechnete er damit, dass er noch dreihundert bis dreihundertfünfzig Seiten zu schreiben hatte. Sein Zeitplan war so konzipiert, dass er Henrik Vanger am 1. September einen ersten Entwurf vorlegen konnte. Dann konnte er den Herbst mit der Umarbeitung des Textes verbringen.
Bei den Untersuchungen zu Harriet Vanger kam Mikael hingegen keinen Millimeter voran. Soviel er auch las und über die Details des umfangreichen Materials nachgrübelte, er fand keine einzige Anregung, die auf die vorliegende Ermittlung ein neues Licht geworfen hätte.
Eines Samstagabends Ende Februar hatte er ein langes Gespräch mit Henrik Vanger, in dem er die Gründe für seine minimalen Fortschritte erläuterte. Der Alte hörte ihm geduldig zu, während Mikael all die Sackgassen aufzählte, in denen er gelandet war.
»Um es kurz zu machen, Henrik - ich finde nichts in den Ermittlungen, dem man nicht bereits restlos auf den Grund gegangen wäre.«
»Ich verstehe, was Sie meinen. Ich habe mir selbst jahrzehntelang den Kopf zerbrochen. Aber gleichzeitig bin ich ganz sicher, dass wir etwas übersehen haben. Kein Verbrechen ist absolut perfekt.«
»Wir können ja nicht mal herausfinden, ob wirklich ein Verbrechen begangen wurde.«
Vanger seufzte und zuckte resigniert mit den Schultern.
»Machen Sie weiter«, bat er. »Führen Sie Ihren Auftrag zu Ende.«
»Das ist sinnlos.«
»Vielleicht. Aber geben Sie nicht auf.«
Mikael seufzte.
»Die Telefonnummern«, sagte er schließlich.
»Ja.«
»Sie müssen etwas zu bedeuten haben.«
»Ja.«
»Sie sind mit Absicht notiert worden.«
»Ja.«
»Aber wir können sie nicht deuten.«
»Nein.«
»Oder wir missdeuten sie.«
»Genau.«
»Vielleicht sind es gar keine Telefonnummern. Vielleicht bedeuten sie etwas ganz anderes.«
»Ja, vielleicht.«
Mikael seufzte nochmals und ging nach Hause, um weiterzulesen.
Rechtsanwalt Nils Bjurman war erleichtert, als Lisbeth Salander ihn erneut anrief und sagte, sie brauche mehr Geld. Ihrem letzten offiziellen Treffen war sie mit der Entschuldigung ferngeblieben, sie müsse arbeiten. Er war beunruhigt gewesen, da er fürchtete, Lisbeth Salander wolle ihm Scherereien machen. Aber da sie nicht zum Treffen erschienen war, hatte sie auch kein Taschengeld bekommen, und früher oder später würde sie sich an ihn wenden müssen. Außerdem machte er sich Sorgen, dass sie einem Außenstehenden von seinem Verhalten erzählt haben könnte.
Ihr kurzes Gespräch, in dem sie ihm mitteilte, dass sie Geld brauchte, bestätigte ihm jedoch, dass die Situation unter Kontrolle war. Aber sie musste gebändigt werden, beschloss Nils Bjurman. Sie musste lernen, wer hier das Sagen hatte, erst dann konnten sie eine konstruktivere Beziehung aufbauen. Deswegen gab er ihr diesmal Anweisungen, ihn in seiner Wohnung am Oden-Platz zu treffen, nicht im Büro. Als er diesen Wunsch äußerte, hatte Lisbeth Salander am anderen Ende der Leitung ein Weilchen geschwiegen - verdammte, begriffsstutzige Fotze -, bevor sie schließlich einwilligte.
Nach ihrem Plan hätten sie sich in seinem Büro treffen müssen, genau wie letztes Mal. Jetzt war sie gezwungen, ihn auf unbekanntem Territorium zu treffen. Das Treffen wurde für Freitagabend angesetzt. Sie
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