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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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hatte den Zahlencode für die Tür bekommen und klingelte um halb neun bei ihm, eine halbe Stunde später als verabredet. Das war die Zeit, die sie im Dunkel des Treppenhauses benötigte, um ihren Plan ein letztes Mal durchzugehen, die Alternativen abzuwägen, ihre ganze Kraft zu sammeln und den nötigen Mut zu mobilisieren.
     
    Gegen acht Uhr abends schaltete Mikael seinen Computer aus und zog sich Jacke und Schuhe an. Das Licht im Arbeitszimmer ließ er brennen. Draußen war es sternenklar, die Temperatur lag bei null Grad. Er ging rasch den Hügel hinauf, vorbei an Henrik Vangers Haus, auf dem Weg Richtung Östergården. Gleich hinter Henriks Haus bog er nach links ab und folgte einem ungeräumten Fußweg in Strandnähe, auf dem der Schnee aber schon festgetrampelt war. Draußen auf dem Wasser blinkten die Leuchttürme, und die Lichter von Hedestad leuchteten hübsch in der Dunkelheit. Er brauchte frische Luft, aber vor allem wollte er Isabella Vangers spähendem Blick entgehen. Bei Martin Vangers Haus ging er zur Straße hoch und kam kurz nach halb neun bei Cecilia an. Sie gingen sofort in ihr Schlafzimmer hinauf.
    Sie trafen sich ein- oder zweimal pro Woche. Cecilia war nicht nur seine Geliebte in der Einöde geworden, sie war auch die Person, der er sich allmählich anvertraute. Wenn er mit ihr über Harriet redete, zog er wesentlich größeren Gewinn daraus als aus einem Gespräch mit Henrik.
     
    Der Plan schien von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Rechtsanwalt Bjurman hatte einen Morgenrock an, als er seine Wohnungstür öffnete. Er war etwas gereizt wegen ihrer Verspätung und winkte sie herein. Sie trug eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und die obligatorische Lederjacke. Dazu schwarze Stiefel und einen kleinen Rucksack mit einem Riemen über der Brust.
    »Kannst du noch nicht mal die Uhr lesen?«, fuhr Bjurman sie scharf an. Lisbeth schaute sich schweigend um. Die Wohnung sah ungefähr so aus, wie sie erwartet hatte, nachdem sie die Planzeichnung im Archiv des Bauamts studiert hatte. Er hatte helle Möbel in Birke und Buche.
    »Komm«, sagte Bjurman etwas freundlicher. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie durch einen Korridor ins Innere der Wohnung. Kein großes Drumherumgerede. Er öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer. Es gab nicht den geringsten Zweifel, welche Dienste Lisbeth Salander leisten sollte.
    Sie sah sich rasch um. Junggesellenmöbel. Ein Doppelbett mit hohem Kopf- und Fußende aus rostfreiem Stahl. Eine Kommode, die auch als Nachttisch diente. Eine Nachttischlampe mit gedämpftem Licht. Ein Kleiderschrank mit Spiegelglas an der einen Längsseite. Ein Rattanstuhl und ein kleiner runder Tisch in der Ecke bei der Tür. Er nahm sie bei der Hand und führte sie zum Bett.
    »Erzähl mir, wozu du das Geld diesmal brauchst. Noch mehr Computer-Zubehör?«
    »Essen«, antwortete sie.
    »Natürlich. Wie dumm von mir, du hast ja unser letztes Treffen verpasst.« Er legte ihr eine Hand unters Kinn und hob ihr Gesicht, sodass sich ihre Blicke trafen. »Wie geht es dir?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Hast du über das nachgedacht, was ich letztes Mal gesagt habe?«
    »Was denn?«
    »Lisbeth, stell dich nicht dümmer, als du bist. Ich will, dass wir zwei gute Freunde werden und einander helfen.«
    Sie gab keine Antwort. Bjurman unterdrückte den frustrierten Impuls, ihr eine Ohrfeige zu verpassen, um sie wachzurütteln.
    »Hat dir unser Erwachsenenspiel letztes Mal gefallen?«
    »Nein.«
    Er hob die Augenbrauen.
    »Lisbeth, sei jetzt nicht dumm.«
    »Ich brauche Geld, um Lebensmittel einzukaufen.«
    »Genau darüber haben wir letztes Mal gesprochen. Wenn du nett zu mir bist, bin ich auch nett zu dir. Aber wenn du mir nur Ärger machst, dann …« Sein Griff um ihr Kinn wurde härter, und sie wand sich los.
    »Ich will mein Geld. Was soll ich tun?«
    »Du weißt genau, wie ich es mag.« Er packte ihre Schultern und zog sie zum Bett.
    »Warten Sie«, sagte Lisbeth Salander schnell. Sie sah ihn resigniert an und nickte dann kurz. Sie nahm den Rucksack ab, zog die nietenbesetzte Lederjacke aus und blickte sich um. Sie legte die Lederjacke auf den Rattanstuhl und stellte den Rucksack auf den runden Tisch.
    Sie machte ein paar zögerliche Schritte auf das Bett zu, blieb dann aber stehen, als hätte sie kalte Füße bekommen. Bjurman machte einen Schritt auf sie zu.
    »Warten Sie«, sagte sie wieder, mit einer Stimme, als wollte sie ihn zur Vernunft bringen. »Ich will Ihnen

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