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er zunächst für ein Handy hielt. Dann sah er ihre Augen.
»Sag schön Gute Nacht«, forderte sie ihn auf.
Sie drückte die Elektroschockpistole in seine linke Achselhöhle und feuerte 75 000 Volt ab. Als seine Beine langsam unter ihm nachgaben, stemmte sie sich mit der Schulter gegen ihn und wandte all ihre Kraft auf, um ihn zum Bett zu bugsieren.
Cecilia Vanger fühlte sich leicht beschwipst. Sie hatte beschlossen, Mikael Blomkvist nicht anzurufen. Ihr ganzes Verhältnis hatte sich zu einer unsinnigen Schlafzimmer-Farce ausgewachsen, in der Mikael alle möglichen Umwege benutzte, um unbemerkt zu ihr zu gelangen. Und sie verhielt sich wie ein verrückter, verliebter Teenie, der seine Lust nicht im Griff hatte. Ihr Benehmen war in den letzten Wochen ziemlich eigenartig gewesen.
Das Problem ist, dass ich ihn viel zu gern mag, dachte sie. Er wird mich verletzen. Sie blieb eine Weile sitzen und wünschte sich, Mikael Blomkvist wäre nie nach Hedeby gekommen.
Stattdessen hatte sie eine Flasche Wein aufgemacht und einsam zwei Gläser getrunken. Sie schaltete die tägliche Nachrichtensendung Rapport an und versuchte, der Weltlage zu folgen, doch in Anbetracht der unsinnigen Begründungen, warum Präsident Bush den Irak in Schutt und Asche bomben musste, verging ihr sofort die Lust. Sie setzte sich aufs Wohnzimmersofa und griff zu Gellert Tamas Buch Der Lasermann . Sie konnte nur ein paar Seiten lesen, bevor sie das Buch wieder aus der Hand legen musste. Bei diesem Thema musste sie sofort an ihren Vater denken. Sie fragte sich, welchen Fantasien er in seiner Einsamkeit wohl nachhing.
Bei ihrer letzten Begegnung, 1984, hatte sie ihn und ihren Bruder Birger auf eine Hasenjagd nördlich von Hedestad begleitet. Birger wollte einen neuen Jagdhund ausprobieren - einen Hamilton-Laufhund, den er erst seit Kurzem hatte. Harald Vanger war dreiundsiebzig, und sie tat ihr Bestes, um seine Verrücktheit zu akzeptieren, die ihre Kindheit zum Alptraum gemacht und auch ihr Erwachsenenleben noch geprägt hatte.
Cecilia war noch nie in ihrem Leben so zerbrechlich wie damals gewesen. Ihre Ehe war drei Monate zuvor in die Brüche gegangen. Misshandlung der Ehefrau - der Ausdruck war so banal. Für sie war es eine relativ milde Form von Misshandlung gewesen, die jedoch ständig geschah: Er hatte sie geohrfeigt, grob herumgestoßen, launisch Drohungen ausgesprochen und sie auf dem Küchenboden niedergerungen. Seine Ausbrüche waren immer völlig unerklärlich, und die Misshandlungen fielen selten so heftig aus, dass sie körperlich verletzt wurde. Er vermied es, sie mit der geballten Faust zu schlagen. Sie hatte sich angepasst.
Bis zu dem Tag, an dem sie plötzlich zurückschlug und er völlig die Kontrolle verlor. Es endete damit, dass er in blinder Rage eine Schere nach ihr warf, die in ihrem Schulterblatt stecken blieb.
Es hatte ihm sofort leid getan, er wurde ganz panisch und fuhr sie ins Krankenhaus, wo er eine Geschichte über einen bizarren Unfall zusammenfantasierte, die das Personal in der Notaufnahme im selben Moment durchschaute. Sie schämte sich dafür. Sie wurde mit zwölf Stichen genäht und musste zwei Tage im Krankenhaus bleiben. Danach hatte Henrik Vanger sie abgeholt und mit zu sich nach Hause genommen. Seitdem hatte sie nicht mehr mit ihrem Mann gesprochen.
Es war ein sonniger Herbsttag, drei Monate nach dem Ende ihrer Ehe, und Harald Vanger war gut gelaunt, fast schon freundlich gewesen. Doch plötzlich, mitten im Wald, hatte er Cecilia auf die übelste Weise beschimpft, grobe Kommentare zu ihrem Lebenswandel und ihren Sexualgewohnheiten abgegeben und behauptet, eine Hure wie sie könne selbstverständlich keinen Mann halten.
Ihr Bruder hatte nicht bemerkt, dass jedes Wort ihres Vaters sie wie ein Peitschenschlag getroffen hatte. Vielmehr lachte Birger plötzlich, legte den Arm um seinen Vater und entschärfte die Situation auf seine Art, indem er verkündete, er wisse sehr wohl, wie die Weibsbilder so sind . Er zwinkerte Cecilia unbekümmert zu und schlug seinem Vater vor, auf einem kleinen Hügel auf Anstand zu gehen.
Eine Sekunde, einen gefrorenen Augenblick lang, hatte Cecilia ihren Vater und ihren Bruder betrachtet und war sich auf einmal bewusst gewesen, dass sie eine geladene Schrotflinte in der Hand hielt. Sie blinzelte. In diesem Moment schien es die einzig mögliche Alternative zu sein, das Gewehr zu heben und beide Läufe abzufeuern. Sie wollte sie beide töten. Stattdessen ließ sie das Gewehr
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