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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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ich respektiere, dass du es tust. Alle Menschen brauchen etwas, woran sie glauben können.«
    Als ihr Zug einfuhr, umarmten sie sich lange und innig, bis Pernilla einsteigen musste. Auf dem Weg in den Zug drehte sie sich noch einmal um.
    »Papa, ich will nicht missionieren. Von mir aus kannst du glauben, woran du willst, und ich werde dich immer lieben. Aber ich denke, dass auch du deine Bibelstudien fortsetzen solltest.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe das Zitat bei dir an der Wand gesehen«, sagte sie. »Aber warum so düster und neurotisch? Küsschen. Mach’s gut.«
    Sie winkte ihm zu und verschwand. Mikael blieb perplex auf dem Bahnsteig stehen und sah den Zug Richtung Norden davonrollen. Erst als er um die Kurve verschwand, wurde ihm die Bedeutung ihrer Abschiedsworte klar, und in seiner Brust machte sich Eiseskälte breit.
     
    Mikael rannte aus dem Bahnhof und sah auf die Uhr. In vierzig Minuten fuhr der Bus nach Hedeby. Er hatte nicht die Nerven, so lange zu warten.
    Er trabte zum Taxistand auf der anderen Seite des Bahnhofsplatzes und fand Hussein mit dem norrländischen Dialekt.
    Zehn Minuten später bezahlte Mikael sein Taxi und ging sofort in sein Arbeitszimmer. Er hatte den Zettel über seinem Schreibtisch aufgehängt.

    Er sah sich im Zimmer um. Dann fiel ihm ein, wo er eine Bibel finden würde. Er steckte den Zettel ein, suchte die Schlüssel heraus, die er in eine Schale auf dem Fensterbrett gelegt hatte, und joggte den ganzen Weg bis zu Gottfrieds Häuschen. Seine Hände zitterten, als er Harriets Bibel aus dem Regal nahm.
    Harriet hatte keine Telefonnummern notiert. Die Ziffern gaben Kapitel und Vers in Levitikus, im Dritten Buch Mose, an. Die Strafgesetzgebung.
     
    (Magda) Drittes Buch Mose, Kapitel 20, Vers 16:
    Wenn eine Frau sich irgendeinem Tier naht, um mit ihm Umgang zu haben, so sollst du sie töten und das Tier auch. Des Todes sollen sie sterben, und ihre Blutschuld komme über sie.
    (Sara) Drittes Buch Mose, Kapitel 21, Vers 9:
    Wenn eines Priesters Tochter sich durch Hurerei entheiligt, so soll man sie mit Feuer verbrennen, denn sie hat ihren Vater entheiligt.
    (RJ) Drittes Buch Mose, Kapitel 20, Vers 27:
    Wenn ein Mann oder eine Frau Geister beschwören oder Zeichen deuten kann, so sollen sie des Todes sterben; man soll sie steinigen; ihre Blutschuld komme über sie.
    (RL) Drittes Buch Mose, Kapitel 1, Vers 12:
    Und er zerlege es in seine Stücke, und der Priester soll sie samt dem Kopf und dem Fett auf das Holz über dem Feuer legen, das auf dem Altar ist.
    (Mari) Drittes Buch Mose, Kapitel 20, Vers 18:
    Wenn ein Mann bei einer Frau liegt zur Zeit ihrer Tage und mit ihr Umgang hat und so den Brunnen ihres Blutes aufdeckt und sie den Brunnen ihres Blutes aufdeckt, so sollen sie beide aus ihrem Volk ausgerottet werden.
    Mikael ging hinaus und setzte sich auf den Treppenabsatz vorm Haus. Es gab gar keinen Zweifel: Dies hatte Harriet gemeint, als sie die Ziffern in ihr Adressbuch geschrieben hatte. Jedes der Zitate war in ihrer Bibel sorgfältig unterstrichen. Er zündete sich eine Zigarette an und lauschte dem Gesang der Vögel in der Nähe.
    Er hatte die Ziffern. Aber er hatte keine Namen. Magda, Sara, Mari, RJ und RL. Da machte sein Gehirn einen intuitiven Sprung, und mit einem Schlag tat sich ein Abgrund vor ihm auf. Er erinnerte sich an das Brandopfer in Hedestad, von dem Kommissar Morell erzählt hatte. Der Fall Rebecka, irgendwann in den späten vierziger Jahren, das Mädchen, das vergewaltigt und dann ermordet worden war, indem man ihren Kopf auf glühende Kohlen legte. Und er zerlege es in seine Stücke, und der Priester soll sie samt dem Kopf und dem Fett auf das Holz über dem Feuer legen, das auf dem Altar ist. Rebecka. RJ . Wie hatte sie mit Nachnamen geheißen?
    In was für eine furchtbare Geschichte um Gottes willen war Harriet nur verwickelt gewesen?
     
    Henrik Vanger hatte sich auf einmal schlecht gefühlt und sich bereits am Nachmittag schlafen gelegt, als Mikael bei ihm anklopfte. Anna ließ ihn trotzdem herein, und er konnte den alten Mann für ein paar Minuten besuchen.
    »Sommererkältung«, erklärte Henrik und schniefte. »Was wollen Sie?«
    »Ich habe eine Frage.«
    »Ja?«
    »Haben Sie mal von einem Mord gehört, der hier in Hedestad irgendwann Ende der vierziger Jahre geschehen ist? Ein Mädchen namens Rebecka, die ermordet wurde, indem man ihren Kopf in einen offenen Kamin legte.«
    »Rebecka Jacobsson«, sagte Henrik Vanger, ohne eine Sekunde zu

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