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hatte sie gesehen, als sie tags zuvor mit dem Auto über die Brücke gefahren war. Er ging die verschiedenen Familienmitglieder Vanger durch: Harald Vanger. Birger Vanger - er war am Tag nach Henriks Infarkt anlässlich eines Familienrats aufgetaucht, zu dem Mikael nicht eingeladen worden war. Alexander Vanger. Isabella Vanger - sie war alles andere als sympathisch.
Mit wem hatte Frode gesprochen? Was war ihm herausgerutscht? Wer von Henriks nächsten Verwandten hatte womöglich aufgeschnappt, dass Mikael bei seiner Ermittlungsarbeit ein Durchbruch gelungen war?
Es war nach acht Uhr abends. Er rief beim Schlüsseldienst in Hedestad an und bestellte ein neues Schloss für das Gästehaus. Der Mann erklärte sich bereit, am nächsten Tag vorbeizukommen. Mikael versprach ihm doppelte Bezahlung, wenn er sofort käme. Sie einigten sich, dass er um halb elf Uhr abends kommen sollte, um ein Sicherheitsschloss einzubauen.
Während er auf den Mann vom Schlüsseldienst wartete, ging Mikael gegen halb neun zu Frode hinüber und klopfte an die Tür. Frodes Frau führte ihn in den Garten hinter dem Haus und bot ihm ein kaltes Bier an, das Mikael gerne annahm. Er wollte wissen, wie es um Henrik Vanger bestellt war.
Frode schüttelte den Kopf.
»Sie haben ihn operiert. Er hat Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen. Der Arzt sagt, die Tatsache, dass er überhaupt noch lebt, macht Hoffnung, aber in den nächsten Tagen wird der Zustand kritisch bleiben.«
Sie dachten eine Weile nach, während sie ihr Bier tranken.
»Haben Sie mit ihm gesprochen?«
»Nein. Er konnte nicht sprechen. Wie lief es denn in Stockholm?«
»Lisbeth Salander hat den Auftrag angenommen. Hier ist der Vertrag von Dragan Armanskij. Sie müssen ihn nur noch unterzeichnen und in den Briefkasten werfen.«
Frode blätterte die Papiere kurz durch.
»Die nimmt ja ganz schöne Preise«, stellte er fest.
»Henrik kann es sich leisten.«
Frode nickte, zog einen Stift aus der Brusttasche und kritzelte seinen Namen auf das Blatt.
»Ich unterschreibe am besten, solange Henrik noch lebt. Kommen Sie beim Briefkasten am Supermarkt vorbei?«
Mikael ging schon gegen Mitternacht schlafen, aber er konnte nicht einschlafen. Bis jetzt war alles wie ein Spiel gewesen, aber wenn sich jemand so sehr für sein Tun interessierte, dass er in seinen Arbeitsraum eindrang, dann war die Sache vielleicht ernster, als er gedacht hatte.
Schlagartig wurde ihm klar, dass es auch noch andere gab, die an seiner Arbeit interessiert waren. Henrik Vangers plötzliches Erscheinen in der Führungsspitze von Millennium konnte Hans-Erik Wennerström kaum entgangen sein. Oder zeugten solche Gedanken nur von seiner beginnenden Paranoia?
Mikael stand auf, stellte sich nackt ans Küchenfenster und betrachtete aufmerksam die Kirche auf der anderen Seite der Brücke. Er zündete sich eine Zigarette an.
Er wurde aus Lisbeth Salander nicht schlau. Sie zeigte ein seltsames Verhalten und legte mitten im Gespräch manchmal lange Pausen ein. Ihr Zuhause war ein einziges Chaos: ein Berg von Altpapier im Flur und eine Küche, die seit Jahren nicht mehr geputzt worden war. Ihre Kleider lagen in Haufen auf dem Boden. Am Hals hatte sie frische Knutschflecken, offensichtlich hatte sie über Nacht Gesellschaft gehabt. Sie war an verschiedenen Körperstellen tätowiert - er hatte sicher nicht alle gesehen - und an einigen Stellen im Gesicht gepierct. Sie sah ziemlich eigen aus.
Auf der anderen Seite hatte Armanskij ihm versichert, sie sei die beste Ermittlerin der ganzen Firma, und ihr eingehender Bericht über Mikael Blomkvist hatte ja unbestreitbar gezeigt, dass sie sehr gründlich war. Ein seltsames Mädchen.
Lisbeth Salander saß an ihrem PowerBook und dachte über ihre Reaktion auf Mikael Blomkvist nach. Noch nie zuvor in ihrem Erwachsenenleben hatte sie jemandem erlaubt, ihre Schwelle zu überschreiten, wenn sie ihn nicht ausdrücklich dazu aufgefordert hatte. Und diese kleine Schar konnte man an den Fingern einer Hand abzählen. Mikael war ganz ungeniert direkt in ihr Leben getreten, und sie hatte nur schwach protestiert.
Und damit nicht genug - er hatte sie aufgezogen. Er hatte sich einen Spaß mit ihr gemacht.
Für gewöhnlich hätte sie bei so einem Verhalten im Geiste die Pistole entsichert. Aber sie hatte sich nicht im Geringsten bedroht gefühlt, und von seiner Seite war keine Feindseligkeit zu bemerken gewesen. Er hätte allen Grund gehabt, sie nach Strich und Faden
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