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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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beantwortet, was Sie mit dem Wissen anfangen wollen, dass ich Ihren Computer gehackt habe.«
    Er machte eine Pause, die fast genauso lang war wie ihre.
    »Ich bin nicht gekommen, um Ihnen Ärger zu bereiten, Lisbeth. Ich habe nicht vor, Sie zu erpressen. Ich bin hier, um Sie bei meinen Recherchen um Hilfe zu bitten. Sie können mit Ja oder Nein antworten. Wenn Sie Nein sagen, dann gehe ich weg und suche mir jemand anders, und Sie werden nie wieder etwas von mir hören.«
    Lächelnd fügte er hinzu: »Das heißt, natürlich nur, wenn ich Sie nicht mehr in meinem Computer erwische.«
    »Und das heißt?«
    »Sie wissen sehr viel über mich, teilweise sehr private und persönliche Dinge. Aber jetzt ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Ich hoffe nur, dass Sie Ihr Wissen nicht dazu verwenden wollen, Erika Berger oder mir zu schaden.«
    Sie sah ihn mit ausdruckslosen Augen an.

19. Kapitel
    Donnerstag, 19. Juni - Sonntag, 29. Juni
     
    Mikael verbrachte zwei Tage damit, sein Material durchzugehen, während er auf die Nachricht wartete, ob Henrik Vanger überleben würde oder nicht. Er hielt engen Kontakt zu Dirch Frode. Am Donnerstagabend kam Frode zum Gästehäuschen hinüber und teilte mit, dass Henrik Vanger über den Berg zu sein schien.
    »Er ist schwach, aber ich konnte heute ein bisschen mit ihm reden. Er will Sie so bald wie möglich sehen.«
    Am Mittsommertag gegen 13 Uhr fuhr Mikael also ins Krankenhaus von Hedestad und suchte den Gang, auf dem Henrik Vangers Zimmer lag. Er traf einen irritierten Birger Vanger an, der sich ihm in den Weg stellte und gebieterisch verkündete, dass Henrik Vanger unmöglich Besuch empfangen könne. Mikael blieb ruhig stehen und sah den Stadtrat an.
    »Was Sie nicht sagen. Henrik Vanger hat mir ausdrücklich ausrichten lassen, dass er mich heute treffen will.«
    »Sie gehören nicht zur Familie und haben hier nichts zu suchen.«
    »Sie haben recht, ich gehöre nicht zur Familie. Aber ich handle in direktem Auftrag von Henrik Vanger und nehme nur von ihm Anweisungen entgegen.«
    Es hätte zu einem heftigen Wortwechsel kommen können, wäre in diesem Moment nicht Dirch Frode aus Henriks Zimmer gekommen.
    »Ah, da sind Sie ja. Henrik hat eben nach Ihnen gefragt.«
    Frode hielt ihm die Tür auf, und Mikael ging an Birger Vanger vorbei ins Krankenzimmer.
    Henrik Vanger sah aus, als wäre er in der letzten Woche um zehn Jahre gealtert. Er lag erschöpft auf dem Bett, mit halb geschlossenen Augen und einem Sauerstoffschlauch in der Nase, die Haare zerzauster denn je. Eine Krankenschwester hielt Mikael zurück, indem sie ihm eine Hand auf den Arm legte.
    »Zwei Minuten. Mehr nicht. Und regen Sie ihn nicht auf.« Mikael nickte und setzte sich auf einen Besucherstuhl, sodass er Henriks Gesicht sehen konnte. Er empfand eine Zärtlichkeit, die ihn verblüffte, und drückte vorsichtig die Hand des alten Mannes. Henrik Vanger sprach stoßweise und mit schwacher Stimme.
    »Neuigkeiten?«
    Mikael nickte.
    »Ich werde Ihnen Bericht erstatten, sobald es Ihnen besser geht. Ich habe das Rätsel noch nicht gelöst, aber ich habe neues Material gefunden und verfolge gerade eine ganze Menge Spuren. In ein oder zwei Wochen kann ich sagen, ob sie irgendwohin führen.«
    Henrik Vanger versuchte zu nicken. Es wurde eher ein Zwinkern, mit dem er signalisierte, dass er verstanden hatte.
    »Ich muss ein paar Tage verreisen.«
    Henriks Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Ich muss verreisen, um etwas zu recherchieren. Ich habe mit Dirch Frode ausgemacht, dass ich ihm Bericht erstatten werde. Ist das für Sie in Ordnung?«
    »Dirch ist … in jeder Hinsicht … mein Vertreter.«
    Mikael nickte.
    »Mikael … wenn ich es … nicht schaffe … dann möchte ich, dass Sie … den Job trotzdem zu Ende bringen.«
    »Ich verspreche Ihnen, ich werde den Job zu Ende bringen.«
    »Dirch hat alle … Vollmachten.«
    »Henrik, ich möchte, dass Sie wieder auf die Beine kommen. Ich wäre entsetzlich wütend auf Sie, wenn Sie einfach sterben würden, jetzt, wo ich mit meiner Arbeit so weit gekommen bin.«
    »Zwei Minuten«, sagte die Krankenschwester.
    »Ich muss gehen. Nächstes Mal, wenn ich komme, möchte ich mich lange mit Ihnen unterhalten.«
     
    Als er wieder auf den Flur trat, wurde Mikael von Birger Vanger erwartet, der ihm eine Hand auf die Schulter legte.
    »Ich möchte, dass Sie Henrik nicht weiter belasten. Er ist schwer krank und darf in keinster Weise gestört oder aufgeregt werden.«
    »Ich verstehe Ihre

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