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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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sich einen Kaffee und ein belegtes Brot und setzte sich mit seiner Abendzeitung hin. In der Welt war nichts Wichtiges passiert.
    Er legte die Zeitung aus der Hand und dachte über Cecilia nach. Er hatte weder Henrik noch Frode von seinem Verdacht erzählt, dass sie das Fenster in Harriets Zimmer geöffnet hatte. Er hatte Angst gehabt, sie damit einem schlimmen Verdacht auszusetzen, und er wollte ihr auf keinen Fall schaden. Doch früher oder später musste diese Frage gestellt werden.
    Er blieb eine Stunde auf der Terrasse sitzen, bevor er beschloss, das ganze Problem beiseitezuschieben und sich am Mittsommerabend anderen Dingen zuzuwenden als der Familie Vanger. Sein Handy schwieg. Erika war verreist und amüsierte sich irgendwo mit ihrem Mann, und er hatte niemanden, mit dem er hätte sprechen können.
    Er fuhr um vier Uhr nachmittags auf die Hedeby-Insel zurück und fasste einen weiteren Entschluss - mit dem Rauchen aufzuhören. Er hatte seit seinem Wehrdienst regelmäßig trainiert, sowohl im Fitnessstudio als auch durch Joggen am südlichen Ufer des Mälar-Sees, aber er war aus dem Rhythmus gekommen, als die Probleme mit Hans-Erik Wennerström losgingen. Erst im Gefängnis hatte er wieder begonnen, Gewichte zu heben, in erster Linie als Therapie, aber seit seiner Entlassung hatte er sich nicht sonderlich angestrengt. Höchste Zeit, wieder anzufangen. Entschlossen zog er sich seine Joggingmontur an und setzte sich träge in Trab auf dem Weg zu Gottfrieds Häuschen, bog dann Richtung Befestigung ab und machte eine etwas anstrengendere Runde durchs Gelände. Er hatte seit seiner Militärzeit nicht mehr an Orientierungsläufen teilgenommen, war aber stets lieber durch den Wald als auf flachen Wegen gelaufen. Am Zaun des Östergården entlang lief er zurück zur Stadt. Er fühlte sich total erschöpft, als er atemlos die letzten Schritte zu seinem Haus tat.
    Gegen sechs Uhr hatte er geduscht. Anschließend kochte er Kartoffeln und aß dazu Senfhering mit Schnittlauch auf einem wackeligen Tisch vor dem Gästehäuschen. Er goss sich einen Schnaps ein und prostete sich selbst zu. Danach schlug er einen Krimi mit dem Titel Das Lied der Sirenen von Val McDermid auf.
     
    Gegen sieben kam Frode zu ihm und ließ sich ihm gegenüber auf einen Gartenstuhl sinken. Mikael goss ihm auch einen Schnaps ein.
    »Sie haben heute für ein bisschen Aufregung gesorgt«, sagte Frode.
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Birger Vanger ist ein Idiot.«
    »Ich weiß.«
    »Im Gegensatz zu Cecilia, die entsetzlich wütend auf Sie ist.«
    Mikael nickte.
    »Sie hat mich angewiesen, dafür zu sorgen, dass Sie aufhören, in den Familienangelegenheiten herumzuschnüffeln.«
    »Verstehe. Und Ihre Antwort?«
    Dirch Frode sah sein Glas mit dem Schnaps an und leerte es dann in einem Zug.
    »Meine Antwort ist die, dass Henrik Ihnen sehr deutliche Anweisungen gegeben hat. Solange er diese Anweisungen nicht ändert, sind Sie an unseren Vertrag gebunden. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ihr Bestes geben, um Ihren Teil des Vertrags zu erfüllen.«
    Mikael nickte. Er blickte zum Himmel hinauf, an dem sich langsam Regenwolken sammelten.
    »Da zieht ein Unwetter auf«, bemerkte Frode. »Doch keine Sorge. Wenn es richtig stürmisch werden sollte, werde ich mich hinter Sie stellen.«
    »Danke.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Könnte ich noch einen Schnaps haben?«, fragte Dirch Frode.
     
    Nur wenige Minuten nachdem Frode gegangen war, bremste Martin Vanger vor Mikaels Häuschen und parkte sein Auto am Straßenrand. Er kam auf Mikael zu und grüßte. Mikael wünschte ihm einen schönen Mittsommerabend und bot ihm einen Schnaps an.
    »Nein, das lasse ich wohl besser. Ich bin nur gekommen, um mich umzuziehen, danach fahre ich wieder in die Stadt und verbringe den Abend mit Eva.«
    Mikael wartete.
    »Ich habe mit Cecilia gesprochen. Sie ist momentan ein bisschen aufgeregt - Henrik und sie stehen sich sehr nah. Ich hoffe, Sie verzeihen ihr, wenn sie etwas … Unschönes zu Ihnen gesagt hat.«
    »Ich mag Cecilia sehr gern«, antwortete Mikael.
    »Ich weiß. Aber sie kann schwierig sein. Ich möchte bloß, dass Sie sich über eines im Klaren sind: Cecilia ist entschieden dagegen, dass Sie weiter in der Vergangenheit graben.«
    Mikael seufzte. Alle in Hedestad schienen zu wissen, womit Henrik ihn beauftragt hatte.
    »Wie denken Sie darüber?«
    Martin Vanger zuckte mit den Schultern.
    »Henrik war jahrzehntelang von der Geschichte mit Harriet wie besessen. Ich weiß nicht …

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