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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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schwieriger, als ich gedacht habe.«
    »Warum wollen Sie sie denn finden?«
    Mikael hatte sich entschlossen, die Wahrheit zu sagen, wenn die Leute ihn fragen sollten. Jeder Versuch, eine Geschichte zu diesem Paar zu konstruieren, würde nur unwahrscheinlich klingen und Verwirrung hervorrufen.
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich untersuche ein Verbrechen, das 1966 in Hedestad begangen wurde, und ich glaube, es besteht eine minimale Chance, dass die Personen auf dem Foto gesehen haben, was geschehen ist. Sie sind in keiner Weise verdächtig, und ich glaube, sie wissen nicht einmal selbst, dass sie vielleicht Informationen besitzen, die dieses Verbrechen aufklären könnten.«
    »Ein Verbrechen? Was für ein Verbrechen?«
    »Tut mir leid, mehr kann ich Ihnen nicht erzählen. Mir ist klar, dass es sehr seltsam aussieht, wenn nach fast vierzig Jahren jemand daherkommt und versucht, diese Personen hier ausfindig zu machen, aber das Verbrechen ist bis heute nicht aufgeklärt worden, und es sind erst vor Kurzem neue Fakten aufgetaucht.«
    »Ich verstehe. Tja, da haben Sie ein ganz schön ungewöhnliches Anliegen.«
    »Wie viele Personen haben denn in der Tischlerei gearbeitet?«
    »Normalerweise waren wir vierzig Personen. Ich war dort seit meinem siebzehnten Lebensjahr angestellt, also seit Mitte der fünfziger Jahre, bis zur Schließung des Betriebs. Dann wurde ich Fahrer.«
    Burman dachte kurz nach.
    »Ich kann auf jeden Fall versichern, dass der Junge auf diesem Foto nie in der Tischlerei gearbeitet hat. Es könnte sein, dass er Fahrer war, aber ich glaube, dann würde ich ihn auch wiedererkennen. Es gibt natürlich noch eine andere Möglichkeit. Es könnte ja sein, dass sein Vater oder irgendein Verwandter im Betrieb gearbeitet hat und dass das gar nicht sein Auto ist.«
    Mikael nickte.
    »Ich weiß, es gibt viele Möglichkeiten. Haben Sie noch einen Vorschlag, mit wem ich sprechen könnte?«
    »Oh ja«, sagte Burman und nickte. »Kommen Sie morgen Vormittag vorbei, dann fahren wir eine Runde und reden mit ein paar von den Jungs.«
     
    Lisbeth Salander stand vor einem methodischen Problem von gewisser Bedeutung. Sie war eine unbestreitbare Expertin darin, sich Informationen über jede beliebige Person zu beschaffen, aber ihr Ausgangspunkt war dabei immer ein Name oder die Personenkennnummer gewesen. Wenn die Daten zur Person in irgendeinem Register gespeichert waren, was kein Mensch vermeiden konnte, dann landete das Objekt schnell in ihrem Spinnennetz. Wenn die Person über einen Computer mit Internetanschluss verfügte, eine E-Mail-Adresse oder vielleicht sogar eine eigene Homepage, dann konnte sie ihre tiefsten Geheimnisse lüften.
    Die Arbeit, die sie für Mikael Blomkvist übernommen hatte, sah ganz anders aus. Jetzt lautete der Auftrag - vereinfacht ausgedrückt -, vier Personenkennnummern auf äußerst vager Grundlage zu identifizieren. Zudem handelte es sich um Personen, die früher einmal gelebt hatten; vielleicht musste sie bis in die vierziger Jahre zurückgehen. Somit gab es auch keine gespeicherten Daten.
    Mikaels These - ausgehend vom Fall Rebecka Jacobsson - war, dass diese Personen ein und demselben Mörder zum Opfer gefallen waren. Sie mussten also in diversen Polizeiberichten zu unaufgeklärten Kriminalfällen auftauchen. Sicher war nur, dass diese Morde vor 1966 geschehen sein mussten. Sie stand mit dieser Recherche vor einer völlig neuen Situation.
    Sie fuhr ihren Computer hoch und gab bei Google die Suchbegriffe »Magda« und »Mord« ein. Das war die simpelste Art von Recherche, die sie überhaupt durchführen konnte. Zu ihrer Überraschung gelang ihr sofort ein Durchbruch in ihren Ermittlungen. Ihr erster Treffer war das Fernsehprogramm von TV Värmland in Karlstad, in dem eine Folge der Serie Morde in Värmland angekündigt wurde, die bereits 1999 gesendet worden war. Danach kam eine kurze Meldung in Värmlands Folkblad .
    In der Serie Morde in Värmland ist diesmal Magda Lovisa Sjöberg an der Reihe, ein scheußlicher Mordfall, der die Polizei in Karlstad über mehrere Jahrzehnte beschäftigte. Im April 1960 wurde die sechsundvierzigjährige Bauersfrau Lovisa Sjöberg im Viehstall der Familie brutal ermordet. Der Reporter Claes Gunnars schildert die letzten Stunden in ihrem Leben und die ergebnislose Jagd nach einem Mörder, der die Polizei immer noch zum Narren hält. Der Mord erregte seinerzeit großes Aufsehen. Es gab viele Theorien, wer der Schuldige gewesen sein könnte. Ein jüngerer

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