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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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es nieselte. Mikael saß am Küchentisch und trommelte mit den Fingern, als Martins Volvo über die Brücke fuhr und in Richtung Landzunge verschwand. Das trieb die ganze Sache irgendwie auf die Spitze.
    Mikael wusste nicht, was er anfangen sollte. Er brannte mit jeder Faser seines Körpers darauf, Fragen zu stellen - auf Konfrontation zu setzen. Aber es war sicherlich keine gute Idee, wenn er Martin offiziell verdächtigte, ein verrückter Mörder zu sein, der seine Schwester sowie ein Mädchen in Uppsala getötet und obendrein versucht hatte, Mikael zu erschießen. Aber Martin Vanger wusste schließlich nicht, dass Mikael wusste … und er konnte ja unter dem Vorwand zu ihm hinübergehen, dass er … tja, dass er den Schlüssel von Gottfried Vangers Häuschen zurückbringen wollte? Mikael schloss die Tür und ging langsam in Richtung Landzunge.
    Harald Vangers Haus lag wie üblich in völliger Dunkelheit. In Henriks Haus brannte auch kein Licht - nur in einem Zimmer, das auf den Garten hinausging. Anna war schlafen gegangen. Isabellas Haus war dunkel. Cecilia war nicht zu Hause. Im Obergeschoss von Alexander Vangers Haus war Licht, aber in den zwei Häusern, in denen Leute wohnten, die nicht zur Familie Vanger gehörten, war es ebenfalls dunkel. Er sah keine Menschenseele.
    Vor Martins Haus blieb er unentschlossen stehen, schaltete sein Handy ein und wählte Lisbeths Nummer. Immer noch keine Antwort. Er stellte das Handy ab, damit es nicht überraschend zu klingeln begann.
    Im Erdgeschoss brannte Licht. Mikael ging über den Rasen und blieb ein paar Meter vor dem Küchenfenster stehen, aber er konnte keine Bewegung ausmachen. Dann drehte er eine Runde ums Haus und blieb an jedem Fenster stehen, doch Martin Vanger konnte er nirgends sehen. Er entdeckte jedoch, dass die Hintertür der Garage nur angelehnt war. Sei kein Idiot, verdammt noch mal. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen kurzen Blick zu riskieren.
    Das Erste, was er sah, war ein offener Karton auf einer Hobelbank, der Munition für einen Elchstutzen enthielt. Danach die zwei Benzinkanister auf dem Boden unter der Bank.
    Vorbereitungen für den nächsten nächtlichen Besuch, Martin?
    »Kommen Sie rein, Mikael. Ich hab Sie schon auf der Straße gesehen.«
    Mikaels Herz setzte einen Schlag aus. Er wandte langsam den Kopf und sah Martin Vanger im Dunkeln an einer Tür der Garage stehen, die ins Haus führte.
    »Sie konnten einfach nicht wegbleiben, was?«
    Die Stimme war ruhig, fast schon freundlich.
    »Hallo, Martin«, antwortete Mikael.
    »Kommen Sie rein«, wiederholte Martin Vanger. »Hier entlang.«
    Er ging einen Schritt nach vorne und zur Seite und streckte seine linke Hand in einer einladenden Geste aus. Er hob seine Rechte, und Mikael konnte einen Reflex auf mattem Metall ausmachen.
    »Ich habe eine Glock in der Hand. Tun Sie jetzt nichts Unkluges. Auf diese Entfernung kann ich nicht vorbeischießen.«
    Mikael kam langsam näher. Als er bei Martin Vanger angekommen war, blieb er stehen und sah ihm in die Augen.
    »Ich musste einfach herkommen. Es gibt so viele Fragen.«
    »Das verstehe ich. Bitte, durch die Tür.«
    Mikael ging langsam ins Haus. Der Durchgang führte zum Flur und weiter in die Küche, doch bevor er dort war, hielt Martin Vanger ihn mit einer leichten Berührung an der Schulter zurück.
    »Nein, nicht so weit. Hier rechts. Öffnen Sie die Tür hier auf der Seite.«
    Der Keller. Als Mikael die Kellertreppe zur Hälfte hinuntergegangen war, drückte Martin Vanger auf einen Lichtschalter, worauf ein paar Lampen angingen. Rechts war der Heizungskeller. Von vorne kam Mikael der Geruch von Waschmittel entgegen. Martin lenkte ihn nach links, in einen Lagerraum mit alten Möbeln und Kartons. Weiter hinten war noch eine Tür. Eine Stahltür mit Sicherheitsschloss.
    »Hier«, sagte Martin Vanger und warf Mikael einen Schlüsselbund zu. »Machen Sie auf.«
    »Rechts ist ein Lichtschalter.«
    Mikael hatte die Tür zur Hölle geöffnet.
     
    Gegen neun Uhr ging Lisbeth Salander kurz hinaus, um sich an einem Automaten im Korridor vor dem Archiv einen Kaffee und ein in Plastik verpacktes belegtes Brötchen zu kaufen. Dann blätterte sie weiter in alten Papieren und konzentrierte sich darauf, 1954 in Kalmar eine Spur von Gottfried Vanger zu finden. Es gelang ihr nicht.
    Sie überlegte, ob sie Mikael Blomkvist anrufen sollte, entschied sich aber, die Personalzeitungen auch noch durchzugehen, bevor sie Feierabend machte.
     
    Der Raum war

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