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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Mikael konnte Isabella Vanger auf dem Rücksitz ausmachen.
    Gegen sieben war er auf seinem Gartenstuhl eingeschlummert, als Dirch Frode zu ihm hinüberkam und ihn weckte.
    »Wie läuft’s mit Henrik und Harriet?«, fragte Mikael.
    »Diese ganze kummervolle Geschichte hat auch was für sich«, antwortete Frode mit beherrschtem Lächeln. »Isabella ist plötzlich in Henriks Krankenzimmer gestürmt. Sie hatte entdeckt, dass Sie ins Gästehäuschen zurückgekehrt sind, und war fuchsteufelswild. Sie schrie ihn an, jetzt müsse langsam Schluss sein mit diesem ganzen Harriet-Quatsch, und außerdem hätten Sie ihren Sohn in den Tod getrieben.«
    »Tja, ich schätze fast, da hat sie recht.«
    »Sie hat Henrik gesagt, er solle Sie entlassen und dafür sorgen, dass Sie von hier verschwinden. Und er selbst solle aufhören, nach Gespenstern zu suchen.«
    »Hoppla.«
    »Die andere Frau im Zimmer würdigte sie keines Blickes. Sie glaubte wohl, es müsse jemand vom Personal sein. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen - Harriet stand auf, sah Isabella an und sagte: ›Hallo, Mama‹.«
    »Was passierte dann?«
    »Wir mussten einen Arzt holen, um Isabella wieder zu Bewusstsein zu bringen. Jetzt streitet sie ab, dass es wirklich Harriet ist, und behauptet, sie sei eine Betrügerin, die Sie aufgetan haben. Sie hat ihre fünf Sinne nicht so ganz beisammen.«
    Frode war auf dem Weg zu Cecilia und Alexander, um ihnen die Neuigkeit mitzuteilen, Harriet sei von den Toten auferstanden. Er eilte fort und ließ Mikael wieder allein.
     
    Nördlich von Uppsala hielt Lisbeth an, um ihr Motorrad aufzutanken. Die Strecke bis hierher war sie verbissen gefahren, den Blick starr auf die Straße gerichtet. Schnell bezahlte sie und setzte sich wieder auf ihre Maschine. Sie startete und fuhr zur Ausfahrt, wo sie unschlüssig stehen blieb.
    Sie war immer noch unzufrieden. Als sie Hedeby verließ, war sie wahnsinnig wütend gewesen, aber der Zorn hatte auf der Fahrt nachgelassen. Sie war sich nicht sicher, warum sie so böse auf Mikael war. Sie wusste nicht einmal, ob sich ihr Zorn wirklich gegen ihn richtete.
    Sie dachte an Martin Vanger und an die verfluchte Harriet Vanger und den verfluchten Dirch Frode und die ganze verdammte Familie Vanger, die in Hedestad hockten und über ihr kleines Imperium herrschten und gegeneinander intrigierten. Sie hatten ihre Hilfe gebraucht. Unter normalen Umständen hätten sie sie wohl nicht einmal gegrüßt, geschweige denn ihr ihre Geheimnisse anvertraut.
    Verfluchtes Pack.
    Sie atmete tief durch und dachte an ihre Mutter, die sie heute Morgen begraben hatte. Es würde nie gut werden. Der Tod ihrer Mutter bedeutete, dass die Wunde nie mehr heilen konnte, denn Lisbeth würde niemals Antwort auf all die Fragen bekommen, die sie hatte stellen wollen.
    Sie dachte an Dragan Armanskij, der sich bei der Beerdigung hinter sie gestellt hatte. Sie hätte etwas zu ihm sagen sollen. Ihm zumindest zeigen sollen, dass sie seine Anwesenheit bemerkte. Aber dann hätte er das nur als Vorwand verstanden, die Organisation ihres Lebens in die Hand zu nehmen. Hielt sie ihm den kleinen Finger hin, nahm er den ganzen Arm. Und er würde es doch nicht verstehen.
    Sie dachte an den beschissenen Bjurman, ihren rechtlichen Betreuer, der zumindest vorerst unschädlich gemacht war und sich an die Abmachungen hielt.
    Sie fühlte, wie der unversöhnliche Hass sich in ihr zusammenballte, und biss die Zähne zusammen.
    Und sie fragte sich, was wohl Mikael dazu sagen würde, wenn er herausfand, dass sie unter rechtlicher Betreuung stand und ihr ganzes Leben ein einziges verdammtes Desaster war.
    Sie erkannte, dass sie eigentlich gar nicht sauer auf ihn war. Er war nur zufällig die Person gewesen, an der sie ihre Wut ausgelassen hatte, als sie am liebsten jemand ermordet hätte. Auf ihn zornig zu sein hatte wirklich wenig Sinn.
    Sie merkte, wie ambivalent ihre Gefühle für ihn waren.
    Er steckte seine Nase in fremde Angelegenheiten und schnüffelte in ihrem Privatleben herum und … Aber es hatte ihr auch gut gefallen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Allein das war ein merkwürdiges Gefühl - mit jemand zusammenzuarbeiten. Das war sie nicht gewohnt, aber es war wirklich erstaunlich schmerzlos gelaufen. Er redete keine Scheiße. Er versuchte nicht, ihr einzureden, wie sie ihr Leben zu leben hatte.
    Sie hatte ihn verführt, nicht umgekehrt.
    Und außerdem war es auch noch sehr befriedigend gewesen.
    Warum fühlte sie sich also, als würde sie ihm am

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