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eingerichtet, in der jeder Stauraum clever genutzt wurde.
In ihrem Untersuchungsbericht zu Mikael Blomkvist hatte sie festgehalten, dass er die Hütte selbst renoviert und die Einrichtung eigenhändig getischlert hatte - das hatte sie aus der E-Mail eines seiner Bekannten geschlossen, der von seinem handwerklichen Geschick sehr beeindruckt war. Alles war sauber, bescheiden und einfach, fast schon spartanisch. Sie konnte verstehen, warum er sein Sommerhäuschen in Sandhamn so liebte.
Zwei Stunden später war es ihr endlich gelungen, Mikael so weit abzulenken, dass er frustriert den Computer ausschaltete, sich rasierte und ihr eine Führung durch Sandhamn zuteil werden ließ. Das Wetter war regnerisch und windig, und wenig später landeten sie in der Kneipe. Mikael erzählte, was er bis jetzt geschrieben hatte, und Lisbeth gab ihm eine CD mit Updates von Wennerströms Computer.
Zu Hause zerrte sie ihn ins Schlafzimmer, wo es ihr gelang, ihn auszuziehen und noch mehr abzulenken. Sie wachte spät nachts davon auf, dass sie allein im Bett war, spähte hinunter und sah ihn über seinen Computer gebeugt. Sie stützte den Kopf auf die Hand und betrachtete ihn eine ganze Weile. Er wirkte glücklich, und sie selbst fühlte sich plötzlich auch seltsam zufrieden mit ihrem Dasein.
Lisbeth blieb nur fünf Tage, bevor sie nach Stockholm zurückfuhr, um einen Job zu erledigen, bei dem Dragan Armanskij sie verzweifelt um ihre Hilfe gebeten hatte. Sie verwendete elf Arbeitstage auf diesen Auftrag, gab ihren Bericht ab und fuhr wieder hinaus nach Sandhamn. Der Papierstapel mit den ausgedruckten Seiten neben Mikaels iBook war weiter angewachsen.
Dieses Mal blieb sie vier Wochen. Sie entwickelten eine richtige Alltagsroutine. Sie standen um acht Uhr auf, frühstückten und beschäftigten sich ein Weilchen miteinander. Danach arbeitete Mikael intensiv bis zum Nachmittag durch. Dann gingen sie spazieren und unterhielten sich. Lisbeth verbrachte den Großteil des Tages im Bett, wo sie entweder Bücher las oder mit Mikaels ADSL-Modem im Netz surfte. Sie vermied es, Mikael tagsüber in seiner Konzentration zu stören. Sie aßen ziemlich spät zu Abend, und erst dann ergriff Lisbeth die Initiative und schleifte ihn ins Bett, wo sie dafür sorgte, dass er ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmete.
Für Lisbeth fühlte es sich an wie der erste Urlaub ihres Lebens. Die Harmonie war perfekt.
VERSCHLÜSSELTE E-MAIL VON
an :
Hallo, M. Jetzt ist es offiziell. Janne Dahlman hat gekündigt und fängt in drei Wochen bei Monopol an. Habe deinem Wunsch entsprechend nichts gesagt, und alle laufen hier rum und spielen dieses dämliche Spielchen. E.
P. S.: Immerhin scheint es ihnen Spaß zu machen. Henry und Lotta hatten vor ein paar Tagen einen Streit und haben sich mit Gegenständen beworfen. Sie haben Dahlman derart veräppelt, dass mir unbegreiflich ist, wie er das noch für bare Münze nehmen konnte.
Von an :
Wünsch ihm alles Gute und lass ihn ziehen. Aber schließ vorher das Tafelsilber weg. Gruß und Kuss, M.
Von an :
Ich stehe ohne Assistent da, zwei Wochen bevor wir in Druck gehen wollen, und mein Enthüllungsreporter sitzt in Sandhamn und weigert sich, mit mir zu sprechen. Micke, ich bin völlig fertig. Kannst du nicht herkommen? Erika
Von an :
Halt noch ein paar Wochen aus. Und fang schon mal an, die Dezembernummer zu planen, die wird anders als jedes Heft, das wir bis jetzt gemacht haben. Mein Artikel wird sich auf ungefähr 40 Seiten belaufen. M.
Von an :
40 Seiten!!! Hast du sie noch alle?
Von an :
Ich glaube, so was nennt sich Themenheft. Ich brauche noch drei Wochen. Kannst du Folgendes in die Wege leiten: 1) einen Verlag mit dem Namen Millennium registrieren lassen, 2) uns eine ISBN-Nummer beschaffen, 3) Christer bitten, dass er ein hübsches Logo für unseren neuen Buchverlag entwirft, 4) eine gute Druckerei auftreiben, die schnell und billig ein Taschenbuch drucken kann. Außerdem brauchen wir noch Kapital, um unser erstes Buch zu drucken. Küsschen, Mikael
Von an :
Themenheft.
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