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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Minuten, bis sie zur Tür ging und überprüfte, ob sie sich auch nicht getäuscht hatte. Als sie die Zahl eingab, klickte das Schloss. Sie öffnete die Tür und sah sich im Treppenhaus um. Kurz hinter dem Eingang war eine Überwachungskamera angebracht, auf die sie einen kurzen Blick warf, um sie dann zu ignorieren - die Kamera gehörte zu den Modellen, die Milton Security vertrieb, und wurde erst aktiviert, wenn im Haus ein Einbruchs- oder Überfallsalarm losging. Weiter links, neben einem antiken Aufzug, befand sich eine Tür mit einem weiteren Nummernschloss. Sie machte einen Test und stellte fest, dass Eingangstür, Kellergeschoss und der Raum mit den Mülltonnen dieselbe Zahlenkombination hatten. Nachlässig, sehr nachlässig. Sie verbrachte drei Minuten mit der Untersuchung des Kellers, in dem sie eine unverschlossene Waschküche und einen Putzraum fand. Anschließend öffnete sie mit Hilfe der Dietriche, die sie sich bei Miltons Schließanlagenexperten »ausgeliehen« hatte, eine abgesperrte Tür, die höchstwahrscheinlich zum Versammlungsraum für die Eigentümergemeinschaft führte. Ganz hinten gab es noch einen Hobbyraum. Zu guter Letzt fand sie, wonach sie gesucht hatte: ein kleines Kabuff, in dem die elektrischen Sicherheits- und Kontrollvorrichtungen untergebracht waren. Sie sah sich Zähler und Sicherungskästen genau an und zückte dann eine Canon-Digitalkamera in der Größe einer Zigarettenschachtel. Sie machte drei Aufnahmen.
    Auf dem Rückweg warf sie einen sekundenschnellen Blick auf die Namensschilder neben dem Aufzug und las den Namen der obersten Wohnung: Wennerström.
    Dann verließ sie das Haus und eilte zum Nationalmuseum, wo sie die Cafeteria aufsuchte, um sich aufzuwärmen und einen Kaffee zu trinken. Nach ungefähr einer halben Stunde fuhr sie wieder nach Söder zurück und ging in ihre Wohnung.
    Sie fand eine Antwort von »plague_xyz_666@hotmail. com« in ihrer Mailbox. Nachdem sie sie per PGP entschlüsselt hatte, bestand die Antwort kurz und bündig aus der Zahl 20.

6. Kapitel
    Donnerstag, 26. Dezember
     
    Mikael Blomkvists Zeitlimit von dreißig Minuten war bereits deutlich überschritten. Es war halb fünf, und an den Nachmittagszug war gar nicht mehr zu denken. Es bestand jedoch immer noch die Möglichkeit, den Abendzug um 21.30 Uhr zu erwischen. Er stand am Fenster und massierte sich den Nacken, während er die erleuchtete Kirchenfassade auf der anderen Seite der Brücke betrachtete. Henrik Vanger hatte ihm ein Album mit Zeitungsausschnitten aus den lokalen und den überregionalen Zeitungen gezeigt, die sich mit dem Ereignis befassten. Es hatte eine Zeit lang ein ziemlich großes Medieninteresse gegeben - Mädchen aus Industriellenfamilie spurlos verschwunden . Aber da keine Leiche gefunden wurde und es keinen Durchbruch in den Ermittlungen gab, war das Verschwinden Harriet Vangers siebenunddreißig Jahre später eine vergessene Geschichte. Die vorherrschende Theorie in den Artikeln aus den späten sechziger Jahren war die, dass das Mädchen ertrunken und aufs Meer hinausgespült worden war - eine Tragödie, die jede Familie treffen könne.
    Mikael hatte sich wider besseres Wissen von der Erzählung faszinieren lassen, doch als Henrik Vanger um eine Pause bat, hatte er seine Skepsis zurückgewonnen. Aber der alte Mann war noch nicht fertig, und Mikael hatte ihm schließlich doch versprochen, sich die ganze Geschichte anzuhören.
    »Was glauben Sie selbst, was mit ihr passiert ist?«, fragte Mikael, als Vanger wieder ins Zimmer kam.
    »Normalerweise haben hier ungefähr fünfundzwanzig Personen ihren festen Wohnsitz, aber aufgrund des Familientreffens waren an jenem Tag zirka sechzig auf der Insel. Von diesen können zwanzig bis fünfundzwanzig Personen mehr oder weniger ausgeschlossen werden. Ich glaube, dass einer von den übrigen - und zwar mit großer Wahrscheinlichkeit jemand aus der Familie - Harriet getötet und die Leiche versteckt hat.«
    »Ich habe Dutzende von Einwänden.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Natürlich würde ich als Erstes einwenden, dass, sollte tatsächlich jemand ihre Leiche versteckt haben, man sie gefunden hätte, wenn wirklich so akribisch gesucht wurde, wie Sie es geschildert haben.«
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, die Suche war noch gründlicher, als ich erzählt habe. Ich begann erst dann an einen Mord zu denken, als mir aufging, wie ihre Leiche verschwunden sein könnte. Ich kann es nicht beweisen, aber es liegt auf jeden Fall im Bereich des

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