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Pendlerbahnhof in Sundbyberg. Sie hatte den Toyota aus dem Fuhrpark von Milton Security ausgeliehen. Zwar hatte sie nicht wirklich um Erlaubnis gefragt, doch andererseits hatte Armanskij ihr auch nicht ausdrücklich verboten, eines von Miltons Autos zu benutzen. Früher oder später muss ich mir ein eigenes Fahrzeug anschaffen, dachte sie. Sie hatte kein Auto, dafür aber ein Motorrad - eine gebrauchte Kawasaki mit 125 Kubik, die sie im Sommer benutzte. Im Winter stand die Maschine in ihrem Kellerabteil.
Sie spazierte zum Högklintavägen und klingelte um Punkt 18 Uhr an der Sprechanlage. Nach ein paar Sekunden klickte das Schloss, sie ging zwei Stockwerke hoch und klingelte an der Tür mit dem bescheidenen Namen Svensson. Sie hatte keine Ahnung, wer Svensson war oder ob es in der Wohnung überhaupt eine Person dieses Namens gab.
»Hallo, Plague«, sagte sie zur Begrüßung.
»Wasp. Du besuchst mich auch bloß, wenn du was brauchst.«
Er war 1 Meter 89 groß und wog 152 Kilo - ein stark übergewichtiger Mann, drei Jahre älter als Lisbeth Salander. Sie selbst war 1 Meter 54 groß bei einem Gewicht von 42 Kilo und hatte sich neben Plague stets wie ein Zwerg gefühlt. In seiner Wohnung war es wie immer dunkel. Der Lichtschein der einzigen eingeschalteten Lampe sickerte aus seinem Schlafzimmer, das ihm auch als Arbeitszimmer diente, auf den Korridor. Es roch dumpf und muffig.
»Weil du dich nie wäschst, Plague, und weil es hier drin nach Affenhaus riecht. Für den Fall, dass du mal vor die Tür gehen solltest, kann ich dir eine Seife empfehlen. Gibt’s im Supermarkt.«
Er lächelte dünn, gab aber keine Antwort und bedeutete ihr, mit in die Küche zu kommen. Er setzte sich an den Küchentisch, ohne Licht anzumachen. Die Beleuchtung kam hauptsächlich von der Straßenlaterne vor dem Küchenfenster.
»Ich meine, ich bin ja auch nicht gerade der Champ, wenn’s ums Aufräumen geht, aber wenn die alten Milchkartons nach Verwesung stinken, dann pack ich das Zeug und schmeiß es weg.«
»Ich bin Frührentner aus Krankheitsgründen«, sagte er. »Ich bin sozial inkompetent.«
»Deswegen hat der Staat dir also eine Wohnung gegeben und dich vergessen. Hast du keine Angst, dass sich die Nachbarn irgendwann mal beklagen könnten und das Sozialamt nachgucken kommt? Dann landest du am Ende noch im Irrenhaus.«
»Hast du was für mich?«
Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Jackentasche und holte 5000 Kronen heraus.
»Mehr kann ich mir nicht leisten. Es ist mein eigenes Geld, und ich kann dich ja schlecht mit den Spesen verrechnen.«
»Was willst du?«
»Die Manschette, von der du vor zwei Monaten erzählt hast? Hast du sie hingekriegt?«
Er lächelte und legte einen Gegenstand vor ihr auf den Tisch.
»Erklär mir, wie sie funktioniert.«
In der folgenden Stunde hörte sie aufmerksam zu. Dann probierte sie die Manschette aus. Plague war vielleicht sozial inkompetent. Aber er war zweifellos ein Genie.
Henrik Vanger blieb vor seinem Schreibtisch stehen und wartete, bis er wieder Mikaels volle Aufmerksamkeit hatte. Mikael sah auf seine Armbanduhr. »Sie sprachen von einem verwirrenden Detail?«
Vanger nickte. »Ich habe am 1. November Geburtstag. Als Harriet acht Jahre alt war, gab sie mir ein Geburtstagsgeschenk, ein Bild. Eine gepresste Blume in einem schlichten Rahmen.«
Vanger ging um den Schreibtisch herum und zeigte auf die erste Blume, eine Glockenblume. Sie war amateurhaft und ungeschickt aufgeklebt worden.
»Das erste Bild. Ich habe es 1958 bekommen.«
Er wies auf das nächste Bild.
»1959: Scharfer Hahnenfuß. 1960: Margerite. Es wurde eine Tradition. Sie bastelte mir das Bild im Sommer und hob es bis zu meinem Geburtstag auf. Ich habe es immer an dieser Wand hier aufgehängt. 1966 verschwand sie, und die Tradition wurde unterbrochen.«
Henrik Vanger verstummte und deutete auf eine Lücke in der Bilderreihe. Mikael spürte, wie sich ihm plötzlich die Nackenhaare aufstellten. Die ganze Wand war voll mit gepressten Blumen.
»1967, ein Jahr nachdem sie verschwunden war, bekam ich an meinem Geburtstag diese Blume. Es ist ein Veilchen.«
»Wie haben Sie die Blume bekommen?«, fragte Mikael leise.
»Mit der Post, in Geschenkpapier verpackt und in einem wattierten Umschlag. In Stockholm abgeschickt. Kein Absender. Keine Nachricht.«
»Sie wollen damit sagen, dass …« Mikael wedelte mit der Hand.
»Genau. Jedes verdammte Jahr an meinem Geburtstag. Können Sie sich vorstellen, was für ein
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