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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Denkbaren.«
    »Okay, schießen Sie los.«
    »Harriet verschwand irgendwann gegen 15 Uhr. Um circa 14.55 Uhr wurde sie vom Pastor Otto Falk gesehen, der zum Unfallort unterwegs war. Ungefähr zur selben Zeit traf ein Fotograf der Lokalzeitung ein, der im Laufe der nächsten Stunde jede Menge Bilder des Dramas schoss. Wir - die Polizei - haben uns die Aufnahmen genau angesehen und konnten feststellen, dass Harriet auf keinem der Bilder auftaucht. Alle anderen, die in der Stadt waren, tauchen hingegen sehr wohl auf, wenn vielleicht auch nur am Bildrand - abgesehen einmal von den ganz kleinen Kindern.«
    Henrik Vanger holte ein neues Fotoalbum und legte es vor Michael auf den Tisch.
    »Das hier sind Bilder von jenem Tag. Das erste wurde beim Festumzug in Hedestad gemacht. Das Bild wurde ungefähr um 13.15 Uhr vom selben Fotografen aufgenommen, und Harriet ist darauf tatsächlich zu sehen.«
    Das Bild war aus dem zweiten Stock eines Hauses geschossen worden und zeigte eine Straße, auf der gerade Umzugswagen mit Clowns und Mädchen in Badeanzügen vorbeifuhren. Auf dem Bürgersteig drängten sich die Zuschauer. Henrik Vanger deutete auf eine Person in der Menge.
    »Das ist Harriet, ungefähr zwei Stunden vor ihrem Verschwinden. Sie war mit ein paar Klassenkameraden in der Stadt. Das ist das letzte Bild von ihr. Aber es gibt noch ein weiteres interessantes Foto.«
    Henrik Vanger blätterte weiter. Der Rest des Albums enthielt gut hundertachtzig Bilder - sechs Filme - von der Katastrophe auf der Brücke. Blomkvist hatte beinahe Skrupel, sich die scharfen Schwarzweißfotos anzusehen. Der Fotograf verstand sein Handwerk und hatte das ganze Chaos jenes Unfalls eingefangen. Viele Bilder konzentrierten sich auf die Aktivitäten rund um den umgestürzten Tanklaster. Mikael erkannte problemlos einen gestikulierenden, heizölverschmierten sechsundvierzigjährigen Henrik Vanger.
    »Das hier ist mein Bruder Harald.« Der Alte deutete auf einen Mann, der noch sein feines Sakko anhatte und in gebeugter Haltung auf irgendetwas in dem Autowrack zeigte, in dem Aronsson eingeklemmt war. »Harald ist ein unangenehmer Mensch, aber ich glaube, dass man ihn von der Liste der Verdächtigen streichen kann. Abgesehen von einer kurzen Zeitspanne, in der er zurück zum Hof laufen musste, um sich andere Schuhe anzuziehen, war er die ganze Zeit auf der Brücke.«
    Henrik Vanger blätterte weiter. Ein Bild folgte dem anderen. Fokus auf den Tanklaster. Fokus auf die Schaulustigen am Ufer. Fokus auf Aronssons Auto. Totalaufnahmen. Indiskrete Fotos mit dem Teleobjektiv.
    »Das hier ist ein interessantes Bild«, sagte Henrik Vanger. »Soweit wir feststellen konnten, wurde es ungefähr zwischen 15.40 Uhr und 15.45 Uhr aufgenommen, also knapp fünfundvierzig Minuten nachdem Harriet Pastor Falk begegnet war. Achten Sie auf unser Haus, das Fenster Mitte zweiter Stock. Das ist Harriets Zimmer. Auf dem vorherigen Bild ist das Fenster geschlossen, hier ist es offen.«
    »Jemand war zu diesem Zeitpunkt in Harriets Zimmer.«
    »Ich habe alle gefragt, keiner hat zugegeben, das Fenster geöffnet zu haben.«
    »Was bedeutet, dass es entweder Harriet selbst war, die zu diesem Zeitpunkt noch lebte, oder dass Sie jemand angelogen hat. Aber warum sollte ein Mörder in ihr Zimmer gehen und das Fenster aufmachen? Und warum sollte Sie jemand anlügen?«
    Henrik Vanger schüttelte den Kopf. Es gab keine Antwort.
    »Harriet verschwand irgendwann gegen 15 Uhr oder unmittelbar danach. Diese Bilder vermitteln eine ungefähre Vorstellung davon, wer sich wo aufhielt in diesem Zeitraum. Deswegen kann ich bestimmte Personen von der Liste der Verdächtigen streichen. Aus demselben Grund kann ich eine gewisse Zahl von Personen ausmachen, die sich zu dieser Zeit nicht auf den Bildern finden und daher zu den Verdächtigen gerechnet werden müssen.«
    »Sie haben die Frage nicht beantwortet, wie die Leiche Ihrer Meinung nach verschwand.«
    »Es gibt mehrere realistische Möglichkeiten. Irgendwann gegen 15 Uhr schlägt der Mörder zu. Er oder sie hat vermutlich keine Waffe verwendet - sonst hätten wir vielleicht Blutspuren entdeckt. Ich tippe darauf, dass Harriet erwürgt wurde, und ich tippe darauf, dass es genau hier geschah, hinter der Hofmauer - eine Stelle, die der Fotograf nicht sehen konnte und die, vom Haus betrachtet, im toten Winkel liegt. Es gibt einen kleinen Schleichweg, der vom Pfarrhaus - wo sie ja zum letzten Mal gesehen wurde - zu meinem Haus führt. Heute ist dort eine

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