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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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fünfzehn sind schon einmal Opfer männlicher Gewalt geworden.

8. Kapitel
    Freitag, 3. Januar - Sonntag, 5. Januar
     
    Als Mikael Blomkvist zum zweiten Mal in Hedestad aus dem Zug stieg, war der Himmel pastellblau und die Luft eiskalt. Ein Thermometer an der Außenwand des Bahnhofsgebäudes zeigte 18 Grad minus an. Er trug immer noch ungeeignete, dünne Schuhe. Im Gegensatz zum vorigen Besuch wartete diesmal aber kein Rechtsanwalt Frode mit einem warmen Auto auf ihn. Mikael hatte nur angekündigt, an welchem Tag er kommen würde, aber nicht, mit welchem Zug. Er nahm an, dass irgendein Bus nach Hedeby fuhr, hatte jedoch keine Lust, auf der Suche nach der Haltestelle zwei schwere Koffer und eine Schultertasche durch die Gegend zu schleppen. Stattdessen ging er zum Taxistand auf der anderen Seite des Bahnhofsplatzes.
    In der Zwischenzeit hatte es an der Küste von Norrland heftig geschneit. Den Spuren der Räumfahrzeuge und den aufgehäuften Schneebergen nach zu urteilen, hatte der Winterdienst in Hedestad auf Hochtouren gearbeitet. Der Taxifahrer, der laut Ausweis an der Windschutzscheibe Hussein hieß, schüttelte den Kopf, als Mikael fragte, ob das Wetter sehr hart gewesen sei. Er erklärte in breitestem Norrland-Dialekt, es sei der schwerste Schneesturm seit Jahrzehnten gewesen, und er bereue es bitter, über Weihnachten nicht in Griechenland Urlaub gemacht zu haben.
    Mikael dirigierte das Taxi zu Henrik Vangers frisch geräumter Auffahrt, wo er die Koffer auf dem Treppenabsatz abstellte und dem Auto hinterhersah, als es wieder Richtung Hedestad verschwand. Plötzlich fühlte er sich einsam und verunsichert. Vielleicht hatte Erika recht gehabt, als sie das ganze Projekt als verrückt bezeichnete.
    Er hörte, wie die Tür hinter ihm aufging, und drehte sich um. Henrik Vanger war in einen dicken Ledermantel gehüllt, trug solide Stiefel und eine Mütze mit Ohrenklappen. Mikael stand in Jeans und einer dünnen Lederjacke vor ihm.
    »Wenn Sie hier wohnen, müssen Sie lernen, sich in dieser Jahreszeit besser anzuziehen.« Sie gaben sich die Hand. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht im großen Haus wohnen wollen? Nein? Dann fangen wir wohl am besten damit an, dass Sie sich in Ihrer neuen Wohnung einrichten, denke ich.«
    Mikael nickte. Eine seiner Forderungen in den Verhandlungen mit Vanger und Frode war gewesen, dass er seinen eigenen Haushalt führte und nach Belieben kommen und gehen konnte. Vanger führte Mikael wieder auf die Straße und bog durch ein Tor auf einen frisch geräumten Hof mit einem Holzhäuschen, das sich unmittelbar neben der Brücke befand. Es war unverschlossen, und der alte Mann hielt ihm die Tür auf. Sie traten in einen kleinen Vorraum, wo Mikael mit einem Seufzer der Erleichterung seine Koffer abstellte.
    »Das ist unser sogenanntes Gästehäuschen, hier quartieren wir Leute ein, die etwas länger bleiben. Hier haben Sie 1963 mit Ihren Eltern gewohnt. Es ist tatsächlich eines der ältesten Häuser am Ort, aber es ist modernisiert worden. Ich habe Gunnar Nilsson - das ist mein Hausmeister - heute Morgen einheizen lassen.«
    Das ganze Haus bestand aus einer großen Küche und zwei kleineren Zimmern, insgesamt ungefähr 50 Quadratmeter. Die Küche beanspruchte die Hälfte der Fläche und war modern ausgestattet: Elektroherd, kleiner Kühlschrank und fließend Wasser. Auf dem Flur stand aber auch noch ein alter gusseiserner Ofen, mit dem tagsüber eingeheizt worden war.
    »Diesen Ofen brauchen Sie nicht zu benutzen, außer wenn es wirklich eiskalt ist. Der Holzkasten steht draußen im Vorraum, und hinterm Haus ist noch ein Holzschuppen. Das Häuschen steht seit dem Herbst leer. Wir haben heute Morgen Feuer gemacht, um einmal richtig durchzuheizen. Aber für den täglichen Gebrauch reicht der Elektro-Radiator. Sie dürfen bloß keine Kleidung drauflegen, die kann anfangen zu brennen.«
    Mikael nickte und sah sich um. Die Fenster gingen in drei Richtungen; vom Küchentisch aus hatte man die ungefähr dreißig Meter entfernte Brücke im Blick. Ansonsten war die Küche mit ein paar großen Schränken, Küchenstühlen, einem alten Küchensofa und einem Regal mit Zeitungen möbliert. Ganz obenauf lag eine alte Zeitschrift von 1967. In der Ecke stand ein Abstelltisch, der als Schreibtisch herhalten konnte.
    Die Küchentür befand sich auf der einen Seite des gusseisernen Ofens. Auf der anderen Seite führten zwei schmale Türen in die kleinen Zimmer. Das rechte, das näher an der Außenwand war und als

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