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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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zeigte 21 Grad minus. Es war Samstag.
     
    Die Bushaltestelle lag dem Supermarkt genau gegenüber, und Mikael begann sein Leben im Exil damit, seine Shoppingpläne in die Tat umzusetzen. Er stieg am Bahnhof aus dem Bus und ging einmal quer durch die Innenstadt. Er kaufte dick gefütterte Winterstiefel, zwei Paar lange Unterhosen, einige warme Flanellhemden, eine ordentliche halblange wattierte Winterjacke, eine warme Mütze und gefütterte Handschuhe. Im Elektrogeschäft fand er einen kleinen tragbaren Fernseher mit Teleskopantenne. Der Verkäufer versicherte ihm, dass er auch im entlegenen Hedeby zumindest das staatliche Schwedische Fernsehen empfangen könne, und Mikael kündigte an, sein Geld zurückzuverlangen, falls das nicht stimmte.
    Er machte halt bei der Bibliothek, legte sich einen Mitgliedsausweis zu und lieh sich zwei Krimis von Elizabeth George aus. In einem Schreibwarenladen besorgte er sich Kugelschreiber und Notizblöcke.
    Zum Schluss kaufte er noch eine Schachtel Zigaretten. Er hatte vor zehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört, doch ab und zu erlitt er Rückfälle und verspürte plötzlich unglaubliche Lust auf Nikotin. Die Schachtel steckte er ungeöffnet in seine Jackentasche. Sein letzter Besuch galt einem Optiker, bei dem er Reinigungsflüssigkeit kaufte und sich neue Kontaktlinsen bestellte.
    Gegen zwei Uhr war er zurück in Hedeby und entfernte gerade die Preisschilder von seinen neuen Kleidern, als er die Tür gehen hörte. Eine blonde Frau um die fünfzig klopfte an den Türrahmen und trat gleichzeitig über die Schwelle. Sie hatte einen Napfkuchen auf einer Kuchenplatte dabei.
    »Hallo, ich wollte Sie nur willkommen heißen. Ich heiße Helen Nilsson und wohne auf der anderen Straßenseite. Wir sind quasi Nachbarn.«
    Mikael gab ihr die Hand und stellte sich vor.
    »Ach ja, ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Wie schön, dass hier abends Licht im Gästehaus brennt.«
    Mikael setzte Kaffee auf - sie protestierte zwar, setzte sich aber doch an den Küchentisch und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster.
    »Da kommen Henrik und mein Mann. Sieht so aus, als brächten sie Ihnen ein paar Kartons vorbei.«
    Henrik Vanger und Gunnar Nilsson blieben mit ihrem Karren draußen stehen, und Mikael ging hinaus, um ihnen die Hand zu schütteln und Gunnar beim Reintragen der vier Umzugskartons zu helfen. Der Hausmeister schien nicht zu wissen, was in den Kartons war. Dann stellten sie den Karren neben dem eisernen Ofen ab, Mikael deckte den Kaffeetisch und schnitt Helens Kuchen an.
    Gunnar und Helen Nilsson waren nette Menschen. Sie schienen nicht sonderlich neugierig darauf zu sein, warum Mikael sich in Hedestad aufhielt - dass er für Henrik Vanger arbeitete, schien ihnen Erklärung genug. Mikael beobachtete, wie die Nilssons und Henrik Vanger miteinander umgingen, und stellte fest, dass sie sich ungezwungen verhielten und es keine sichtbare hierarchische Rollenverteilung gab. Sie unterhielten sich über die Stadt und darüber, wer das Gästehaus gebaut hatte, in dem Mikael wohnte. Das Ehepaar Nilsson korrigierte Vanger, als er sich falsch erinnerte, und er erzählte im Gegenzug eine witzige Geschichte, wie Gunnar Nilsson einmal nach Hause gekommen war und beobachtet hatte, wie eine der ortsansässigen Intelligenzbestien von der anderen Seite der Brücke versuchte, durchs Fenster ins Gästehaus einzusteigen. Er war hinübergegangen und hatte den zurückgebliebenen Einbrecher gefragt, warum er nicht die unverschlossene Haustür benutze. Dann musterte Gunnar Nilsson skeptisch den kleinen Fernseher und bot Mikael an, abends zu ihnen rüberzukommen, wenn es irgendeine Sendung gab, die er sehen wolle. Sie hatten eine Parabolantenne.
    Nachdem die Nilssons gegangen waren, blieb Henrik Vanger noch ein wenig. Der alte Mann hielt es für das Beste, wenn Mikael das Archiv selbst sortierte. Falls er ein Problem habe, könne er zu ihm kommen und fragen. Mikael bedankte sich und meinte, es werde sich schon alles finden.
    Als Mikael wieder allein war, trug er die Umzugskartons ins Arbeitszimmer und fing an, den Inhalt zu begutachten.
     
    Henrik Vangers private Nachforschungen zum Verschwinden seiner Großnichte erstreckten sich über sechsunddreißig Jahre. Mikael konnte nur schwer beurteilen, ob das Interesse eine ungesunde Besessenheit war oder ein intellektuelles Spiel. Nicht zu übersehen war jedoch, dass der alte Patriarch sich mit dem systematischen Ansatz eines Hobbyarchäologen ans Werk gemacht hatte. Die

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