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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Notrufzentrale Hedestad. Der Polizist, der den Anruf entgegennahm, hatte mit W Ryttinger unterschrieben, was Mikael als wachhabender Polizist interpretierte. Als Anrufer war Henrik Vanger angegeben, seine Adresse und Telefonnummer waren notiert worden. Der Bericht war datiert vom 23. September 1966, 11:14 Uhr am Sonntagmorgen. Der Text war kurz und trocken:
    Anruf v. Henrik Vanger meld. Nichte (?) Harriet Ulrika VANGER, geb. 15. Jan. 1950 (16 Jahre) verschwunden von zu Hause auf Hedeby-Insel seit Samstagnachm.
    Anr. sehr beunruhigt.
    Um 11:20 Uhr eine Anmerkung, die besagte, dass P-014 Befehl zum Ausrücken erhalten hatte.
    Um 11:35 Uhr war in einer anderen, schwerer zu entziffernden Handschrift als Ryttingers angefügt worden:
    Magnusson meld. Brücke nach Hedeby-Insel immer noch gesp. Transp. m. Boot.
    Am Rand eine unleserliche Unterschrift.
    Um 12:14 Uhr wieder Ryttinger:
    Tel. gespr. Magnusson in H-by meld., dass 16-jährige Harriet Vanger seit dem frühen Samstagnachm. vermisst. Fam. sehr beunruhigt. Scheint nachts nicht in ihrem Bett geschlafen zu haben. Kann Insel wg. Unfall a. d. Brücke nicht verlassen haben. Keines der befr. Familienmitgl. kennt HVs Aufenthaltsort.
    Um 12:19 Uhr:
    G. M. telefon. v. Vorfall inform.
    Die letzte Anmerkung war um 13:42 Uhr gemacht worden:
    G. M. vor Ort in H-by; übernimmt Fall.
    Schon das nächste Blatt verriet, dass hinter den kryptischen Initialen G. M. ein Kommissar namens Gustav Morell steckte, der mit dem Boot auf die Hedeby-Insel gekommen war, die Ermittlungen übernommen und eine offizielle Vermisstenanzeige zu Harriet Vanger aufgenommen hatte. Im Gegensatz zu den Notizen auf der ersten Seite waren Morells Berichte maschinengeschrieben und in leicht verständlicher Sprache abgefasst. Auf den folgenden Seiten wurden die ergriffenen Maßnahmen mit einer Sachlichkeit und Detailliertheit beschrieben, die Mikael überraschte.
    Morell war systematisch zu Werke gegangen. Er hatte zuerst Henrik Vanger zusammen mit Isabella Vanger, Harriets Mutter, vernommen. Danach hatte er der Reihe nach mit einer Ulrika Vanger, Harald Vanger, einem Greger Vanger, Harriets Bruder Martin Vanger und einer Anita Vanger gesprochen.
    Ulrika war Henrik Vangers Mutter und schien den Status einer Königinwitwe zu genießen. Sie wohnte auf dem Vangerschen Hof und konnte keinerlei Auskünfte geben. Sie hatte sich am Abend zuvor frühzeitig schlafen gelegt und Harriet seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen. Anscheinend hatte sie nur darauf bestanden, Kriminalkommissar Morell zu sprechen, um ihrer Ansicht Ausdruck zu verleihen, dass die Polizei umgehend handeln müsse.
    Harald Vanger rangierte auf Platz zwei der einflussreichen Familienmitglieder. Er erklärte, er habe Harriet nur kurz zu Gesicht bekommen, als sie vom Festumzug in Hedestad zurückkam, aber er habe sie seit dem Unfall auf der Brücke nicht mehr gesehen und kenne ihren derzeitigen Aufenthaltsort nicht .
    Greger Vanger, Henriks und Haralds Bruder, gab an, er habe die verschwundene Sechzehnjährige nach ihrem Besuch in Hedestad gesehen, als sie in Henriks Arbeitszimmer kam und ihn um ein Gespräch bat. Greger erklärte, dass er selbst, abgesehen von einem kurzen Gruß, nicht mit ihr geredet habe. Er wusste nicht, wo sie sich möglicherweise aufhalten könnte, äußerte jedoch die Vermutung, sie sei wahrscheinlich nur zu einer Schulfreundin gefahren - gedankenloserweise ohne jemand Bescheid zu geben - und werde sicher bald wieder auftauchen. Auf die Frage, wie sie in diesem Fall die Insel verlassen haben sollte, wusste er keine Antwort.
    Martin Vanger wurde am kürzesten vernommen. Er absolvierte gerade sein letztes Jahr am Gymnasium in Uppsala, wo er bei Harald Vanger untergebracht war. Da in Haralds Auto kein Platz mehr für ihn gewesen war, hatte er den Zug nach Hedeby genommen und war so spät angekommen, dass er auf Grund des Unfalls auf der falschen Seite der Brücke hängen blieb. Er hatte erst spätabends mit dem Boot übersetzen können. Man vernahm ihn in der Hoffnung, seine Schwester könnte sich mit ihm verständigt und ihm einen Hinweis gegeben haben, wohin sie ausreißen wollte. Die Frage löste Proteste bei Harriets Mutter aus, aber Kommissar Morell war zu jenem Zeitpunkt der Meinung, dass es die hoffnungsvollere Variante sei, wenn Harriet nur fortgelaufen wäre. Martin hatte jedoch seit den Sommerferien nicht mehr mit seiner Schwester gesprochen und konnte keine nützlichen Angaben machen.
    Anita war Harald Vangers Tochter,

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