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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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wurde aber irrtümlich als Kusine von Harriet aufgelistet - sie war eigentlich eine Kusine zweiten Grades. Sie studierte im ersten Jahr an der Universität Stockholm und hatte den Sommer in Hedeby verbracht. Sie und Harriet waren fast gleichaltrig und sehr enge Freundinnen geworden. Sie gab an, dass sie am Samstag gemeinsam mit ihrem Vater auf die Insel gekommen war und sich darauf gefreut hatte, Harriet zu treffen. Sie erklärte, sie sei beunruhigt, denn es sehe Harriet nicht ähnlich, irgendwohin zu verschwinden, ohne der Familie Bescheid zu sagen. Dieser Aussage schlossen sich Henrik und Isabella Vanger an.
    Kommissar Morell hatte während der Vernehmungen der Familienmitglieder auch gleich die Beamten Magnusson und Bergman - Patrouille 014 - beauftragt, eine erste Suchmannschaft zu organisieren, solange es noch hell war. Wegen der immer noch gesperrten Brücke war es schwierig, Verstärkung vom Festland anzufordern. Die erste Suchmannschaft bestand aus ungefähr dreißig Personen verschiedenen Alters und Geschlechts. Folgendes Gebiet wurde am Nachmittag abgesucht: die leer stehenden Häuser am Fischerhafen, die Strände an der Landzunge und den Sund entlang, das Waldstück bei der Siedlung sowie der sogenannte Söderberg oberhalb des Fischerhafens. Letzterer wurde untersucht, weil jemand die Theorie aufgestellt hatte, Harriet könnte dorthin gegangen sein, um sich aus sicherem Abstand einen Überblick über den Unfallort zu verschaffen. Man schickte sogar Streifen nach Östergård und zu Gottfrieds Haus auf der anderen Seite der Insel.
    Die Suche blieb jedoch ergebnislos und wurde erst lange nach Einbruch der Dunkelheit gegen zehn Uhr abends abgebrochen. Die Temperatur fiel nachts auf ungefähr null Grad.
    Im Laufe des Nachmittags hatte Kommissar Morell sein Hauptquartier in einem Zimmer im Erdgeschoss des vangerschen Hofes eingerichtet, das Henrik Vanger ihm zur Verfügung gestellt hatte. Er hatte eine Menge Maßnahmen ergriffen.
    Zusammen mit Isabella Vanger hatte er Harriets Zimmer in Augenschein genommen und herauszufinden versucht, ob etwas fehlte, was darauf hindeuten würde, dass Harriet von zu Hause fortgelaufen war. Isabella war ihm keine sonderlich große Hilfe und schien nicht allzu gut über die Garderobe ihrer Tochter Bescheid zu wissen. Sie hatte oft Jeans an, aber die sehen ja alle gleich aus. Harriets Handtasche wurde auf ihrem Schreibtisch gefunden. Darin befanden sich ihr Ausweis, eine Brieftasche mit neun Kronen und fünfzig Öre, ein Kamm, ein Handspiegel und ein Taschentuch. Nach dieser Durchsuchung war Harriets Zimmer versiegelt worden.
    Morell hatte mehrere Personen zur Vernehmung bestellt, sowohl Familienmitglieder als auch Angestellte. Alle Gespräche waren sorgfältig aufgezeichnet worden.
    Als die Teilnehmer der ersten Suchmannschaft schließlich mit entmutigenden Nachrichten zurückgekommen waren, entschied der Kommissar, die Suche systematischer aufzuziehen. Er forderte abends und nachts Verstärkung an. Unter anderem wandte er sich an den Vorsitzenden des Hedestader Vereins für Orientierungsläufe und bat ihn, sämtliche Mitglieder telefonisch für die Suchaktion einzuberufen. Gegen Mitternacht teilte man ihm mit, dass sich dreiundfünfzig aktive Mitglieder am nächsten Morgen um 7 Uhr auf dem Hof der Vangers einfinden würden. Henrik Vanger leistete seinen Beitrag, indem er einen Teil der Frühschichtarbeiter aus der Vangerschen Papierfabrik abstellte. Er organisierte sogar Essen und Getränke.
    Mikael Blomkvist konnte sich die Szenen lebhaft vorstellen, die sich in diesen dramatischen Stunden auf dem Hof der Vangers abgespielt haben mussten. Der Unfall auf der Brücke hatte in den ersten Stunden zur allgemeinen Verwirrung beigetragen: Es war sehr schwierig, Verstärkung vom Festland zu bekommen, zum anderen dachten alle, dass zwei dramatische Ereignisse doch irgendwie miteinander in Verbindung stehen mussten. Als der Tanklaster entfernt wurde, war Kommissar Morell sogar zur Brücke gegangen, um sich davon zu überzeugen, dass Harriet Vanger nicht auf irgendeine unwahrscheinliche Art und Weise unter dem Wrack gelandet war. Das war die einzige irrationale Handlung, die Mikael im Vorgehen des Kommissars entdeckte, denn das Mädchen war nach dem Unfall ja nachweislich auf der Insel gesehen worden.
    Während der ersten chaotischen vierundzwanzig Stunden schwanden die Hoffnungen, dass die Geschichte ein baldiges und glückliches Ende nehmen könnte. Trotz aller offensichtlichen

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