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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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konnten außerdem noch ihren Motorwärmer anbieten.
    Erika fuhr am Nachmittag los und kam gegen sechs Uhr abends. Sie sahen sich ein paar Sekunden lang abwartend an und lagen sich dann bedeutend länger in den Armen.
    Im Abenddunkel gab es außer der erleuchteten Kirche nicht viel zu sehen. Der Supermarkt und Susannes Brücken-Café schlossen gerade. Sie zogen sich also schnell ins Haus zurück. Mikael kochte Abendessen, während Erika in seinem Haus herumstöberte, die alten Nummern des Rekordmagasinet aus den fünfziger Jahren kommentierte und sich in seine Ordner im Arbeitszimmer vertiefte. Sie aßen Lammkoteletts mit Salzkartoffeln und Sahnesauce - viel zu viele Kalorien - und tranken Rotwein. Mikael versuchte, den Faden ihres Telefongesprächs wieder aufzunehmen, aber Erika war nicht recht in Stimmung, über Millennium zu reden. Stattdessen redeten sie zwei Stunden über Mikaels Situation und ihre Gefühle. Danach testeten sie, ob das Bett breit genug für sie beide war.
     
    Das dritte Treffen mit Nils Bjurman war anberaumt, verschoben und zum Schluss auf fünf Uhr am selben Freitag gelegt worden. Bei früheren Treffen war Lisbeth Salander stets von einer zirka fünfundfünfzigjährigen Dame in Empfang genommen worden, die nach Moschus roch und als Sekretärin in der Kanzlei arbeitete. Diesmal hatte sie schon Feierabend gemacht und Bjurman eine leichte Alkoholfahne. Er bedeutete Salander mit einer wedelnden Geste, auf einem Besucherstuhl Platz zu nehmen, und blätterte geistesabwesend in irgendwelchen Papieren, bis er sich plötzlich ihrer Gegenwart wieder bewusst zu werden schien.
    Abermals war sie regelrecht verhört worden. Diesmal hatte er Lisbeth Salander zu ihrem Sexleben ausgefragt - was ihrer Ansicht nach zu ihrer Privatsphäre gehörte und ihn überhaupt nichts anging.
    Nach ihrem Besuch wusste sie, dass sie es falsch angepackt hatte. Sie war zunächst still sitzen geblieben und hatte ihm ausweichende Antworten gegeben. Er hatte das vermutlich so interpretiert, als sei sie schüchtern oder geistig zurückgeblieben oder hätte etwas zu verbergen. Salander sah ein, dass er sie nicht in Ruhe lassen würde, bevor er seine Antworten bekommen hatte, und fing an, ihm knappe und harmlose Antworten zu geben, wie sie höchstwahrscheinlich in ihr psychologisches Profil passten. Sie erwähnte Magnus - in ihrer Beschreibung ein gleichaltriger Computerfreak, der sie wie ein Gentleman behandelte, sie ins Kino einlud und zwischendurch mit ihr ins Bett ging. Magnus war reine Fiktion - sie erfand ihn, während sie von ihm erzählte -, aber Bjurman hatte die Neuigkeit zum Anlass genommen, während der nächsten Stunde eingehend ihr Sexleben auszuforschen. Wie oft haben Sie Sex? Ab und zu. Wer ergreift die Initiative - Sie oder er? Ich. Verwenden Sie Kondome? Natürlich - sie habe schon mal von Aids gehört. Welche Stellung mögen Sie am liebsten? Na ja, meistens auf dem Rücken. Mögen Sie Oralsex? Ääääh, Moment … Haben Sie schon einmal Analsex gehabt?
    »Nein, ich steh nicht drauf, in den Arsch gefickt zu werden, aber was zum Teufel geht Sie das eigentlich an?«
    Das war das einzige Mal, dass Sie vor Bjurman die Beherrschung verloren hatte. Sie wusste, wie man ihren Blick deuten konnte, und hatte auf den Boden gesehen, damit ihre Augen nicht ihre Gefühle verrieten. Als sie ihn wieder anschaute, blinzelte er von der anderen Seite des Schreibtisches herüber. Lisbeth Salander wusste mit einem Mal, dass ihr Leben eine dramatische Wende nehmen würde. Sie verließ Bjurman mit einem Gefühl des Ekels. Auf so etwas war sie nicht vorbereitet gewesen. Palmgren wäre niemals auf den Gedanken gekommen, ihr solche Fragen zu stellen. Er war immer zugänglich gewesen, wenn sie mit ihm über irgendetwas reden wollte. Eine Möglichkeit, die sie selten genutzt hatte.
    Bjurman war ein serious pain in the ass oder - wie ihr dämmerte - auf dem besten Wege, sich zu einem major problem zu entwickeln.

11. Kapitel
    Samstag, 1. Februar - Dienstag, 18. Februar
     
    In den wenigen Stunden, die es am Samstag hell war, gingen Mikael und Erika am kleinen Hafen vorbei und schlugen den Weg nach Östergården ein. Obwohl Mikael seit einem Monat auf der Insel wohnte, war er bis jetzt noch nie weiter ins Inselinnere vorgedrungen. Kälte und Schneestürme hatten ihn davon abgehalten. Aber am Samstag war es sonnig und angenehm, als hätte Erika einen Hauch von Frühlingswetter mitgebracht. Es waren nur fünf Grad unter null. Rechts und links der

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