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Grund ermordet wurde - keine Wahnsinnstat oder Vergewaltigung oder so etwas. Würden wir das Motiv kennen, wüssten wir auch, wer sie umgebracht hat.«
Morell überlegte kurz.
»Der Mord kann spontan begangen worden sein. Damit meine ich, dass jemand im Chaos nach dem Unfall die Gelegenheit beim Schopf ergriff. Der Mörder versteckte die Leiche und schaffte sie später fort, während wir die Gegend nach ihr absuchten.«
»Sie sprechen von einem eiskalten Menschen.«
»Es gibt da noch ein Detail. Harriet kam in Henriks Zimmer und wollte mit ihm reden. Im Nachhinein sieht mir das bemerkenswert aus. Sie wusste sehr gut, dass er alle Hände voll zu tun hatte mit all den Verwandten, die sich auf dem Hof befanden. Ich glaube, Harriet stellte für irgendjemand eine Bedrohung dar. Sie wollte Henrik etwas erzählen, und dem Mörder war klar, dass sie … tja, dass sie etwas ausplaudern würde.«
»Henrik war mit ein paar Familienmitgliedern beschäftigt …«
»Außer Henrik waren noch vier Personen im Zimmer: sein Bruder Greger, der Sohn einer Kusine namens Magnus Sjögren sowie Harald Vangers Kinder, Birger und Cecilia. Aber das hat nichts zu sagen. Nehmen wir mal an, Harriet hätte entdeckt, dass jemand Firmengelder veruntreut hat, dann kann sie das monatelang gewusst und sogar mit dem Betreffenden darüber gesprochen haben. Vielleicht hat sie versucht, ihn zu erpressen, oder sie hat Mitleid mit ihm gehabt und den Entschluss hinausgezögert, ihn auffliegen zu lassen. Möglicherweise hat sie damit gedroht, worauf der Täter sie in seiner Verzweiflung erschlug.«
»Sie gehen von einem männlichen Täter aus?«
»Rein statistisch gesehen sind die meisten Mörder Männer. Aber natürlich, in der Familie Vanger gibt es ein paar Weiber, das sind die reinsten Besen.«
»Ich habe Isabella kennengelernt.«
»Sie ist eine von ihnen. Aber es gibt noch mehr. Cecilia Vanger kann richtig knallhart sein. Und sind Sie Sara Sjögren schon begegnet?«
Mikael schüttelte den Kopf.
»Sie ist die Tochter von Sofia Vanger, einer von Henriks Kusinen. Eine richtig unangenehme und rücksichtslose Frau. Aber sie wohnte in Malmö und hatte kein Motiv, Harriet zu töten, soviel ich herausfinden konnte.«
»Okay.«
»Doch wie wir das Ganze auch drehen und wenden, wir sind nie so richtig hinter das Motiv gekommen.«
»Sie haben intensiv an diesem Fall gearbeitet. Gibt es irgendetwas, das Sie nicht weiterverfolgt haben?«
»Nein, Mikael. Ich habe diesem Fall unendlich viel Zeit gewidmet, und ich wüsste nicht, was ich nicht so weit verfolgt hätte, wie es nur irgend ging. Auch als ich befördert wurde und aus Hedestad wegzog.«
»Wegzog?«
»Ja, ich bin ursprünglich nicht aus Hedestad. Ich arbeitete dort von 1963 bis 1968. Danach wurde ich Kommissar und ging nach Gävle, wo ich den Rest meiner Karriere blieb. Aber auch in Gävle stellte ich noch weitere Untersuchungen im Fall Harriet an.«
»Henrik Vanger ließ nicht locker, nehme ich an.«
»Das stimmt. Aber es war nicht deswegen. Das Rätsel um Harriet fasziniert mich noch heute. Ich meine … Sie müssen das so sehen: Jeder Polizist hat sein eigenes ungelöstes Rätsel. Ich erinnere mich an meine Zeit in Hedestad, als die älteren Kollegen im Pausenraum immer über den Fall Rebecka sprachen. Besonders ein Polizist, Torstensson - er ist seit vielen Jahren tot -, kehrte Jahr für Jahr immer wieder zu diesem Fall zurück. In seiner Freizeit und im Urlaub. Wenn auf dem Revier in Hedestad mal Flaute herrschte, zog er stets die Ordner wieder hervor und grübelte.«
»Ging es auch um ein verschwundenes Mädchen?«
Kommissar Morell sah einen Moment lang völlig verblüfft aus. Dann lächelte er, als er begriff, dass Mikael irgendeine Verbindung zwischen den beiden Fällen suchte.
»Oh, ich habe das nicht aus diesem Grund aufs Tapet gebracht. Ich spreche von der Seele eines Polizisten. Der Fall Rebecka ereignete sich, bevor Harriet Vanger auf der Welt war, und ist schon lange verjährt. Irgendwann in den vierziger Jahren wurde eine Frau in Hedestad überfallen, vergewaltigt und umgebracht. Das ist nichts Ungewöhnliches. Jeder Polizist muss irgendwann in seiner Laufbahn in so einem Fall ermitteln. Ich will damit sagen, dass es oft einen Fall gibt, der die Ermittler nicht loslässt und ihnen unter die Haut geht. Das Mädchen wurde auf brutalste Weise ermordet. Der Mörder hatte sie gefesselt und ihren Kopf auf die glimmenden Kohlen eines offenen Kamins gelegt. Ich weiß nicht, wie lange
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