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es gedauert haben mag, bis das arme Mädchen starb, und welche Qualen sie durchgemacht hat.«
»Oh, verdammt.«
»Der arme Torstensson war als Erster vor Ort, als sie gefunden wurde. Der Mord blieb ungelöst, obwohl Experten aus Stockholm zu Hilfe kamen. Torstensson konnte den Fall nie wieder vergessen.«
»Ich verstehe.«
»Harriet ist also mein Rebecka-Fall. Bei ihr weiß ich nicht einmal, wie sie gestorben ist. Technisch gesehen können wir ja nicht beweisen, dass ein Mord geschehen ist. Aber ich kriege diesen Fall einfach nicht aus dem Kopf.«
Er überlegte eine Weile.
»In einem Mord zu ermitteln ist manchmal die einsamste Angelegenheit der Welt. Die Freunde des Opfers sind aufgewühlt und verzweifelt, aber früher oder später - nach ein paar Wochen oder Monaten - kehrt der Alltag wieder ins Leben zurück. Bei den nächsten Verwandten dauert es länger, doch sogar sie kommen über ihre Trauer und Verzweiflung hinweg. Das Leben geht weiter. Nur die ungelösten Morde lassen einen nicht los. Zum Schluss ist bloß noch einer übrig, der an das Opfer denkt und ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen will - das ist der Polizist, der mit den Ermittlungen betraut ist.«
Es wohnten noch drei weitere Personen der Familie Vanger auf der Hedeby-Insel, aber Mikael kam nicht näher in Kontakt mit ihnen. Alexander Vanger, geboren 1946 und Sohn des dritten Bruders, Greger, wohnte in einem renovierten Holzhaus aus dem frühen 20. Jahrhundert. Mikael erfuhr von Henrik, dass Alexander sich derzeit auf den Westindischen Inseln aufhielt, wo er sich seiner Lieblingsbeschäftigung widmete - segeln und sich die Zeit vertreiben, ohne einen Finger krumm machen zu müssen. Henrik redete so negativ über seinen Bruder, dass Mikael daraus schloss, Alexander Vanger müsse Gegenstand gewisser Kontroversen gewesen sein. Er begnügte sich zunächst mit der Feststellung, dass Alexander zwanzig Jahre alt gewesen war, als Harriet verschwand, und dass er zum Kreis der Familienmitglieder gehörte, die vor Ort gewesen waren.
Alexander wohnte mit seiner achtzigjährigen Mutter Gerda zusammen, der Witwe von Greger Vanger. Mikael begegnete ihr nie. Sie kränkelte und lag hauptsächlich im Bett.
Das dritte Familienmitglied war natürlich Harald Vanger, doch in den ersten Monaten war es Mikael nicht gelungen, auch nur den kleinsten Blick auf den alten Rassenbiologen zu erhaschen. Harald Vangers Haus, das direkt neben Mikaels Gästehaus stand, sah mit seinen dunklen, stets vorgezogenen Vorhängen düster und Unheil verkündend aus. Mikael hatte ein paarmal zu sehen geglaubt, dass sich die Vorhänge leicht bewegten, als er vorbeiging, und eines Nachts, als er spät schlafen gehen wollte, hatte er plötzlich einen Lichtschein im Obergeschoss bemerkt. Ein Vorhang stand einen Spalt offen. Über zwanzig Minuten hatte er fasziniert an seinem dunklen Küchenfenster gestanden und das Licht betrachtet, bevor er es gut sein ließ und fröstelnd zu Bett ging. Am Morgen war der Vorhang wieder an seinem Platz.
Harald Vanger schien wie ein unsichtbarer, stets anwesender Geist, der einen Teil des Stadtlebens durch seine Gegenwart prägte. In Mikaels Fantasie nahm er immer mehr die Form eines tückischen Gollum an, der hinter seinen Vorhängen die Umgebung ausspionierte und in seiner verrammelten Höhle geheimnisvolle Dinge trieb.
Er wurde einmal am Tag vom Heimpflegedienst besucht, einer älteren Frau von der anderen Seite der Brücke, die mit den Essensbehältern durch die Schneewehen zu seiner Tür stapfte, weil er sich weigerte, den Schnee in der Hofeinfahrt räumen zu lassen. Gunnar Nilsson schüttelte den Kopf, als Mikael ihn darauf ansprach. Er erklärte, dass er sich erboten hatte, Schnee zu schippen, Harald Vanger jedoch offensichtlich nicht wollte, dass irgendeine Menschenseele den Fuß auf sein Grundstück setzte. Ein einziges Mal war Gunnar Nilsson automatisch mit dem Schneeräumfahrzeug bei ihm vorgefahren. Es endete damit, dass Harald Vanger aus dem Haus geschossen kam und so lange krakeelte, bis Nilsson sich wieder entfernt hatte.
Leider konnte Nilsson bei Mikael nicht räumen, weil das Tor zu schmal für sein Fahrzeug war. Da waren weiterhin Schneeschippe und Muskelkraft gefragt.
Mitte Januar beauftragte Mikael seinen Anwalt damit, herauszufinden, wann er seine dreimonatige Gefängnisstrafe absitzen musste. Er wollte die Sache so schnell wie möglich geklärt haben. Ins Gefängnis zu kommen, stellte sich als einfacher heraus, als er sich
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